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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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16. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0619

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RUNDSCHAU — SAMMLUNGEN

DER CICERONE IST STÄNDIGES PUBLIKATIONSORGAN FOLGENDER MUSEEN: WALLRAF-
R1CHARTZ-MUSEUM ZU KÖLN / STADELSCHES INSTITUT UND STADT. GALERIE ZU
FRANKFURT a. M. / MUSEUM FÜR KUNSTGEWERBE ZU LEIPZIG / KAISER FRIEDRICH-
MUSEUM ZU POSEN / GROSSHERZOGL. MUSEUM ZU SCHWERIN / STADT. MUSEUM DER
BILDENDEN KÜNSTE ZU LEIPZIG / HERZOGL. MUSEUM ZU BRAUNSCHWEIG / PROVINZIAL-
A1USEUM IN HANNOVER / KAISER WILHELM-MUSEUM ZU KREFELD / STADT. MUSEUM
ZU BRAUNSCHWEIG / MUSEUM JOANNEUM IN GRAZ / KUNSTGEWERBE-MUSEUM ZU
FRANKFURT a. M. / KUNSTHALLE ZU MANNHEIM / KUNSTGEWERBE-MUSEUM ZU DÜSSEL-
DORF / ALTONAER MUSEUM / MAXIMILIANS-MUSEUM ZU AUGSBURG / FOLKWANG-
MUSEUM ZU HAGEN i. W. / KUNST-MUSEUM ZU ESSEN / DAS DEUTSCHE MUSEUM
FÜR KUNST IN HANDEL UND GEWERBE ZU HAGEN i. W. / KUNSTGEWERBE-MUSEUM
ZU OLDENBURG i. Gr. / GROSSHERZOGLICHES LANDESMUSEUM IN DARMSTADT / STÄDTI-
SCHES MUSEUM ZU HALLE a. S. / KUNSTGEWERBE-MUSEUM DER STADT STRASSBURG /
GROSSHERZOGLICHE KUNSTHALLE IN KARLSRUHE / MÄRKISCHES MUSEUM ZU BERLIN /
STADTMUSEUM ZU DANZIG / WESTPREUSSISCHES PROVINZIAL-KUNSTGEWERBE-MUSEUM
IN DANZIG.

HUNDERT JAHRE GESCHICHTE
DER BRERA-GALERIE
Vor etwa hundert Jahren, am 15. Auguft 1809,
wurde die Brera-Galerie auj' Befehl Napo-
leons I. feierlich eröffnet. Wenn jet^t nach einem
Säkulum, das Mailänder Mufeum fich den beft-
geordneten und bedeutendftenSammiungen Ha-
bens ebenbürtig zur Seite fteilen darf, fo ift das
einVerdienft Corrado Riccis, der es neu ge-
ordnet und bedeutend vergrößert, des Grafen
Francesco-Malaguzzi-Valeri, der feinen
crften wiffenfchaftiichen Katalog gefchrieben, und
feines jetzigen Direktors Ettore Modigliani,
der das von Corrado Ricci begonnene Werk
aufs befte zu Ende geführt hat.
Durch die Forfchungen Riccis und Malaguzzi-
Vaieris in den Archiven der Brera find wir über
die merkwürdige Entftehungsgefchichte diefes
größten Mailänder Kunftinftituts mit aber nur
wünfchenswerten Genauigkeit orientiert. Die
erften Anfänge der Brera reichen bis in das
Jahr 1772 zurück. Damais hob die Kaiferin
Maria Therefia das Mailänder Jefuitenklofter
auf und verlegte in den palaftähniichen Bau
eine Bibliothek, eineKunftakademie und andere
wiffenfchaftiiche Inftitute. Im Anfchiuß an die
Akademie wurde damals auch eine Gemälde-
fammiung aufgeftelit, die den Zweck haben
foiite, den jungen Künftiern gute Vorbilder aus
aiter Zeit als Mufter vor Augen zu führen.
Durch die Aufhebung von Kirchen und Kiöftern
und durch die Einziehung ihrer Kunftfchät$e
brachte man fchneli das nötigfte Biidermateriai
zufammen. Seit 1801, unter der rührigen Direk-
tion Giufeppe Boffis, eines feinfinnigen Kunft-

kenners, der ein in jener Zeit ungewöhnliches
Verftändnis für Handzeichnungen aiter Meifter
befaß — er ift noch heute unvergeffen ais Ent-
decker des venezianifchen Skizzenbuches—, ge-
wann das Mufeum an Bedeutung. Gieichzeitig
wurde der /Aaler Andrea Appiani vom Minifte-
rium der Itaiienifchen Republik beauftragt, her-
vorragende Kunftwerke auszuwähien und zu
erwerben. Im Jahre 1805 befaß die Brera außer
zahlreichen Werken anderer Meifter fchon Ge-
mälde von Borgognone, Bramantino, Procaccino,
Moroni und ein Meifterwerk Tintorettos, die
heilige Helena. Am 5. April 1806 foigte die
denkwürdige Erwerbung eines Hauptftückes aus
Raffaels umbrifcher Periode, des Spofaiizio, das
auf Befehl des Vizekönigs Eugen Beauharnais
zugleich mit der Madonna Giovanni Bellinis von
1510 und der Affunta von Marco d'Oggione an-
gekauft wurde. Das Spofaiizio prangte bis zum
Jahre 1798 auf einem Altar der Kirche San
Francesco in Cittä di Caftello. Um die Stadt
vor einer Plünderung durch die franzöfifche
Armee zu bewahren, fchenkte derMagiftrat von
Cittä di Caftello dem Kommandanten der In-
vafionstruppen, General Lefchi, das koftbare
Werk. Der General entledigte fich bald für
3600Zechinen des Bildes, das nun in den Befit^
des Mailänder Sammlers Giacomo Sanazzari
kam. Sanazzari hinterließ es teftamentarifdi
dem Ospedale Maggiore, und von diefem kaufte
es die italienifch-franzöfifche Regierung für den
befcheidenen Preis von 45000 Lire. Noch ein-
mal kam das Spofaiizio in Gefahr: im Jahre
1859, als die Franzofen in Mailand einzogen,
wollten die hochwohlweifen Stadtväter, nach
dem Vorbilde derer in Cittä di Caftello, es den

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