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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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LITERATUR

Man wird dann dort diefe hochintereffanten
Tafeln im Verein mit verschiedenen kunstge-
werblichen Arbeiten Ständig in aller Ruhe ge-
nießen und [tudieren können. A. L. M.
LEIPZIG Der Verein der Leipziger Jahres-
AusSteilung, E. V. zu Leipzig, deffen erfter Vor-
sitzender Max Klinger ift, hat die Galerie Ernft
Arnold-Dresden mit der Geschäftsführung feiner
Ausstellungen in Leipzig zunächst für vier laufende
Jahre betraut.
WIEN Am 11. April d. J. beginnt Profeffor
Dr. R. F. Arnold einen an fechs aufeinander-
folgenden Freitagen in der „Urania" ftatt-
findenden Vortragskurs: „Goethes Fauft in der
bildenden Kunft" (mit zahlreichen Lichtbildern),
der die vollständige bis zur Gegenwart reichende
„Hluftrationsgefchichte" der Tragödie gibt.
LITERATUR
DIE ITALIENSCHE SCHÖNHEIT. Von Mo eil er
van den Bruck. Im Verlag von R. Piper &
Co.-München wird in den nächften Wochen
ein reich illuftriertes und feiner ganzen An-
lage nach durchaus perfönliches Buch er-
scheinen, das die Stellung des modernen Men-
schen zu dem überkommenenErbe deritalienifchen
Kultur feftlegen will und entgegen dem tradi-
tionellen Kanon auf neue Seiten der italienifchen
Kunft aufmerkfam macht. Sehr intereffant ift vor
allem der Nachweis des Verfaffers, daß die ge-
lamte Spätere Kunft Italiens in der allgemeinen
Stillinie bereits von der Kunft der Etrusker ur-
tümlich feftgelegt worden ift und daß diefer
Starken etruskifdien Kultur gegenüber die römifche
Kunft nichts als eine barocke Entartung diefes
früheften Stiles ift, veranlaßt durch die Be-
kanntfehaft mit den Formen des Hellenismus.
Intereffant ift auch, wie van den Bruck für die
Jahrhunderte der chriftlichen Kunft die befruch-
tenden Einflüffe aus dem germanifchen Norden
einerfeits und aus dem byzantinifchen Often
andererfeits heraushebt und ihnen ähnliche
formenbildende Fruchtbarkeit zuweift, wie fie für
die Berührung des italienifchen Südens mit dem
Sarazenentum feftfteht. Mit andern Worten:
Moeller van den Bruck geht in feinem Buche
Problemen nach, die wohl fchon öfters ange-
fchnitten wurden, in der Art aber, wie er in
feiner Kunftbetrachtung gewiffermaßen „von
vorn" anfängt, für einen originalen modernen
Geift zeugen. Was in uns allen, die wir die
Entwicklung der Moderne leiden fchaftlich ver-
folgen, längft zur Überzeugung wurde, ift hier
die äfthetifche Voraussetzung der literarifdien

Arbeit; das Primitive nämlich als künftlerifches
Phänomen wurde zum modernen Prinzip des
Buches felbft.
Einige Kapitelüberfchriften mögen den Charak-
ter des Werkes näher beleuchten, auf des Später-
hin ausführlich an anderer Stelle eingegangen
werden foll: l.Das etruskifdieErbe. 2. Das Rom
der Cäfaren. 3. Der Kampf um Italien. 4. Die erften
Chriften. 5. Das byzantinifche Zwifchenreich.
6. Die erften Germanen. 7. Das maurifdie Märchen.
8. Der gotifche Einbruch. 9. Die italienifche Er-
neuerung. 10. Das Rom der Päpfte. Bn.
DER AUSBAU DER NATIONALGALERIE.
Unter diefem Titel hat der Leiter der National-
galerie, Geheimrat Ludwig Jufti, zwei der
Denkfchriften zufammengefaßt, die er 1910 und
1912 dem Kultusminister eingereicht hat, und er
veröffentlicht fie jetzt im Verlage vonjulius Bard,
Berlin. Ein guter Teil der Vorfchläge, denen
allen man freudig zuftimmen kann, ift bereits
verwirklicht: die Abgabe der rein hiftorifch in-
tereffierenden Schlachtenbilder an das Zeughaus,
die Jufti ebenfo wie fein Vorgänger Tfchudi
forderte, ift erfolgt, die Porträtgalerie, ein vor-
treffliches und namentlich volkspädagogifch fehr
wertvolies Projekt, ift inzwifchen der Verwirk-
lichung erheblich näher gerückt, und die Umbauten
in der Nationalgalerie, die die erfte Denkfchrift
fordert, find gleichfalls tüchtig vorwärts ge-
kommen. Indeffen, das wichtigfte für die Zu-
kunft einer Galerie find die Ankäufe, und man
muß nur bedauern, daß die zuftändigen Stellen
fich zu der Veröffentlichung der dritten Denk-
fchrift, die diefe Fragen behandelte, nicht ent-
schließen konnten. Man Sollte meinen, daß
Fragen, die die Entwicklung fo gewaltiger Kul-
turfaktoren beftimmen, gar nicht öffentlich genug
behandelt werden könnten. Nach der Art in-
deffen, wie Jufti mit Ruhe und überlegener Ironie,
mit einer unentrinnbar fachlichen Darlegung z. B.
die Notwendigkeit eines Ankaufsfonds für aus-
ländische Kunft verficht, kann man hoffen, daß
auch die Ausführungen des dritten Memorials
die gleiche Überzeugungskraft befifzen und auch
an maßgebender Stelle überzeugen. Man könnte
der Nationalgalerie, die fo viele koftbare, zum
Teil noch gar nicht genügend wirkfame Schätze
birgt, nichts befferes wünfehen, als daß ihrem
Direktor volle Bewegungsfreiheit zuteil würde
für die Ausführung feiner Abfichten und Pläne,
die der vorsichtigen Ergänzungspolitik, von der
die Ankäufe des letzten Jahres zeugten, weit
vorauseilen. H. F.
Das Archiv für Kunftgefchichte, das, her-
ausgegeben von Detlev Freiherr vonHadeln,

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