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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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17. Heft
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Entdeckungen. Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0656

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ENTDECKUNGEN UND FUNDE ° VERMISCHTES

ENTDECKUNGEN + FUNDE
CRSTELLINR IN CHIRNTI im April
1902 entdeckten Erdarbeiter beim Graben zu-
fällig eine große Grabkammer etruskifcher Zeit
auf dem Hügel Montecalvario unweit Caftellina.
Die Grabkammer ift aus quadratifch zugehauenen
zgklopifchen Blöcken aufgeführt und von fehr
großem Umfange. DerArchitrav über dem Ein-
gang befteht aus einem mächtigen Kalkfteinblock
von 2 m Länge und U/2 m Breite, und ift nächft
dem des Kuppelgrabes bei Sefto Fiorentino der
größte feiner Art an Grabkammern auf italieni-
fchem Boden. Weitere, von Prof. Luigi Adriano
Milani geleitete Ausgrabungen im Jahre 1904
führten zur Entdeckung anderer Räume, und zu
der Feftfteliung, daß der rechteckige Mittelraum
von zwei gleichfalls rechteckigen Seitenkammern
flankiert war, die alle durch einen gemein-
famen Vorraum miteinander in Verbindung
ftanden. Eine gewaltige Travertinplatte fchloß
den Eingang. Die fpäter wieder fortgefeßten
Ausgrabungen brachten eiferne, bronzene und
beinerne Geräte ans Licht und ermöglichten die
Datierung des Bauwerkes auf die Mitte des
7. Jahrhunderts vor Chriftus. Da der Monte-
calvario ein künftlicher Hügel ift und die bisher
entdeckten Grabkammern nur einen geringen
Teil des Hügels einnehmen, fo ift wahrfchein-
iich, daß noch weitere Gräber zum Vorfchein
kommen werden, die vielleicht wie die Kam-
mern in Valie Vidone bei Toscanella in Form
eines griechifchen Kreuzes mit gleichlangen
Armen angelegt fein könnten. Leider find die
Gräber fchon im 16. Jahrhundert, einer Notiz
Giambullaris in feinen „Origini della linguaFio-
rentina" zufolge, eines großen Teiles ihres In-
haltes beraubt worden; trotzdem aber befteht
die Hoffnung, daß bei Fortfe^ung der Arbeiten
noch weitere intereffante Funde gemacht werden
können. W. B.
FLORENZ Während der Umbauten, die am
Eingangsraum der Uffizien vorgenommen wer-
den, find foeben intereffante Refte der fchon
1066 urkundlich erwähnten, aber wahrfcheinlich
noch älteren Kirche S. Pier Scheraggio zum
Vorfchein gekommen. Die urfprünglich drei-
fchiffige Bafilika lag am Anfang der Via della
Ninna und nahm einen Teil des Areals diefer
Straße und des Nordendes der Uffizien ein. Im
Jahre 1419 wurde, um die Via della Ninna zu
verbreitern, das nördliche Seitenfchiff abge-
brochen und eine Vereinigung der beiden anderen
Schiffe zu einem einzigen herbeigeführt. Dann
fiel 1561 die Faffade der Kirche dem Bau der
Uffizien zum Opfer, 1581 wurde die Parochie

aufgehoben und die Kirche Inquifitionslokal,
welchen Zwecken fie bis 1785 diente. Die leßten
Refte an Via della Ninna verfchwanden 1854
während einer Regulierung der Straße.
Schon vor einigen Monaten kamen zwei der
Säulen des Mitteifchiffes zum Vorfchein, und
foeben find Teile des Triumphbogens und ein
Fenfter der durch Vafari in den Uffizienbau in-
korporierten Bafilika freigelegt worden. W. B.
ROM. In der Nähe von Paliano, 36 Miglien
von Rom, hat man eine frühchriftliche Ne-
kropole aus dem vierten Jahrhundert gefunden.
Die datierbaren Infchriften gehen von 341 bis
400 n. Chr. L. P.

VERMISCHTES
RLFRED LICHTWRRK Zeitungsnach-
richten meldeten in den letzten Wochen wieder-
holt von der fchweren Erkrankung des Ham-
burger Mufeumsdirektors, der eine nicht unge-
fährliche Magenoperation überftanden, dann
aber eine bedenkliche Krifis hat durchmachen
müffen. Heute darf man auf baldige Genefung
Lichtwarks hoffen, deffen zähe Lebensenergie,
die fich auf künftlerifch kulturellem Gebiete fo
oft betätigte, auch — wie wir hoffen — noch
viele Jahre hindurch erhalten bleibt. Lichtwark
muß leben, weil es die Logik verlangt. Es gibt
Menfchen, die unerfeßiieh find. Zu diefen we-
nigen gehört Lichtwark. Nach Tfchudi, deffen
geniale Kraft noch in der fernften Zukunft der
kommenden künftlerifchen Kultur die Wege
weifen wird, ift Lichtwark der einzige, dem
man ebenfo den Adel feiner Überzeugung, echte
Vornehmheit der Gefinnung wie die Größe einer
feltenen künftlerifchen Weltanfchauung nachrüh-
men darf. Die durch ihn gefchaffene Sammlung
ift das befte Mufeum in Deutfchland, ein Be-
kenntnis feiner hohen künftlerifchen Intuition
und eines wahrhaft modernen Geiftes. Daß die
jüngere Generation faft ausnahmslos zu ihm
als dem großen Vorbild auf mufeal-künftlerifchem
Gebiete auffieht, zeugt für den gefunden In-
tellekt unferer Zeit, der gleichmäßig die Größe
einer Perföniichkeit, ihren Charakter und ihre
ftille Vornehmheit wertet, die fich reftlos auch
in feinem mufealen Lebenswerke ausfpricht. B.
DRESDEN Dem foeben erfchienenen Be-
richte des Vereins für kirchliche Kunft im
Königreiche Sachfen ift zu entnehmen, daß
das J a h r 191 2 dem Verein 57 Aufträge desEvan-
gelifch-lutherifchen Landeskonfiftoriums brachte;
in 12 Fällen erbaten Kircheninfpektionen feine

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