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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0071

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PERSONALIEN ° VERMISCHTES ° LITERATUR

PERSONALIEN

WILHELM ÄLTHEIM + Am 25. De-
zember ift der aus Groß-Gerau ftammende, in
Frankfurt a. M. anfäffige Maler Wilhelm Ält-
heim im Älter von 43 Jahren aus dem Leben
gefdiieden. Wie fein gleichaltriger Freund Boehle
ift er aus der Kunftfchule des Städelfchen Inftituts
hervorgegangen. Sein Lehrer im Zeichnen war
Heffelhorft, die Farbentechnik der Münchner
Schule übermittelte ihm Frank Kirchbach. Später
hat er fich durch das Studium der Arbeiten Men-
zels und der Schlachtenmaler Meiffonier und
Detaille und durch einen Parifer Aufenthalt
weitergebildet. Als Soldatenmaler gelangte er
fchnell zu großem Ruf, und dem Frankfurter
Kunftleben gab feine mehr auf das charakte-
riftifche als auf das eigentlich Malerifche aus-
gehende Richtung tiefe Anregungen. Später ging
er zu eindringlichen Schilderungen von Hirten
und Bauern, zuleßt von Vagabunden über. Mit
dem Pinfel und mit dem Stift zeichnete er, die
Mitwirkung der Farbe verfchmähend oder auf
ein Minimum einfchränkend, charakteriftifch und
mit ftarker innerer Geftaltung. Sein Tod be-
deutet einen herben Verluft für das Kunftleben
der Metropole am Main. W. B.

DRESDEN Am 10. Januar ftarb im 65. Jahre
der Senior der Dresdner Künftler, Gotthard
Kühl. Der Lübecker war zuerft Schüler von
Diez in München, geriet dann unter den Einfluß
von Fortuny und gewann während eines drei-
jährigen Aufenthaltes in Paris Fühlung mit dem
Impreffionismus, der ihn ftärker beeinflußt hat
als häufige fpätere Studienreifen in Holland.
1895 wurde er zur Leitung des Meifteratelieis
für Figurenmalerei nach Dresden berufen, und
die Stadt verliert in ihm nicht nur den uner-
müdlichen Schilderer ihrer barocken Pracht, fon-
dern den Erneuerer des akademifchen Unter-
richts und den erfolgreichen Schöpfer ihres
Äusftellungswefens. H. Fr.

LUZERN Hier ftarb am 27. Dezember 1914
im Älter von 68 Jahren Goldfchmied K. J. Bof-
fard. Seine vollendete Kenntnis der Form- und
Materialbehandlung, wie fie die Renaiffance-
meifter übten, führte fein Atelier zu einer Qua-
litätsarbeit, die für das fchweizerifche Kunft-
gewerbe eine hohe Bedeutung erlangte. Luthmer
rechnete Boffard zu den erften zeitgenöffifchen
Goldfehmieden. Bekannt war er auch als An-
tiquar und Sammler, der in feinem Renaiffance-
haufe zu Luzern eine gefchmackvoll angeordnete,
viel befuchte Kollektion ausfteilte. 1911 und 1912
wurde der Lagerbeftand und die Sammlung der

Antiquitäten von Helbing verfteigert; das Gold-
fchmiedatelier ging an den Sohn K. Th. Boffard
über, der die Tradtion des Vaters in künftlerifch
freier Weife weiter pflegt. J. C.

VERMISCHTES

HÄÄG Im Kgl. Münzenkabinett, das in
der Kgl. Bibliothek gelegen ift, wurde in der
Nacht vom 28. auf 29. Dezember während eines
fchrecklichen Sturmes eingebrochen. Die Diebe
nahmen eine große Anzahl höchft feltener Mün-
zen, vor allem Goldmünzen aus verfchloffenen
Schränken mit. So fehlen z. B. die beim Frieden
von Münfter (abgebildet im „Keur van Munten
en Penningen uit het Kon. Kab. van Munten
enz. te ’s-Gravenhage“, von Dr. H. J. de Dom-
pierre de Chaufepie und Ä. O. v. Kerkwijk. Haag
1910 Nr. 223 Rijwijk a. a. O. Nr. 247) und
Utrecht, beim Tode der Brüder de Witt (Nr. 230),
zum Jahrhundertfeft der oftindifchen Kompagnie
geprägten Münzen. Ferner die dem Admiral
Vlugh von den Generalftaten für feine Siege
über die Engländer gefchenkte und die einzige,
dem König von Manatoetoe, Salomon, 1681 von
Niederländifch Indien verehrte Münze. Aus einem
Schrank mit Gedenkmünzen von 1863—75 ver-
fchwanden alle goldenen Stücke. Der gefamte
Verluft umfaßt 4 kg Goldmünzen im Werte von
6800 Gulden. Dagegen blieb die wertvolle
Sammlung altgriechifcher und -römifcher Münzen
unverfehrt. — Bis jeßt fehlt der Polizei jede Spur.

R. B.

LITERATUR

Im Verlage von E. Ä. Seemann in Leipzig
ift in muftergültigen Farbendrucken ein „FEST-
KALENDER“ von Hans Thoma herausgekom-
men, der die Chriftusbilder und die Monats-
und Planetendarftellungen aus dem Anbau der
Karlsruher Kunfthalle wiedergibt. Der Bilder-
zyklus aus dem Leben Chrifti fei fo in die
Folge der Kalenderbilder eingereiht, daß das
Ganze wohl als Feftkalender gelten könne,
meint Thoma felbft in der befinnlich-behaglichen
Vorrede, die die Entftehung und die Bedeutung
des ganzen kennzeichnet. Und diefe Einheit-
lichkeit hilft denn auch manches Bild genießen,
das als einzelne biblifche Hiftorie doch ein wenig
zu klein und literarifch geraten ift. Als die
Originale einmal in Berlin ausgeftellt waren,
fiel das mehr ins Gewicht. Hier, wo die Seele
des Künftlers, der illuftrative Charakter des
Werkes, ftärker fpricht als rein künftlerifche
Dinge, gehen fie leichter ein und die befchei-
denere und einfachere Farbe der Drucke kommt

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