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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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12. Heft
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Hofmann, Friedrich Hermann: Die "Pfuscherei" in Nymphenburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0484

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DIE „PFUSCHEREI" IN NYMPHENBURG
Mit 28 Marken und 6 Abbildungen Von FRIEDRICH H. HOFMANN
T^ie fogenannten Haus- oder Winkeimaler, die weißes Porzellan und Ausfchußgut
-L7 außerhalb der Fabrik zu dekorieren pflegten und auf eigene Fauft in den Handel
brachten, haben den monopolifierten Manufakturen des 18. Jahrhunderts allenthalben
beträchtlichen Schaden zugefügt.
Diefe Hausmaler waren in der Regel frühere Arbeiter der Fabrik, die entiaffen
worden oder entwichen waren; oder aber einzelne der noch in der Fabrik befchäftigten
Maler, die in ihrer freien Zeit heimlich auch zu Haufe arbeiteten. Ab und zu wohl
auch vornehme Dilettanten, die ihre Muße mit folch artigen Spielereien zubrachten.
Dazu kamen noch die verfchiedenen Emaiidofen-Maler in Dresden, Berlin, Augsburg,
Wien und anderwärts, die gelegentlich auch Porzellangefchirr dekorierten.
Die in zahlreichen Exemplaren noch erhaltenen Arbeiten diefer Hausmaler bilden
ein fehr pikantes Kapitel der Porzellankunde; ihre Kenntnis ift nicht unwichtig zur
richtigen Beurteilung vieler Stücke, zumal da, wo man es mit Malern zu tun hat, die
einen eigenen Stil fich herausgebildet und wirkliche Kunftwerke gefchaffen haben, ein
Fall, der gerade hier nicht eben feiten ifth
Dies gilt vor allem von einigen der bekannteren Hausmaler, die Gefchirr aus der
Manufaktur Meißen zu dekorieren pflegten, wie die Breslauer Maler Ignaz A. Botten-
gruber \ Karl Ferdinand von Wolfsburg und Johann Daniel Preußler.
Weniger bedeutend waren die in Dresden und Meißen arbeitenden Maler Diet$e,
Schindler, Joh. Friedrich Metfch, der als Arkanift auch in der Gefchichte der Fayence-
fabrikation in Deutfchland eine große Rolle fpielte, Friedrich Herold, der Bruder des
Meißener Malers Johann Gregor Herold'. Weiterhin der Meißener Maler Ferner, der
Monogrammift G'k der Bayreuther Hofmaler Johann Chriftoph Jugd (Jucht)k Oder
Lauche in Dresden?, B. Calau in Berlin (um 1771)*', der Monogrammift B. R. G. R.,
vermutlich ein Goldfehmied in Regensburgk der Monogrammift I. A.W. in Augsburg,
den man wohl richtig mit dem Augsburger Maler J. Auffmwerth identifiziert hatk und
viele andere. Einen Spezialdekor betrieb zu feinem Vergnügen der Kanonikus Bufch
i Im Zufammenhange hat zum erftenmal Juftus Brinckmann auf diefe Hausmaler und ihre
Arbeiten hingewiefen. (Vgl. Führer durch das HamburgifcheMufeum für Kunft und Gewerbe, Ham-
burg 1894, H, 455ff.) Einzelne Notizen über diefes Thema finden fich dann faft in allen Werken
über Porzellan. Wichtig vor allem ift Guftav E. Pazaurek, Ignaz Bottengruber; Jahrbuch des
Schlefifchen Mufeums für Kunftgewerbe und Altertümer, N. F. Bd. 11, Breslau 1902, S. 133ff.
Vgl. ferner F. Folnefics und E. W. Braun, Gefchichte der K.K. Wiener Porzellan-Manufaktur,
Wien 1907, S. 13.
s Karl Berling, Das Meißner Porzellan und feine Gefchichte, Leipzig 1900, S.56f. Derfelbe,
Feftfchrift zur 200jährigen Jubelfeier der Porzellanmanufaktur Meißen, 1910, S. 18f.
3 L. Schnorr v. Carolsfeld, Porzellan; Bibliothek für Kunft und Antiquitätenfammler,
Bd. 3, Berlin 1912, S. 242.
^ Friedrich H. Hofmann, Die Kunft am Hofe der Markgrafen von Brandenburg, fränkifche
Linie, Straßburg 1901, S. 228, 235, 241.
" A. W. Franks, Catalogue of a collection of Continental porcelain, London 1896, Marken
Nr. 22. Vgl. auch ebenda Nr. 25 (Bufch 1744); Nr. 24 (Bottengruber, 1726); Nr. 33 (Metfch, Bayreuth,
1748); Nr. 34 (Jucht, Bayreuth).
c Adolf Brüning, Porzellan; Handbücher der Berliner Mufeen, Berlin 1907, S.203.
^ Friedrich H. Hofmann, Altes Bayerifches Porzellan; Katalog der Porzellan-Ausftellung im
Bayerifchen Nationalmufeum, München 1909, Nr. 2140.
^ Franks, Catalogue, Marke Nr. 23. Brüning, Porzellan, S. 203.

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