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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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19. Heft
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Entdeckungen. Funde
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Gesellschaften und Vereine
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0723

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ENTDECKUNGEN UND FUNDE ° GESELLSCHAFTEN UND VEREINE

Altars der Familie Molza der kupferne Sarko-
phag der Dichterin Tarquinia Molza, die im
16. Jahrhundert am Hofe der Efte eine große
Rolle gefpielt hat. Eine durch Prof. Giulio
Bertoni entdeckte Urkunde korrigiert die alte
irrige Tradition, daß der ältere Bau in das
5. Jahrhundert zurückreicht. Er entftammt viel-
mehr dem 7. Jahrhundert. Diefe Urkunde wird
nebft ausführlichem Bericht über die Refultate
der Ausgrabungen demnächft im Verlage Orlan-
dini-Modena veröffentlicht werden und dem
alten Streit über die Lage der urfprünglichen
Kathedrale von Modena definitiv ein Ende
machen. W. B.
NEUENBURG Die Fortfeßung der Aus-
grabungen in Latene hat wieder eine ganze Zahl
bedeutender Objekte zutage gefördert. Ein
Wagenrad mit hoher Nabe und eifernem Rande,
ein eifernes Beil mit Holzfchaft und einen oft re-
parierten Bronzekeffel mit eifernerFaffung. Außer-
dem noch eine feltene Fibel mit einem zweiten
Bügel in Form einer Schlangenwindung. Be-
fonders wertvoll find diefe Funde dadurch, daß
nach dem Abklopfen einer Patina von Schwefel-
eifen das Eifen unberührt zum Vorfchein kommt
und auch die Holzteile prachtvoll erhalten find.
POMPEJI Im Weften von Pompeji vor der
Stadt wurden Refte eines großen Gebäudes aus
republikanifcher Zeit gefunden. L. P.
PONTRESINA (Schweiz) Anläßlich der
Renovation der kleinen Kirche St. Maria bei
Pontrefina find unter der Tünche alte Wand-
malereien zum Vorfchein gekommen. Über der
einen Eingangstüre fand fich ein großes Doppel-
bild; unten: Maria mit dem Kind in Gegenwart
von Petrus und einem hl. Bifchof, oben: der hi.
Georg. Sämtliche Wandflächen des Innern find
von derfelben Hand ausgemalt. Die wohl er-
haltenen und wirkungsvollen Gemälde find ver-
mutlich bei der Kirchenerweiterung von 1477 bis
1497 von einem tüchtigen italienifchen Meifter
ausgeführt worden. Unter diefer Malfchicht aus
dem Ende des 15. Jahrhunderts liegt noch eine
Malerei aus romanifcher Zeit, die gut erhalten
und beftimmbar erfcheint. Eine Wiederherftellung
der Bilder foll an Hand genommen werden. C.
ROM Die Untersuchungen, die der Privat-
dozent Dr. Friß Weege mit Unterftüßung der
Berliner Akademie der Wiffenfchaften und ver-
fchiedener Kunftfreunde zur Erforfchung der
Domus aurea Neros unternommen hat, haben
vor allem die Kenntnis der antiken Gewölbe-

malerei vermehrt, ln dem reichftgefchmückten
Raume der ganzen Anlage fanden fich an der
kunftvoll eingeteilten Deckenwölbung folgende
größere Bilder erhalten: Der Auszug desHippo-
lytos zur Jagd, Satyr und Nymphe, und die
Liebesabenteuer von Ares und Aphrodite. 21 be-
malte Felder find aber verloren, darunter Dar-
ftellungen aus den Liebesabenteuern des Zeus
und ein großes Götterfchießen. Daran fchloß
fich ein etwa 60 m langer Gang, aus deffen be-
malten Gewölben die Maler der römifchen Re-
naiffance fich die wertvoliften Anregungen geholt
haben. Denn diefe nur bis zum Gewölbeanfaß
verfchütteten „Grotten" waren bereits im 15. Jahr-
hundert teilweife zugänglich. Hier wurde 1488
der Laokoon gefunden, deffen urfprünglichen
Standort Weege jedoch nicht feftftetlen konnte,
und hier fand man auch an den Wänden und
Decken die Infchriften derKünftler, die feit dem
15. Jahrhundert hier hinabftiegen, ein Fremden-
buch, in dem viele hochberühmte Namen ftehen.
In einem andern Saale fanden fich fechs größere
Bilder: Hektors Abfchied von Andromache, wohl
auf ein griechifches Original zurückgehend, und
u. a. Paris, von Eros und Aphrodite der Helena
zugeführt. Die Malereien werden einem Maler
Fabullus zugefchrieben.
WINDISCH (Schweiz) Bei neuen Gra-
bungen hat die Gefellfchaft „Pro Vindonissa" in
der Nähe des Schulhaufes eine römifche Ziegelei
mit wohl erhaltenen Öfen und Kanälen ausge-
graben; ein intereffanter Steintrog und römifche
Münzen, teils aus der Zeit vor Chrifti Geburt,
find neuerdings an den Tag befördert worden.
C.
GESELLSCHAFTEN UND
VEREINE
OFFENBACH a. M. Mit dem Neubau der
Technifchen Lehranftalten durch deren Direktor,
Prof. Hugo Eberhardt, und der Anftellung eines
Kunfthiftorikers als Kunftpfleger von Offenbach
find die Wirkungsmöglichkeiten der Kunftpflege
bedeutend erweitert worden. Hatte fich der
Verein für Kunftpflege, in deffen Händen
alle Kunftbeftrebungen Offenbachs liegen, bisher
mit Vorträgen, Ausflügen in Nachbarftädte, und
Konzerten begnügen müffen, fo trat jeßt die
Möglichkeit von Ausheilungen hinzu, für welche
der Vortragsfaal der Technifchen Lehranftalten
mit beftimmt war. Als erfte derartige ift im
September eineAusftellung für Kaufmanns-
kunft eröffnet worden, die der Induftrieftadt
zum erftenmal muftergültige Reklamedruckfachen,

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