DIE „PFUSCHEREI" IN NYMPHENBURG
Ebenfo wie mit dem Namen Haag verhält es [ich mit der Bezeichnung „Amberg",
die man au[ Porzellan und Fayencege[chirr des 18. Jahrhunderts findet. Auch hier
dachte man in der Regel an eine Fabrik, fo z. B. Garnier* *, der die Marke auf
Fayencekännchen mit den Jahreszahlen 1773 und 1774 bringt. (Marke Nr. 12.)
Amberg ift jedoch der Name eines fonft unbekannten Porzellanmalers, der auch
Nymphenburger Stücke bemalt hat". Im Bethnal-Green-Mufeum in London'' ftehen
nämlich zwei Taffen mit den Nymphenburger Schildmarken und den lila Bezeichnungen
„Amberg 1774" und „Amb. 1774". (Marke Nr. 13.)
Die Goldmarke A, die [ich auf einem Nymphenburger Kaffeekännchen mit Rocaille-
dekor in der Sammlung Johann Orth befand*, bezieht fich wohl auch auf diefen Maler.
Weiterhin ift mir von dem mehrfach erwähnten Regensburger Maler Matthias
Wieland d. J. ein figniertes Stück, ebenfalls mit der Nymphenburger Schildmarke, be-
kannt geworden, eine Schokoladentaffe mit Blumenmonogramm und einer Szene aus
dem bürgerlichen Leben nach ChodowieckiL Das im Mufeum Ariana in Genf be-
findliche Stück zeigt den vollen Künftlernamen. (Marke Nr. 14.)
Aus der Bezeichnung J. Wielandt jnr., die [ich bei Jacguemart findet**, darf man
fchließen, daß Matthias Wieland auch Brüder hatte, die fich ebenfalls mit Porzellan-
malen befaßten. (Marke Nr. 15).
Ebenfalls ein Hausmaler, der zu Anfang des 19. Jahrhunderts wohl in München felbft
faß, ift Joh. Baptift Findl. Von ihm exiftiert im Bayr. Nationalmufeum ein voll be-
zeichneter Nymphenburger Bouillonbecher, der mit der feingemalten Darftellung des
erften Oktoberfeftes auf der Therefienwiefe in München gefchmückt ift'. Aus der In-
fchrift der Untertaffe „von einem treuen Unterthan des Königs" geht hervor, daß das
Stück ein Gefchenk an König Max I. von Bayern war; die Malerei ift wohl wenig
fpäter zu datieren als 1810, in welchem Jahre bekanntlich am 12. Oktober zur Feier
der Vermählung des Kronprinzen Ludwig mit der Prinzeffin von Sachfen-Hildburg-
haufen das „Oktoberfeft" zum erftenmal ftattfand.
Auch der Maler, der ein mit Landfchaften bemaltes Stück in der vormaligen
Reynolds-Collection in London fignierte mit „C. G. LINDEMAN pinxit"\ ift wohl
ein Hausmaler; wenigftens kommt fein Name in den Akten der Fabrik nicht vor.
Wenn Demmin (ohne Quellenangabe) den Künftler nennt als Porzellanmaler zur Zeit
der Gründung der Fabrik**, fo darf man darauf bei der Qualität des Autors
wenig geben***.
i Ed. Garnier, Dictionnaire de la ceramique, Paris (1893), S. 5. Abbildung der Marke auf
Tafel XVII, f. Vgl. auch Zeitfchrift des Kunftgewerbevereins in München, 1894, S. 75; ferner
Stieda, Bayern, S. 126.
3 Die richtige Erklärung der Marke als Malername findet fich auch bei Burton und Hobfon,
Handbook of Marks on Pottery and Porcelain, London 1909, S. 37.
3 Franks, Catalogue, Nr. 191; ebenda Tafel V, Nr. 60.
* Auktions-Katalog des Nachlaßes Johann Orth, Schloß Orth, Berlin (Gebrüder Heilbron) 1912,
N. V. 1388.
° Katalog der Porzellan-Ausftellung im Bayer. Nationalmufeum, Nr. 177, Markentafel Nr. 19.
^ Histoire de la Porcelaine, S. 657.
^ Friedrich H. Hofmann, Katalog des europäifchen Porzellans im Bayer. Nationalmufeum,
München 1908, Nr. 418.
3 Chaffers, S. 517.
9 Auguft Demmin, Keramik-Studien, 2. Folge (Porzellan), Leipzig 1883, S. 34.
Ein Chriftian Philipp Lindemann wird als Maler der Meißener Fabrik genannt, -f 1754. Vgl.
Ernft Lemberger, Meifterminiaturen aus fünf Jahrhunderten, Stuttgart 1911, Anhang S. 61.
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Ebenfo wie mit dem Namen Haag verhält es [ich mit der Bezeichnung „Amberg",
die man au[ Porzellan und Fayencege[chirr des 18. Jahrhunderts findet. Auch hier
dachte man in der Regel an eine Fabrik, fo z. B. Garnier* *, der die Marke auf
Fayencekännchen mit den Jahreszahlen 1773 und 1774 bringt. (Marke Nr. 12.)
Amberg ift jedoch der Name eines fonft unbekannten Porzellanmalers, der auch
Nymphenburger Stücke bemalt hat". Im Bethnal-Green-Mufeum in London'' ftehen
nämlich zwei Taffen mit den Nymphenburger Schildmarken und den lila Bezeichnungen
„Amberg 1774" und „Amb. 1774". (Marke Nr. 13.)
Die Goldmarke A, die [ich auf einem Nymphenburger Kaffeekännchen mit Rocaille-
dekor in der Sammlung Johann Orth befand*, bezieht fich wohl auch auf diefen Maler.
Weiterhin ift mir von dem mehrfach erwähnten Regensburger Maler Matthias
Wieland d. J. ein figniertes Stück, ebenfalls mit der Nymphenburger Schildmarke, be-
kannt geworden, eine Schokoladentaffe mit Blumenmonogramm und einer Szene aus
dem bürgerlichen Leben nach ChodowieckiL Das im Mufeum Ariana in Genf be-
findliche Stück zeigt den vollen Künftlernamen. (Marke Nr. 14.)
Aus der Bezeichnung J. Wielandt jnr., die [ich bei Jacguemart findet**, darf man
fchließen, daß Matthias Wieland auch Brüder hatte, die fich ebenfalls mit Porzellan-
malen befaßten. (Marke Nr. 15).
Ebenfalls ein Hausmaler, der zu Anfang des 19. Jahrhunderts wohl in München felbft
faß, ift Joh. Baptift Findl. Von ihm exiftiert im Bayr. Nationalmufeum ein voll be-
zeichneter Nymphenburger Bouillonbecher, der mit der feingemalten Darftellung des
erften Oktoberfeftes auf der Therefienwiefe in München gefchmückt ift'. Aus der In-
fchrift der Untertaffe „von einem treuen Unterthan des Königs" geht hervor, daß das
Stück ein Gefchenk an König Max I. von Bayern war; die Malerei ift wohl wenig
fpäter zu datieren als 1810, in welchem Jahre bekanntlich am 12. Oktober zur Feier
der Vermählung des Kronprinzen Ludwig mit der Prinzeffin von Sachfen-Hildburg-
haufen das „Oktoberfeft" zum erftenmal ftattfand.
Auch der Maler, der ein mit Landfchaften bemaltes Stück in der vormaligen
Reynolds-Collection in London fignierte mit „C. G. LINDEMAN pinxit"\ ift wohl
ein Hausmaler; wenigftens kommt fein Name in den Akten der Fabrik nicht vor.
Wenn Demmin (ohne Quellenangabe) den Künftler nennt als Porzellanmaler zur Zeit
der Gründung der Fabrik**, fo darf man darauf bei der Qualität des Autors
wenig geben***.
i Ed. Garnier, Dictionnaire de la ceramique, Paris (1893), S. 5. Abbildung der Marke auf
Tafel XVII, f. Vgl. auch Zeitfchrift des Kunftgewerbevereins in München, 1894, S. 75; ferner
Stieda, Bayern, S. 126.
3 Die richtige Erklärung der Marke als Malername findet fich auch bei Burton und Hobfon,
Handbook of Marks on Pottery and Porcelain, London 1909, S. 37.
3 Franks, Catalogue, Nr. 191; ebenda Tafel V, Nr. 60.
* Auktions-Katalog des Nachlaßes Johann Orth, Schloß Orth, Berlin (Gebrüder Heilbron) 1912,
N. V. 1388.
° Katalog der Porzellan-Ausftellung im Bayer. Nationalmufeum, Nr. 177, Markentafel Nr. 19.
^ Histoire de la Porcelaine, S. 657.
^ Friedrich H. Hofmann, Katalog des europäifchen Porzellans im Bayer. Nationalmufeum,
München 1908, Nr. 418.
3 Chaffers, S. 517.
9 Auguft Demmin, Keramik-Studien, 2. Folge (Porzellan), Leipzig 1883, S. 34.
Ein Chriftian Philipp Lindemann wird als Maler der Meißener Fabrik genannt, -f 1754. Vgl.
Ernft Lemberger, Meifterminiaturen aus fünf Jahrhunderten, Stuttgart 1911, Anhang S. 61.
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