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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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7. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0297

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SAMMLUNGEN

FRANKFURT a. M. Das STÄDELSCHE
KUNSTINSTITUT hat feine Schäße um ein [ehr
bedeutendes Werk bereichert, eine Arbeit Ma-
nets. Das Bild, eine Croquetpartie im Garten,
war feit der vente Manet im Jahre 1884 ver-
fchollen und wird von Duret in feinem Manet-
katalog als unbekannten Verbleibes aufge-
führt. Ein franzöfifcher Schaufpieler fand das
Bild in Bern bei einem Trödler und Renoir,
dem es in Cannes gezeigt wurde, er kannte
es fogleich wieder. Das Bild ift 1874 ent-
ftanden, im felben Jahre alfo wie die „Familie
Manets“ in der Sammlung Ärnhold, mit der es
vieles gemein hat. Es zeigt einen Garten, darin
zwei Frauen, die Croquet fpielen, im Vorder-
grund links einen Mann hingelagert, im Hinter-
grund rechts einen anderen ftehend. Die Kompo-
fition, die in der Diagonale geordnet ift, fo daß
der Blick von links unten nach rechts oben immer
mehr in die Tiefe hineingezogen wird, ift von
wundervoller Raumwirkung, die Farben, auf ein
reich nuanciertes Blaugrün und ein Gelb geftimmt,
find von größtem Zauber, alles in dem Bilde
von ganz unbefchreiblichem Lebensgefühl. Frank-
furt befißt damit ein Werk Manets, das den
gereiften Meifter auf der vollen Höhe feines
Könnens, feiner Naturbeherrfchung zeigt und das
mehr als jedes andre gerade das zum Ausdruck
bringt, was die moderne Malerei dem großen
Initiator verdankt. C. G.

HÄGEN i. W. Das FOLKWANG-MUSEUM
hat in leßter Zeit wieder einige bedeutende
Neuerwerbungen gemacht: chinefifche Bronzen,
darunter drei Bronzefpiegel von höchfter tech-
nifcher Vollendung und fchöner Patina, eine
Bronzeplakette von Moderno, die den Sturz
eines Viergefpanns darftellt, ein intereffanter
fchmiedeeiferner Türklopfer aus dem 17. Jahr-
hundert mit phantaftifchen Tierfiguren, eine
größere Anzahl Lithographien von Daumier, ein
großes Gemälde von Franz Marc: Drei Pferde,
und mehrere Gemälde von Emil Nolde, darunter
das köftliche Werk „Die klugen und törichten
Jungfrauen“. * *

*

Das DEUTSCHE MUSEUM FÜR KUNST IN
HANDEL UND GEWERBE hat feine erfolg-
reiche Tätigkeit, die der Propagierung guten
deutfchen Kunftgewerbes dient, jeßt um ein be-
merkenswertes Gebiet erweitert. Es veranftaltet
demnächft eine Wanderausftellung durch die wich-
tigen Mufeen der Vereinigten Staaten von Ame-
rika (New-York, Pittsburg, Cincinnatti, St. Louis,
Chicago, Indianapolis). Die Ausftellung umfaßt
Hauptwerke der modernen Architektur in großen
Photographien, eine ausgewählte graphifche

Kollektion, gute Reklamekunft und fchließlich
alle Art Kunftgewerbe in Keramik, Glas, Metall,
Textilien u. a. Die Bedeutung diefer Ausftellung
liegt ebenfo fehr auf äfthetifchem wie auf wirt-
fchaftlichem Gebiet, fie wird die Ideen der mo-
dernen Kunftbewegung in Amerika einführen,
wo fie noch fehr wenig an Boden gewonnen
haben, und fie wird dem deutfchen Kunftgewerbe
ein Abfaßgebiet fchaffen, das vorläufig noch fehr
zu Unrecht vorwiegend von mittelmäßiger aus-
ländifcher Produktion befeßt ift. K. F.

NEW-YORK Mr. Francis L. Leband hat,
ganz unerwarteter Weife, dem METROPOLITAN-
MUSEUM eine Anzahl Bankaktien zum Gefchenk
überwiefen, die eine Summe von ca. einer Mil-
lion Dollar darftellen und faft $ 50000 Zinfen
pro Jahr abwerfen. An diefer Gabe ift keinerlei
Bedingung geknüpft. Andere Gaben aus der
jüngften Zeit find eine halbe Million Dollar von
Jofeph Pulitzer, eine Million Dollar von John
S. Kennedy, faft $ 450 000 von Fred er ick
Hewitt und $ 100000 von anderer Seite. Wäh-
rend des Jahres 1911 hat das Mufeum, wie der
jüngft erfchienene Bericht angibt, $ 562985 zum
Ankauf von Kunftwerken verausgabt. Es wurden
im ganzen 1393 Werke erworben; 2524 wurden
dem Mufeum gefchenkt. Die Stadt fchoß zu den
Ausgaben des Mufeums $ 200000 zu. Troßdem
blieb ein Defizit übrig, das aber durch Zeichnung
feitens einiger Kunftfreunde fofort ausgeglichen
wurde. Zu den jüngften Erwerbungen gehören
160 japanifche Buntdrucke, die dem verftorbenen
F. Lathrop in New-York gehört hatten. Das
Mufeum hat nun die fchwierige Frage zu löfen,
wie all feine Schäße und dazu noch die Mor-
ganfammlung unterzubringen und auszuftellen.
Die neuen, noch im Bau begriffenen Säle werden
dafür keineswegs ausreichen. Deshalb hat man
fich an die Stadt um eine Summe von drei Vier-
tel Millionen Dollar gewandt, für die ein weiterer
neuer Flügel angebaut werden foll, um die ganze
Morganfammlung aufzunehmen. Ob diefe dem
Mufeum nur geliehen oder leßten Endes ver-
macht werden wird, weiß man noch nicht, glaubt
aber, daß es auf jeden Fall richtig fei und im
lntereffe der Allgemeinheit liege, wenn diefer
Flügel gebaut werde und die Morganfammlung in
ihm zur öffentlichen Aufteilung gelange. Mit
diefen $ 750000 wird das diesmalige ftädtifche
Jahresbudget (1912) für das Mufeum faft die
Riefenfumme von einer ganzen Million Dollar
erreichen. Von gewiffer Seite hatte man vor-
gefchlagen, die eben gefchenkte Million für den
Neubau zu verwerten. Mr. Robinfon aber,
der Direktor des Mufeums, erklärte, daß das
fchon deswegen unmöglich fei, weil das Mufeum,

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