RUNDSCHAU — SAMMLUNGEN
DER CICERONE IST STÄNDIGES PUBLIKATIONSORGAN FOLGENDER MUSEEN: WALLRAF-
RICHARTZ-MUSEUM ZU KÖLN / STADELSCHES INSTITUT UND STADT. GALERIE ZU
FRANKFURT a. M. / MUSEUM FÜR KUNSTGEWERBE ZU LEIPZIG / KAISER FRIEDRICH-
MUSEUM ZU POSEN / GROSSHERZOGL. MUSEUM ZU SCHWERIN / STADT. MUSEUM DER
BILDENDEN KÜNSTE ZU LEIPZIG / HERZOGL. MUSEUM ZU BRAUNSCHWEIG / PROVINZIAL-
MUSEUM IN HANNOVER / KAISER WILHELM-MUSEUM ZU KREFELD / STADT. MUSEUM
ZU BRAUNSCHWEIG / MUSEUM JOANNEUM IN GRAZ / KUNSTGEWERBE-MUSEUM ZU
FRANKFURT a. M. / KUNSTHALLE ZU MANNHEIM / KUNSTGEWERBE-MUSEUM ZU DÜSSEL-
DORF / ALTONAER MUSEUM / MAXIMILIANS-MUSEUM ZU AUGSBURG / FOLKWANG-
MUSEUM ZU HAGEN i. W. / KUNST-MUSEUM ZU ESSEN / DAS DEUTSCHE MUSEUM
FÜR KUNST IN HANDEL UND GEWERBE ZU HAGEN i. W. / KUNSTGEWERBE-MUSEUM
ZU OLDENBURG i. Gr. / GROSSHERZOGLICHES LANDESMUSEUM IN DARMSTADT / STÄDTI-
SCHES MUSEUM ZU HALLE a. S. / KUNSTGEWERBE-MUSEUM DER STADT STRASSBURG /
GROSSHERZOGLICHE KUNSTHALLE IN KARLSRUHE / MÄRKISCHES MUSEUM ZU BERLIN
EIN NEUES MUSEUM MODERNER
KUNST IN FLORENZ Den modernen
Galerien Italiens ift bisher weder die Gunft der
Regierung, noch die der Kunstfreunde zuteil ge-
worden. Nur zu bekannt find die traurigen
Zuftände in der größten Galerie diefer Art, der
römifchen, deren leßte Erwerbungen in die Ma-
gazine verbannt werden mußten, weil es un-
möglich war, auch nur einen Quadratmeter Raum
verfügbar zu machen. Auch in Florenz exiftiert
feit mehr als fünfzig Jahren ein fo gut wie un-
bekanntes, faft nie von Fremden befuchtes Mu-
feum moderner Kunft, das im Jahre 1859 mit
einigen Erwerbungen der „Promotrice" be-
gründet und 1866 der „Accademia di Belle Arti"
angegliedert wurde. Hier waren 150 meift un-
bedeutende Bilder, in der Mehrzahl Werke von
Akademielehrern, vereinigt, eine Galerie ver-
alteter Kunft, nicht der Kunft, die unferer Zeit
ihr intereffantes Gepräge gibt.
Unter diefenUmftänden und nach folchen An-
fängen in Florenz ein Mufeum moderner Kunft
zu fchaffen, war gewiß keine leichte Aufgabe.
Um fo höheres Lob verdienen die auch in
Deutschland bekannten Kunftfreunde Nello Tar-
chiani, Giovanni Poggi, Ugo Ojetti und der
Maler Francesco Gioli, die monatelang mit
heißem Bemühen gearbeitet haben, zuerft, um
die nötigen Mittel aufzubringen, dann, um aus
der Fülle des Unbedeutenden das Wichtige aus-
zufondern, um Plaß für die etwa 100 Bilder
umfaffende moderne Galerie der Stadt zu ge-
winnen, die Sammlung dem fo notwendigen
Verjüngungsprozeß zu unterziehen und den Räu-
men eine würdige Ausftattung zu verleihen.
Von den 150 Bildern des alten Beftandes find
zunächft mehr als 100 ausgefchieden worden,
von denen die meiften als wertlos in das Ma-
gazin verbracht, einige als Wandfchmuck an das
Apellationsgericht, andere, namentlich Darstel-
lungen von Begebenheiten und von Persönlich-
keiten aus den italienifchen Freiheitskämpfen,
an das „Museo del Risorgimento Italiano" ab-
gegeben wurden, während man mehrere auf
die Theatergefchichte Italiens bezügliche Bilder
dem neugegründeten „Museo della Scala" in
Mailand, und wieder andere dem im Entftehen
begriffenen Dantemufeum im Palaft der „Arte
della Lana" überwiefen hat.
Die foeben beendete Neuordnung, der wir
ein völlig neues Mufeum moderner Kunft ver-
danken, ift freilich nur als eine proviforifche
anzufehen; neueEntwicklungsmöglichkeiten wer-
den fich erft ergeben, wenn die Regierung zu
der von dem Leiter des Mufeums, Dr. Nello
Tardiiani, geplanten Erweiterung durch Auf-
feßen eines zehn Säle umfaffenden Stockwerkes
über der benachbarten Galerie der königlichen
Mofaikmanufaktur ihre Zuftimmung gegeben
haben wird. Ein Kapital von 30000 Lire jähr-
lich, zu deffen Hergabe der Florentiner Magiftrat
und die Regierung fich verpflichtet haben, fichert
eine gedeihliche Weiterentwicklung des neuen
Mufeums, das in feiner Ankaufstätigkeit auch
durch einen „Verein von Fremden der modernen
Galerie in Florenz" unterftüßt wird.
Im erften Saai find Zeichnungen toskanifcher
Künftler ausgeftellt, darunter Arbeiten von Dupre,
Bartolini, Ciferi, Uffi und Fattori. Der zweite
Saal, der den Künftlern der leßten Jahrzehnte
gewidmet ift, enthält Werke von Moreili, Bezza,
Cortefe, Ciardi, Fragiacomo, Previati, Sartorio,
Senno, Tito, Torna, Vertunni; am meiften feffelt
hier die intereffante Gruppe der Freilichtmaler
(Macchiajuoli) Andreotti, Leffi und Plinio No-
mellini. Im dritten Saal haben die Romantiker
ihren Plaß gefunden: Arnos Caffioli mit feiner
Schlacht bei Legnano, Stefano Uffi mit feiner
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DER CICERONE IST STÄNDIGES PUBLIKATIONSORGAN FOLGENDER MUSEEN: WALLRAF-
RICHARTZ-MUSEUM ZU KÖLN / STADELSCHES INSTITUT UND STADT. GALERIE ZU
FRANKFURT a. M. / MUSEUM FÜR KUNSTGEWERBE ZU LEIPZIG / KAISER FRIEDRICH-
MUSEUM ZU POSEN / GROSSHERZOGL. MUSEUM ZU SCHWERIN / STADT. MUSEUM DER
BILDENDEN KÜNSTE ZU LEIPZIG / HERZOGL. MUSEUM ZU BRAUNSCHWEIG / PROVINZIAL-
MUSEUM IN HANNOVER / KAISER WILHELM-MUSEUM ZU KREFELD / STADT. MUSEUM
ZU BRAUNSCHWEIG / MUSEUM JOANNEUM IN GRAZ / KUNSTGEWERBE-MUSEUM ZU
FRANKFURT a. M. / KUNSTHALLE ZU MANNHEIM / KUNSTGEWERBE-MUSEUM ZU DÜSSEL-
DORF / ALTONAER MUSEUM / MAXIMILIANS-MUSEUM ZU AUGSBURG / FOLKWANG-
MUSEUM ZU HAGEN i. W. / KUNST-MUSEUM ZU ESSEN / DAS DEUTSCHE MUSEUM
FÜR KUNST IN HANDEL UND GEWERBE ZU HAGEN i. W. / KUNSTGEWERBE-MUSEUM
ZU OLDENBURG i. Gr. / GROSSHERZOGLICHES LANDESMUSEUM IN DARMSTADT / STÄDTI-
SCHES MUSEUM ZU HALLE a. S. / KUNSTGEWERBE-MUSEUM DER STADT STRASSBURG /
GROSSHERZOGLICHE KUNSTHALLE IN KARLSRUHE / MÄRKISCHES MUSEUM ZU BERLIN
EIN NEUES MUSEUM MODERNER
KUNST IN FLORENZ Den modernen
Galerien Italiens ift bisher weder die Gunft der
Regierung, noch die der Kunstfreunde zuteil ge-
worden. Nur zu bekannt find die traurigen
Zuftände in der größten Galerie diefer Art, der
römifchen, deren leßte Erwerbungen in die Ma-
gazine verbannt werden mußten, weil es un-
möglich war, auch nur einen Quadratmeter Raum
verfügbar zu machen. Auch in Florenz exiftiert
feit mehr als fünfzig Jahren ein fo gut wie un-
bekanntes, faft nie von Fremden befuchtes Mu-
feum moderner Kunft, das im Jahre 1859 mit
einigen Erwerbungen der „Promotrice" be-
gründet und 1866 der „Accademia di Belle Arti"
angegliedert wurde. Hier waren 150 meift un-
bedeutende Bilder, in der Mehrzahl Werke von
Akademielehrern, vereinigt, eine Galerie ver-
alteter Kunft, nicht der Kunft, die unferer Zeit
ihr intereffantes Gepräge gibt.
Unter diefenUmftänden und nach folchen An-
fängen in Florenz ein Mufeum moderner Kunft
zu fchaffen, war gewiß keine leichte Aufgabe.
Um fo höheres Lob verdienen die auch in
Deutschland bekannten Kunftfreunde Nello Tar-
chiani, Giovanni Poggi, Ugo Ojetti und der
Maler Francesco Gioli, die monatelang mit
heißem Bemühen gearbeitet haben, zuerft, um
die nötigen Mittel aufzubringen, dann, um aus
der Fülle des Unbedeutenden das Wichtige aus-
zufondern, um Plaß für die etwa 100 Bilder
umfaffende moderne Galerie der Stadt zu ge-
winnen, die Sammlung dem fo notwendigen
Verjüngungsprozeß zu unterziehen und den Räu-
men eine würdige Ausftattung zu verleihen.
Von den 150 Bildern des alten Beftandes find
zunächft mehr als 100 ausgefchieden worden,
von denen die meiften als wertlos in das Ma-
gazin verbracht, einige als Wandfchmuck an das
Apellationsgericht, andere, namentlich Darstel-
lungen von Begebenheiten und von Persönlich-
keiten aus den italienifchen Freiheitskämpfen,
an das „Museo del Risorgimento Italiano" ab-
gegeben wurden, während man mehrere auf
die Theatergefchichte Italiens bezügliche Bilder
dem neugegründeten „Museo della Scala" in
Mailand, und wieder andere dem im Entftehen
begriffenen Dantemufeum im Palaft der „Arte
della Lana" überwiefen hat.
Die foeben beendete Neuordnung, der wir
ein völlig neues Mufeum moderner Kunft ver-
danken, ift freilich nur als eine proviforifche
anzufehen; neueEntwicklungsmöglichkeiten wer-
den fich erft ergeben, wenn die Regierung zu
der von dem Leiter des Mufeums, Dr. Nello
Tardiiani, geplanten Erweiterung durch Auf-
feßen eines zehn Säle umfaffenden Stockwerkes
über der benachbarten Galerie der königlichen
Mofaikmanufaktur ihre Zuftimmung gegeben
haben wird. Ein Kapital von 30000 Lire jähr-
lich, zu deffen Hergabe der Florentiner Magiftrat
und die Regierung fich verpflichtet haben, fichert
eine gedeihliche Weiterentwicklung des neuen
Mufeums, das in feiner Ankaufstätigkeit auch
durch einen „Verein von Fremden der modernen
Galerie in Florenz" unterftüßt wird.
Im erften Saai find Zeichnungen toskanifcher
Künftler ausgeftellt, darunter Arbeiten von Dupre,
Bartolini, Ciferi, Uffi und Fattori. Der zweite
Saal, der den Künftlern der leßten Jahrzehnte
gewidmet ift, enthält Werke von Moreili, Bezza,
Cortefe, Ciardi, Fragiacomo, Previati, Sartorio,
Senno, Tito, Torna, Vertunni; am meiften feffelt
hier die intereffante Gruppe der Freilichtmaler
(Macchiajuoli) Andreotti, Leffi und Plinio No-
mellini. Im dritten Saal haben die Romantiker
ihren Plaß gefunden: Arnos Caffioli mit feiner
Schlacht bei Legnano, Stefano Uffi mit feiner
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