Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers (7.1915)

RUNDSCHAU

DER CICERONE IST STÄNDIGES PUBLIKATIONSORGHN FOLGENDER MUSEEN: WÄLLRAF-
RICHARTZ-MUSEUM ZU KÖLN / STADELSCHES INSTITUT UND STADT. GALERIE ZU
FRANKFURT a. M. / MUSEUM FÜR KUNSTGEWERBE ZU LEIPZIG KAISER FRIEDRICH-
MUSEUM ZU POSEN / GROSSHERZOGL. MUSEUM ZU SCHWERIN / STADT. MUSEUM DER
BILDENDEN KÜNSTE ZU LEIPZIG / HERZOGL. MUSEUM ZU BRAUNSCHWEIG / PROVINZIAL-
MUSEUM IN HANNOVER / KAISER WILHELM-MUSEUM ZU KREFELD / STADT. MUSEUM
ZU BRAUNSCHWEIG / MUSEUM JOANNEUM IN GRAZ / KUNSTGEWERBE-MUSEUM ZU
FRANKFURT a. M. / KUNSTHALLE ZU MANNHEIM / KUNSTGEWERBE-MUSEUM ZU DÜSSEL-
DORF / ALTONAER MUSEUM / MAXIMILIANS-MUSEUM ZU AUGSBURG / FOLKWANG-
MUSEUM ZU HAGEN i. W. / KUNST-MUSEUM ZU ESSEN / DAS DEUTSCHE MUSEUM
FÜR KUNST IN HANDEL UND GEWERBE ZU HAGEN I. W. / KUNSTGEWERBE-MUSEUM
ZU OLDENBURG i. Gr. / GROSSHERZOGLICHES LANDESMUSEUM IN DARMSTADT / STÄDTI-
SCHES MUSEUM ZU HALLE a. S. / KUNSTGEWERBE-MUSEUM DER STADT STRASSBURG /
GROSSHERZOGLICHE KUNSTHALLE IN KARLSRUHE / MÄRKISCHES MUSEUM ZU BERLIN /
STADTMUSEUM ZU DANZIG / WESTPREUSSISCHES PROVINZIAL-KUNSTGEWERBE-MUSEUM
IN DANZIG / FRÄNKISCHES LUITPOLD-MUSEUM IN WÜRZBURG

AUSSTELLUNGEN

BERLIN Bei CÄSPER findet man in der
reichhaltigen Januar- März - Anstellung wieder
eine Anzahl feffelnder Bilder. Von Kallmorgen
überrafcht ein frühes Bild „Luftfpiegelung“ von
1894 durch delikate, meifterlich lockere, farbige
Malerei, und L. Klein-Diepold zeigt mit
einem Bilde am Kanal bisher unbekannte Qua-
litäten. Von Hoeniger fieht man gute Land-
fchaften aus Nieuport, von Hans Herrmann
feine Aquarelle in der Art derer, die auf der
legten Kunftausftellung zu finden waren. Sonft
merkt man fich noch etwa eine kräftige Land-
fchaft aus dem wilden Kaifer von M. Schels,
einen Fafchingsmorgen von H. Schulg und ein
an Manet und Daumier gefchultes Bildchen von

M. Hegmann. * *

*

Das GRAPHISCHE KABINETT J. B. NEU-
MANNS führt die jungen Graphiker vor, um
die es fich in den legten Jahren fo tüchtige Ver-
diente erworben hat. Die ftärkfte Aufmerk-
famkeit erwecken neue Lithographien Jaeckels,
von dem man einige Zeit nichts gefehen hatte.
Sie zeigen noch dasfelbe ftarke Talent wie feine
früheren Arbeiten, aber auch ebenfo wie diefe
noch faft in jedem Blatte tote Stellen. Irgend-
wo gibt es bei ihm immer Punkte, an denen
die Form nicht mehr durchgedacht ift, und eine
willkürliche Füllung die Lücken die Geftaltungs-
kraft überbrücken foll. Es wäre fchade, wenn
fich diefes fehr ftarke Talent nicht in die Zucht
nehmen könnte, um zu einem wirklich lebendi-
gen Werk zu kommen.

In der KGL. TECHNISCHEN HOCHSCHULE,
Charlottenburg, hat der Vorfteher des Beuth-
Schinkel-Mufeums, Prof. Dr. Max Gg.Zimmer-
mann, aus den reichen Schägen der Sammlung
eine Dürer-Äusftellung zufammengeftellt, die in
ca. 250 Holzschnitten und Kupferftichen einen
vollftändigen Überblick über die Entwicklung von
Älbrecht Dürers Schwarz -Weißkunft gibt. Die
Beuthfchen Sammlungen find Anfang des 19. Jahr-
hunderts entftanden, d. h. zu einer Zeit, als gute
Abdrücke der Dürerfchen Graphik noch verhält-
nismäßig leicht zu haben waren; fo enthält diefe
Äusftellung auch mehrere feltene Blätter, die in
neueren Sammlungen nicht immer vertreten find.

Die Äusftellung ift vom 12. Februar bis zum
14. März wochentäglich (mit Ausnahme vom
Sonnabend) von 10—3 Uhr, Sonntags von 10—1
Uhr jedermann frei zugänglich.

ENTDECKUNGEN ♦ FUNDE

OSTIÄ Bei den Ausgrabungen der legten
Jahre wurde gemäß den Plänen des verftorbenen
Prof. Dante Vaglieri die alte, in einer Länge
von 44 m zu verfolgende Tufffteinmauer unter-
lucht, und als aus dem Ende des dritten oder
der Mitte des zweiten vorchriftlichen Jahrhun-
derts ftammend feftgeftellt. Ift fie wirklich, wie
anzunehmen, der Reft der Stadtmauer des re-
publikanifchen Oftia, fo ift diefes alfo bereits
mindeftens feit der erften Hälfte des zweiten
Jahrhunderts Stadt gewefen. Weitere Verfolgung
der Mauer wird über Geftalt und Ausdehnung
der Stadt aufklären. In einem nördlich der Via

98