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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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10. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0414
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LITERATUR

demifchen entfernten Stil zuftrebt. In einer
eigentümlich bewegten Handfchrift fchafft er
Kompofitionen von ftarker Ausdruckskraft und
gibt den Blättern durch feinfühlige Schwarzweiß-
Abtönung ein reiches Leben. — Nicht weniger
Intereffe verdient die Mappe „Rom“ von A. H.
Pellegrini. Der Künftler, der uns fonft haupt-
fächlich durch größere ßgürlidie Kompoptionen
bekannt ift, gibt in diefen von Dr. H. Hilde-
brandt eingeleiteten Blättern eigenartige An-
fichten. Sie fcheinen auf den erften Blick flüchtig
hingeworfen zu fein, aber bald bemerkt man in
ihnen die pdier geftaltende Hand. Es ift kein
geringes Zeichen für die Begabung diefes Künft-
lers, daß es ihm gelungen ift, diefe altbekannten,
fo oft dargeftellten Stätten zu einem neuen Er-
lebnis zu formen und in die feinen Blätter jene
fonnenhafte Größe hineinzubilden, die wir an
der „ewigen Stadt“ fo fehr lieben.

Kurt Freyer.

Im Verlag von J. H. Ed. Heit} erfcheint diefer
Tage eine MATTHIAS GRÜNEWALD-BIBLIO-
GRAPHIE von Mela Efcherich, in der zum
erften Male in umfaffender Weife — unter Zu-
grundelegung des im H. A. Schmidfdien Grüne-
wald-Werk gebotenen Materials, fowie der
Bibliographien von Andre Walt} (Mitt. der
Schongauer - Gefellfchaft 1903) und Gottfried
Müller f (Rep. f. Kunftw. 1910), bzw. des G.
Müllerfchen Nachlaffes — die weitverzweigte
Literatur über den Meifter zufammengefaßt wird.

Im Verlage der Neuen Galerie in Berlin find
17 Radierungen Pascins, die in den leßten drei
Jahren entftanden und bisher nicht im Handel
gewefen find, in einer Auflage von je 25 fignierten
und numerierten Exemplaren erfchienen. Die
zarten und charakteriftifchen Blätter find bei Ge-
legenheit der Pascin-Ausftellung in der Neuen
Galerie hier nach Gebühr gelobt worden.

Luife M. Richter, CHANTILLY. London,
John Murray. 21 sh.

Die Engländer find in ihrer Liebe zu alten
Kulturftätten befonders treu und ausdauernd.
Sie durcheilen pe nicht, fondern verweilen oft
Monate und ihr Herz verankert fich in irgend-
einer alten Stadt. Aus einer folchen Schwär-
merei heraus ift diefes Buch gefchrieben. Die
Hälfte desfelben ift der fchickfalsreichen Ge-
fchichte des Schloffes Chantilly gewidmet. Über
das alte Befißtum der Conde find foviel Stürme
hingefegt, daß fich die Gefchichte des Schloffes
— ohne von der hiftorifchen Wahrheit abzu-
weichen — in romanhafter Spannung vortragen
läßt. Die großartige Schenkungsgefte des Duc
d’Aumale gibt der Darftellung einen wirkungs-

vollen Äbfchluß. In der zweiten Hälfte des
Buches hat Frau Richter die Gefchichte der Kunft-
fammlungen in Chantilly forgfältig und über-
fichtlidi zufammengeftellt. Und in dem leßten
Abfchnitt iß eine ausführliche Befchreibung der
Hauptwerke des Mufeums gegeben, in der we-
niger Wert auf äfthetifche Urteile, als auf die
hiftorifche Chronologie der Gemälde gelegt
worden ift. Dabei entwickelt die Verfafferin
eine umfangreiche Kenntnis der einfchlägigen
Literatur. Durch die fchwierigften Zeitalter der
franzöpfchen Malerei, das 15. und 16. Jahr-
hundert, hat fic fich gut hindurch zu pnden ge-
wußt, fo daß das Buch als Führer durch Chan-
tilly und durch feine Sammlungen zuverläfpg ift
und in feiner befcheidenen Zurückhaltung in der
äfthetifchen Wertung dem Befucher nur ein fo-
lides Gerippe für feine eigenen Urteile bietet.
Das Buch ift mit 76 herrlichen Tafeln auf geßattet,
die die Darftellung im allgemeinen aufs Befte
illuftrieren. Bedauerlich ift nur, daß unter den
vielen fchönen Handzeichnungen von Nicolas
Pouffin in Chantilly eine ausgewählt wurde, die
pcherlich nicht von ihm, fondern eine fpätere
Nachahmung ift. Otto Grautoff.

Pierre Lavedan, LEONARD LIMOSIN ET
LES EMAILLEURS FRAN(fAIS. Paris, Henri
Laurens. 2,50 Francs.

In diefer kleinen Monographie ift zum erften-
mal der Verfuch unternommen, in knapper Form
Limopns Kunft darzuftellen. Es handelt fich na-
türlich weniger um eine Biographie, als um eine
allgemeine Bewertung der Emailkunft und ihrer
Eingliederung in den großen Fluß der Kunft-
entwicklung. Da diefe Schrip den erften Ver-
fuch diefer Art nach Rupins und Bourderys
größeren Arbeiten darftellt, wird das mit 24 Ta-
feln gut illuftrierte Buch allen Intereffenten will-
kommen fein. O. G.

LE LIVRE D’OR DES PEINTRES EXPOSANTS
par Eugene Hoffmann. 650Seiten mit 40Ta-
feln und vielen Textilluftrationen. Paris, Selbft-
verlag des Verfaffers. 12 Francs.

Diefes Handbuch wird Leihbibliotheken, Ver-
legern und Redaktionen willkommen fein. Es
enthält umfangreiche Biographien der Mitglieder
des Inftituts, des Kongreffes, der Nationalpreffe,
fowie zahlreicher Mitglieder der Societe des
Ärtistes frangais, der Societe nationale, auch
Biographien von Künftlern, die diefen beiden
Hauptvereinen nicht angehören. Die ausführ-
lichen und genauen Lebensdaten, die Eugene
Hoffmann, der langjährige Mitredakteur des
Journal des Arts mit Sorgfalt gefammelt hat,
machen das Werk, das fchnell in fieben Auf-

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