Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

DOI Heft:
[10. Heft]
DOI Artikel:
Ausstellungen
DOI Artikel:
Entdeckungen. Funde
DOI Artikel:
Gesellschaften und Vereine
DOI Artikel:
Personalien
DOI Artikel:
Vermischtes
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0420

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ENTDECKUNGEN ° GESELLSCHAFTEN UND VEREINE ° PERSONALIEN

Ausland, errang, i[t eine höch[t feffelnde Per-
sönlichkeit. Die ausgestellten Blätter, vorwiegend
Kohlezeichnungen, find von einer an Rodin ge-
mahnenden Großzügigkeit. Eines der bedeu-
tendsten Blätter iSt „Pflügende Ochfen", wo die
Vereinfachung aller Formen aufs äußerste ge-
trieben iSt. Wenige, große, Eindruck erzielende
Umriffe. Von rhythmifcher Schönheit iSt die
„Heilige Nacht", ernSt und groß erfaßt „Mutter
Erde". Die Kollektion Chriftianfen umfaßt
franzöfifche und füditalienifche Strandmotive, die
in ihrer leuchtenden Farbenglut an tropifche
Blüten erinnern. Es ift viel Gefchmack in diefen
blühenden Farbenwogen und ein über die deko-
rative Stimmung hinausgehendes Stilempfinden.
* *
*
In der GALERIE BANGER erweckt befonders
Dr. Daniel Greiner mit feinen Gemälden und
Plaftiken Intereffe. Der Künftler, der früher
mehr durch feine Radierungen und Skulpturen
feffelte, hat jeßt in der Malerei den Weg zum
großen Stil gefunden, wie er namentlich in feiner
groß empfundenen „Pieta" beweift. Die Kom-
pofition ift edel. Die Farbengebung, die ver-
schiedenen Töne von Rot, Rotbraun und Flieder,
glücklich; nur wirkt noch manches, wie z. B.
der jeder Modellierung entbehrende Körper
Chrifti, zu lapidar. Einige Büften „Frau Sorge",
„Schiller", „Bach" find gute Leitungen. ch.
ENTDECKUNGEN + FUNDE
PETTAU (Steiermark) Nach Zeitungs-
meldungen wurden hier von Pionierfoldaten
eine Anzahl mächtiger Römerfteine, die Refte
einer Brücke, aus der Drau gezogen. Ferner
wurde u. a. ein Relieffragment gefunden, das
den Flußgott (Dravus) darftellen und nach einem
fachmännifchen Urteil aus der Zeit des Kaifers
Marc Aurel oder Septimius Severus ftammen
dürfte. Die Ausgrabungen werden auf dem
rechten Drauufer fortgefeßt.
GESELLSCHAFTEN UND
VEREINE
WIEN Vor kurzem wurde hier die General-
verfammlung des „Ofterreichifchen Werk-
bundes" abgehalten, der im vorigen Jahre
anläßlich der Wiener Tagung des deutfchen
Werkbundes nach deffen Mufter gegründet
worden war. (Vgl. Cicerone, Jahrg. 1912, S. 491.)
Nach der Eröffnungsrede des Präfidenten Adolf
Bachofen Frh. von Echt jun. Schilderte der
Direktor des öfterreichifchen Mufeums für Kunft

und Induftrie, Hofrat Dr. Eduard Leifching, das
Programm und die nächftliegenden Aufgaben des
Bundes, zu denen u. a. die Beteiligung an der
Ausftellung des deutfchen Werkbundes in Köln
1914 gehören wird. Den Schlußvortrag hielt
Dr. Wolf Dohm (Dresden-Hellerau) über das
Thema: „Was man in Deutschland vom öfter-
reichifchen Kunfthandwerk hält und erwartet."
* *
*
Unter dem Vorfiße des Statthalters Frh. von
Bienerth fand hier kürzlich die konstituierende
Vorftandsßßung des neugegründeten „Verban-
des öfterreichifcherHeimatfchußvereine"
Statt, zu dem fich die Heimatfchußvereine von
Mähren, Nieder- und Oberöfterreich, Salzburg,
Steiermark, Stadt Steyr und Tirol nach längeren
Verhandlungen zufammengefchloffen haben.
PERSONALIEN
.MARBURG Prof. Richard Hamann von
der Kgl. Akademie in Pofen hat den Ruf als
Ordinarius der Kunftgefchichte an die Univerfität
Marburg zum kommenden Winterfemefter an-
genommen.
ROM ZuHonorarinfpektoren der Monumente,
Ausgrabungen und Antiken find ernannt worden:
Graf Annibale Galateri di Genola für Sa-
luzzo, der Adv. A. Altana für Ozieri, der Ka-
nonikus F. C a p u t i für Montemurro und Viggiano,
der Dr. G. Pernice für Cefalü und der Adv.
A. Italia für Palazzolo Acreide. L. P.
VERMISCHTES
MANCHESTER Einige Suffragettes haben
mehrere Bilder, u. a. von G. J. Watts, Burne
Jones, Roffetti, in der hiefigen Art Gallery
ziemlich empfindlich verleßt. An Kunftgegen-
ftänden Sollte fich politifcher Eifer heutzutage
doch nicht mehr auslaffen. F.
MOSKAU Vor dem Geschworenengericht hat
fich hier der Epilog einer der in leßter Zeit fo
häußgen Fälfcherprozeffe abgefpielt, welcher
Speziell die berüchtigte Saitaphernes-Tiara des
Louvre in Erinnerung bringt.
Das hiefige Hiftorifche Mufeum hatte 1908
von einer einfachen Frau aus dem Volke einige
Silbergegenftände mit antiken Darstellungen und
fcythifchen Motiven für mehrere Taufend Mark
gekauft, welche aus einem Funde im Gouverne-
ment Jekaterinoslaw ftammen foliten. Die Sachen
waren fo fein gearbeitet und fbliftifch fo ge-
fchickt komponiert, daß, troß einzelner lautwer-

390
 
Annotationen