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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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12. Heft
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Ausstellungen
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Denkmalpflege
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0520

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AUSSTELLUNGEN ° DENKMALPFLEGE

Anläßlich der Wiener Tagung des deutschen
Werkbundes, über die anderwärts kurz be-
richtet wird, veranftaltet das K. K, ÖSTER-
REICHISCHE MUSEUM FÜR KUNST UND IN-
DUSTRIE in diefem Jahre ausnahmsweife eine
„Frühjahrsausftellung neuer Qualitäts-
arbeiten der heimifchen Kunftgewerbe“
in Verbindung mit einer umfangreichen Aus-
heilung der K.K. KUNSTGEWERBESCHULE.
Es fehlt an diefer Stelle leider der Raum, die Be-
fonderheiten der fchönen Ausftellung gegenüber
der früheren Veranftaltungen diefer beiden von
wahrhaft modernem Geift erfüllten ftaatlichen
Kunftinftitute eingehend zu würdigen. So kann
hier nur das hohe Durchfchnittsniveau der aus-
geftellten Arbeiten ganz im allgemeinen freudig
anerkannt werden; die verblüffenden Lehrerfolge
der bewährten Leiter der kunftgewerblichen
Fachfchulen des Mufeums überrafchen nach-
gerade nicht mehr. K. R.

* *

*

Im September 1912 wird in den Räumen des
ÖSTERREICHISCHEN MUSEUMS anläßlich des
in Wien tagenden euchariftifchen Kongreffes eine
Ausftellung für kirchliche Kunft ftattfinden.
Dem vorbereitenden Komitee gehören neben
dem Prälaten Hofrat Profeffor Dr. Swoboda
der Bildhauer O. Schimkowiß, der Vizedirektor
des öfterr. Mufeums Regierungsrat Dr. Dreger
und der Architekt Dr. Holey an. Die Ausftellung
befchränkt fich auf den katholifchen Kultus
und wird in erfter Linie Kunftwerke zu berück-
fichtigen haben, „welche in unmittelbarem Dienfte
des Altarfakramentes gebraucht werden“. Die
Ausftellung foll vor allem einen künftlerifchen
Charakter haben; der künftlerifchen Jury, der
Künftler und Kunfthiftoriker aller öfterreichifchen
Nationalitäten und der verfchiedenften Kunft-
richtungen angehören, wird ein liturgifcher
Beirat zur Seite geftellt.

WIESBADEN Im Kunftfalon ÄKTUARYUS
ift zurzeit eine fehr intereffannte Sammlung
alter Miniaturen, Dofen, Porzellane und Gläfer
zu fehen, die dem Nachlaß eines Sammlers ent-
ftammt und im ganzen 75 Nummern enthält,
über die ein kleiner Katalog Auskunft gibt.
Unter den Miniaturmalern find die bedeutend-
en Namen des 18. Jahrhunderts vertreten, und
obwohl die franzöfifche und englifche Miniatur
diefer Zeit überragt, ift doch auch die Wiener
Miniatur zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch
einige beachtenswerte Stücke gut repräfentiert.
Aus dem gleichen Befiß wird ein dem Rubens
zugefprochenes Werk „Bacchanalien“ gezeigt.

□ □ □

DENKMALPFLEGE

MAINZ Die über 600 Jahre alte Karmeliter-
kirche, die in den lebten Jahrzehnten als Lager-
halle gedient hat, foll nunmehr nach einem Be-
fchluß des ftädtifchen Finanzausfchuffes eingehend
reftauriert und als Mufeum für kirchliche Kunft
eingerichtet werden.

SAN VIGILIO (Gardafee) Zeitungsnach-
richten zufolge erfcheint das berühmte Land-
fchaftsbild des Ortes San Vigilio arg gefährdet.
Eine Hötelgefellfchaft will in nächfter Nähe des
Ortes am Seeufer ein modernes Riefenhötel mit
einem Ausfichtsturm erbauen. Die Ausführung
diefes Projektes würde nicht nur die Schönheit
des Landfchaftsbildes zerftören, fondern auch die
Wirkung der Villa Guarienti (jeßt Brenzoni),
des berühmten Baues Sanmichelis, fehr beein-
trächtigen. Gegen diefen Plan hat zunächft
die Künftlerfchaft Italiens einmütigen Proteft
erhoben; die veronefifchen Künftler, an deren
Spiße Salvini, der Direktor der Kunftakademie
von Verona, und der Maler Dali’ Oca Bianca
ftehen, haben überdies unter Vermittlung des
italienifchen Botfchafters am Wiener Hofe auch
in Wien einen Aufruf erlaffen, der hier ftärk-
ften Wiederhall gefunden hat: Die Leiter der
Wiener Kunftinftitute, fämtliche Wiener Künftler-
vereinigungen, „Manesbund“ und „Sztuka“, alle
Architektenvereinigungen, zahlreiche touriftifche
und andere Privatvereine und eine große An-
zahl von Kunftfreunden haben fich in feltener
Einhelligkeit diefer Proteftkundgebung zur Wah-
rung der Kunft- und Naturfchonheiten San Vi-
gilios angefchloffen.

SEVILLA Vor einiger Zeit ging durch alle
Blätter die Auf fehen erregende Nachricht, daß
ein Gemälde Murillos im Sevillaner Pro-
vinzialmufeum bei einer Reinigung durch den
Maler Virgilio Mattoni völlig ruiniert worden
und der Miffetäter in Haft genommen worden
fei. Der wirkliche Tatbeftand liegt nun aber fo,
daß Mattoni, ein als Maler wie als Reftaurator
überaus bewährter Künftler, fich durch die Rei-
nigung jener „Purisima Concepcion“ ein außer-
ordentliches Verdienft erworben hat und man
wünfchen möchte, daß die anderen Murillos
jenes Mufeums gleichfalls einer Reinigung unter-
zogen würden. Denn die meiften Gemälde Mu-
rillos in der genannten Galerie find von einem
allzu gelben Firnis und mit einer dicken Schmuß-
fchicht überzogen, und ihr wirklicher Charakter
bleibt fo dem Befchauer vorenthalten. Die ge-
reinigte Immaculada weift eine Reihe feiner
filbergrauer Töne auf, von denen man früher

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