Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers (5.1913)

DENKMALPFLEGE ° ENTDECKUNGEN ° GESELLSCHAFTEN UND VEREINE

Unternehmungen hervorgetan hat, bereitet für
Mai und Juni eineAusfteilung der modernen
Schweizer Schule vor, die unter abfichtiicher
Befchränkung in der Zahl der vorzuführenden
Werke nur den Extrakt des Beften zu bringen
gedenkt, worauf fich der Ruhm der zeitgenöffi-
fchen Schweizer Malerei gründet. Außer Kodier
und Buri (weich letzterer auch das Ausftellungs-
Piakat gezeichnet hat), foli die Gefamtheit der
führenden Kräfte in einer Qualität vertreten
fein, wie fie bisher, ais Ganzes betrachtet, in
Deutfchiand noch nicht gezeigt wurde. Für das
Geiingen des Unternehmens bürgt außer dem
Namen der veranftaitenden Gefeiifchaft, der ihres
Schweizerifchen Vertrauensmannes, des Herrn
J. G. Woifensberger, der, gleichzeitig Inhaber der
bedeutendften Schweizer Kunftanftait für farbige
Graphik und eines meifterhaft geleiteten Kunft-
faions in Zürich, feine intimen Beziehungen zur
gefamten Schweizer Künftierfchaft in den Dienft
des Unternehmens ftelite. Die Ausftellung
findet in den Fefträumen des Wiesbadener Rat-
haufes ftatt.
DENKMALPFLEGE
MÜHLHEIM, a. d. Ruhr Die Erneuerung
der alten, aus dem 16. Jahrhundert ftammenden
evangelifchen Petrikirche durch die Düffel-
dorfer Bauakademie, hat ihren Abfcbluß gefun-
den durch die Aufhellung eines „Einzuges in
Jerufalem" und einer Himmelfahrt Chrifti von
Ed. v. Gebhardt, Stiftungen der Stadt Mühl-
heim und des Herrn H.Stinnes. Mühlheimer
Bürger ftifteten fieben gemalte Fenfter nach
Entwürfen des Düffeldorfer Profeffors Huber-
feldkirch.
ENTDECKUNGEN + FUNDE
INNSBRUCK Der Privatdozent der hiefigen
Univerfität Dr. H. Hammer hat zu den Tafeln
des Laurentiusaltars von Alichael Pacher, die
die Münchener Pinakothek bewahrt, in dem
kleinen Dörfchen Dietenheim beiBrunek in Tirol
die zweite Hälfte des Altarwerkes aufgefunden,
aus zwei fehr gut erhaltenen und nur etwas
nachgedunkelten Tafeln beftehend.
KORFU Nach den Alitteilungen, die der Hal-
lenfer Archäologe Prof. Carl Robert der Göt-
tinger Gefeiifchaft der Wiffenfchaften gemacht
hat, ftellt der Gorgogiebel des archaifchen
Tempels von Kerkyra, der in Gegenwart des
Kaifers ausgegraben wurde, keine in fich ge-
fchloffene Handlung dar, fondern, wie das auch,

im Gegenfafs zu Athen, in der Mutterftadt
Korinth damals üblich war, lofe aneinanderge-
reihte Figuren und Szenen. Robert erklärt die
Kompofition als eine Aneinanderreihung von
fieben Metopen, zwifchen denen die trennenden
Triglyphen ausgefallen find.
ULM Durch den hiftorifchen Verein Neu-Ulm
wurde bei dem Dorfe Straß (Station Nerfingen)
ein römifcher Friedhof aufgegraben. Man
fand etwa 100 Brandgräber, ohne daß fich aber
eine nennenswerte Ausbeute an kleineren Fun-
den ergab. Die römifche Niederlaffung mag
etwa von Ende des erften nachchriftlichen Jahr-
hunderts bis zum Alemanneneinfall von 233
beftanden haben.
GESELLSCHAFTEN UND
VEREINE
BARMEN Einige bisherige Vorftandsmit-
glieder des Sonderbundes Weftdeutfcher
Kunftfreunde zeigen ihren Austritt aus der
Vereinigung an. Es find dies dieMufeumsdirek-
toren Gofebruch-Effen, Dr. Hagelftange-
Köln, Dr. Reiche-Barmen und der Kunfthifto-
riker Dr. Walter Cohen-Bonn fowie die
Herren Alfred Flechtheim-Düffeldorf und
Hermann Her^-Köln. Gleichzeitig erklärten
120 Stifter und Mitglieder, auch das Ehrenmit-
glied Prof. Dr. Max Liebermann ihren Austritt
aus dem Sonderbund, der je^t von den Düffel-
dorfer Malern Clarenbach und Deußer, fowie
von den Herren Feinhals, Dr. Maafe, Dr. Creu§
und Dr. Niemeyer geleitet wird. Diefem neuen
Vorftande gehören, wie die Gegenpartei feft-
zufteilen bittet, außerdem noch der Befi^er des
Folkwang-Mufeums Herr Karl Ofthaus, der
Dichter Herbert Eulenberg und die Maler Emil
Nolde und Schmidt-Rottluff an. Der Weiter-
beftand des Sonderbundes foll durchaus ge-
fichert fein.
BERLIN Die Vereinig ung Berliner Archi-
tekten wählte für den fat^ungsgemäß ausfchei-
denden Geh. Baurat Wolffenftein den Baurat Ernft
Spindler zum Vorfreuden. Dem neuen Vorftande
gehören ferner an: Baurat Boethke (2. Vorfit^en-
der), Arch. Wellmann (Schriftführer), Baurat Graef,
und die Architekten Henry Groß, Albert Hoffmann
und Ernft Rentfch.
MANNHEIM Ende Märzfand imNibelungen-
faal des Rofengartens eine von vielen Taufen-
den befuchte Verfammlung des freien Bundes
zur Einbürgerung der bildenden Kunft ftatt, die

Der Cicerone, V. ]ahrg., 9. Heft.

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