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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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[10. Heft]
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Rundschau - Sammlungen
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0417

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AUSSTELLUNGEN

Die Malerei befit^t ftark ausgeprägten Charakter,
und die Farbengebung ift glänzend. F-
STETTIN Das StädtifdieMufeum erwarb
aus dem Befit; der Modernen Gaierie Thann-
haufer, Mündien (Arcopaiais) das bekannte
Bildnis des Grafen v. 0. von Hugo v. Haber-
mann fowie den „Strand in Nordwijk" von
Max L iebermann.
WIEN Gemäidegalerie des AH. Kaifer-
haufes. DieNeuordnung der itaiienifchen Schulen
macht rü[tige Fortfehritte. Kürzlich wurden zwei
weitere Säle (111 und IV) fowie das Kabinett VI
dem Publikum wieder zugänglich gemacht. Die
neueröffneten Säle enthalten die itaiienifchen
Gemälde der Barockzeit. Für die durchaus ge-
lungene Neugeftaltung diefer Räume waren die-
felben modernen Prinzipien ausfchlaggebend, die
[ich fchon feit dem Beginn der Arbeit vollauf
bewährt hatten: Befpannung der Wände (dies-
mal wiederum mit dem für die harmonifche
Wirkung befonders günftigen grünen Stoff),
Verkleinerung der Hängefläche, lockere Hängung
nach künftlerifchen Gefichtspunkten, Eliminierung
einiger qualitativ minderwertiger Bilder, end-
lich Einfügung der Neuerwerbungen fowie einiger
befonders wertvoller Bilder aus den Depots.
R.
AUSSTELLUNGEN
BERLIN Am Sonnabend vor Pfingften wurde
in Gegenwart des Kaifcrpaares feierlichft die
große Berliner Kunftausftellung eröffnet,
die in diefem Jahre den Titel einer Jubiläums-
veranftaltung zur kaiferlichen Regierungsjubel-
feier führt. Deshalb nimmt auch einen bedeu-
tenden Raum eine große Überficht über die
Bauten ein, die der Kaifer während der Zeit
feiner Regierung entftehen ließ oder doch mit
feinem befonderenlntereffe begleitet hat. Daran
fchließen fich Sonderausfteilungen zweier Archi-
tekten: des kaiferlichen Burgenbauers und fon-
ftigen architektonifchen Vertrauensmannes Bodo
Ebhardt, und des Stadtbaurats Ludwig Hoffmann.
Und fo widerfpruchsvoil ift die ganze Aushei-
lung. Man hat befonderen Wert gelegt auf eine
rückfchauende Abteilung, die das befte von dem
zeigen Jollte, was innerhalb diefer 25 Regierungs-
jahre entftand, und die beften Qualitäten diefer
Rückfchau ftammen doch von Künftlern, die fich
der allerhöchften Zuftimmung nicht erfreuen
durften. Über Einzelheiten diefer, wie der
modernen Abteilung wird noch zu fprechen fein.
Heute follte nur der erfte Eindruck feftgeftellt

werden, der bei aller Anerkennung des beften
Willens der Ausftellungsleitung doch nur der
einer Verlegenheitsfchöpfung ift.
* *
*
Die Ausftellung des „Verbandes deutfeher
lliuftratoren" kommt in den anheimelnden
und gefchloffenen Räumen des CASPERfchen
Kunftfalons ganz anders zur Geltung als fonft
alljährlich im Moabiter Glaspalaft, und ich
meine, es wäre in aller Intereffe, wenn aus
der Ausnahme die Regel würde. Zum erften
Male fieht man diefe dritthalbhundert Arbeiten
genau durch und ift über den Stand des Niveaus
erfreut. Nur wenige einzelne Leiftungen feien
herausgehoben. Befonders erfreut Emil Doep-
ler d. J. durch zwei zarte Aquarelle von einem
fchönen illuftrativen Impreffionismus, und Morit^
van Eycken mit einer radierten Rückkehr des
verlorenen Sohnes. Sonft bemerkt man u. a.
Arbeiten von Hacke, Fr. Schoen, Ismael Genfs,
Holzfchnitte von Bernh. Wenig, Landfchaften von
Karl Oenike; J. Peters-München, der in einem
Stücke als berechtigter Rezniczekerbe auftritt,
Stücke von Leiterin, Fleege, fehr dekorative
Farbenholzfchnitte von Walter Buhe und Strich-
zeichnungen von Hoffmann-Saarlouis. Außer-
dem find alle bekannten und beliebten Illuftra-
toren mit ebarakteriftifeben Stücken vertreten.
* *
*
Den großen Saal bei CASSIRER beherrfchen
diesmal Degner und Erbslöh, Degner mit
fehr temperamentvollen Landfchaften, einer vor-
züglichen Ackerbaufzene und mit Frauenraub-
fzenen, von denen die größte eine Überfettung
der Lithographie ift, die ihm auf der Wintcr-
fezeffion Beachtung erwarb. Es ift noch viel
Ungeklärtes in diefer Kunft, die die Gebärde
des menfchlichen Körpers zum Thema gemacht
hat, und fie fprechen läßt durch eine Aus-
balancierung der Maffen. Aber in ihr, die von
Corinth wie (in den Landfchaften) von derBrock-
hufenfchulc ftarke Anregungen erhalten hat, fpricht
ein ftarkes und wohl entwicklungsfähiges Talent.
Erbslöh zeigt fehr fchöne färben- und ftimmungs-
fatte Landfchaften, und Akte von guter Straffheit
desFleifches und tüchtiger Funktion der Glieder,
Bilder, die die Feinheit und Stille des Vuil-
lard fajt nicht aufkommen laffen, den man,
wie zum Exempel, dazwifchen gehängt hat.
Sonft Jieht man unten noch einige fchöne S isleg s
und einen fehr merkwürdigen, aber nicht fehr
glücklichen verfchneiten Wald von Courbet,
in dem nur zwei Rehe die Hand des Meifters
weifen. Andre L'Hote, der den Eingang
flankiert, iftKubift von der milderen Obfervanz,

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