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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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16. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0625

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SAMMLUNGEN ° AUSSTELLUNGEN

zanne, „La Colline des Pauvres"; alte Glas-
fenfter englifcher,vlämifcher,deutfcher und fran-
zöfifcher Herkunft; zwei franzöfifche Elfen-
beinplaquetten aus dem 14. Jahrhundert; die
Rüftung der Scudamorefamilie aus Holme
Lacy; 33 Statuen der Gandharafchule
(graecobuddhiftifch) und zwei Gemälde aus
Korea. F.
ST. PETERSBURG Die Abteilung alt-
rurfircher Fünft des ALEXANDER HI.-MUSEUMS
hat durch Einverleibung der Sammlung N. P.
Lichatfchews einen ungemein wertvollen Zu-
wachs erhalten. Die Kollektion Lichatfchews,
eines der hervorragendften Kenner altruffifcher
Ikonenmalerei und Kirchenkunft, umfaßt über
1000 Nummern, zum größten Teil Ikonen, aber
auch eine gewiffe Anzahl fonftiger Gegenftände
religiöfen Kultus. Der Ankauf diefer koftbaren
Sammlung wurde genanntem Mufeum durch
Zuwendung einer Summe von 300000 Rubeln
feitens des Zaren Nikolaus II. ermöglicht. P. E.
VENEDIG Die ACCADEM1A DI BELLE
ARTI erwarb für 3500 Lire zwei Bilder von
Jacopo Amigoni, beide in gleichem Maßftab
1,49X1,13 m. Das eine ftellt den König Salo-
mon dar, wie er feine Frau zwingt, die Göfsen
anzubeten, das andere Efther, welche vor Affur
in Ohnmacht fällt. Beide Werke zeichnen [ich
durch ihre fchöne Helle und malerifche Qua-
lität aus. * *
*
LA GALLERIA D'ARTE MODERNA DI VE-
NEZIA. Istituto Veneto di Arti Grafiche
1913. Diefe bereits 1897 gegründete Sammlung,
die befonders international angelegt ift, gibt
einen illuftrierten Katalog heraus, der auch
wertvolle biographifche Notizen bringt. Von
reichsdeutfchen Künftlcrn befit$t die Galerie
55 Werke; darunter befinden [ich auch Leibi,
Liebermann, Lenbach, Stuck, Erler, Jank ufw. B.
AUSSTELLUNGEN
PAULA MODERSOHN In Heft 5 des
Cicerone berichtete ich über eine Kollektion der
bedeutendften Werke Paula Moderfohns,
welche im Februar des Jahres aus ihrem Nach-
laffe, z. T. auch aus privaten Befi^ftänden zu-
fammengeftellt wurde und im Folkwang-Mufeum
in Hagen zum erften Male an die Öffentlichkeit
trat. Es war ihrer Lebenswerke erfte, vollftän-
dige Überficht, die geboten wurde. Wenn man
von den erften, meift von der Künftlerin felbft
autorifierten Ausheilungen abfieht und aus glei-

chen Gründen, ihrer Unvollftändigkeit wegen,
auch die wenigen fpäteren nicht berückfichtigt,
fo war hier etwas gefchehen, deffen Folgen fich
mit Spannung erwarten ließen.
Man fühlt erft nachher, daß der Weg lang
ift von der Kunft zu den Menfchen. Zudem
hat fich das Schickfal diefer Kollektion gar zu
bald entfehieden. Nach den Ausweitungen in
Hagen, München und Jena wurde im Haufe des
Freiherrn von der Heydt in Elberfeld
noch einmal alles vereinigt, was zu Paula
Moderfohns monumentalem Schaffen gehört.
Von dort kehrten nur wenig Werke zu den
Nachlaßbeftänden zurück. Der größte Teil ift
nun in feften Händen.
DasFolkwang-Mufeum erwarb das „Selbft-
bildnis mit dem Kamelienzweig" (Katalog Nr. 30),
Freiherr von der Heydt eine Anzahl Kin-
der- und Landfchaftsftudien fowie mehrere jener
groß gefehener Stilleben. Dann Bilder wie:
„Muter und Kind mit Früchten" (1906) Paris, das
Fragment „Frau mit Kat^e und Papagei" (1907)
Paris, eines ihrer Hauptwerke, die „Allegorie"
(1907) Paris, den „Halbakt mit Kind" (1906)
Paris. Die in Paris entftandenen Bilder unter-
fcheiden [ich wefentlich von den in Worpswede
gemalten. Aber auch von diefen letzteren er-
warb von der Heydt einige der vollwertigften
Proben.
Herr Garvens von Garvensburg in
Hannover kaufte für feine Sammlung den
„Barmherzigen Samariter" (Kat. 9), zwei Selbft-
portäts (Kat. 33) und den „Liegenden weiblichen
Akt" (1905, Kat. 44), dann die „Stillende Mut-
ter" (1903, Kat. 47), eines der Frühbilder, das
noch an Mackenfens Lehrzeit gemahnt und
mehrere Stilleben, Kopf- und Aktftudien.
Dies find vorläufig die wichtigften Ankäufe.
Es braucht kaum gefagt zu werden, daß die
Kollektion dadurch fo erfchöpft wurde, daß fie
[ich wieder längere Zeit fammeln und neuorga-
nifieren muß, ehe fie ihren Weg in die Öffent-
lichkeit weitergeht. Allerdings war das Schaffen
Paula Moderfohns fo umfaffend und reich, daß
bisher nur ein kleiner Teil des Werkes gezeigt
werden konnte, auch find neuerdings bedeu-
tende Funde unbekannter Arbeiten hinzukommen.
Aber nicht jede künftlerifche Hinterlaffenfchaft
hat folch würdiges Schickfal gehabt. Innerhalb
einer kleinen Gemeinde, die diefe Kunft ehrt,
werden die Mittel aufgebracht, um die Zukunft
des Werkes ficher zu [teilen, es für immer aus
dem Handel zu ziehen. Im Herbft diefes Jahres
[oll das Gefamtwerk noch einmal in der Bremer
Kunfthalie ausgefteilt werden.
Curt Stoermer.

Der Cicerone, V. Jahrg., i6. Heft ^5

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