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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916

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Heft 7/8
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Ausstellungen
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Denkmalpflege
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https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0170

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AUSSTELLUNGEN ° DENKMALPFLEGE

daneben nur fchwer beftehen.) Sdion in den
älteren Folgen [einer prächtigen Tierdar[tel!ungen
gelangt der Künftler, der [ich von gelegentlichen
Japanismen ra[ch befreit hat, zu einer felbftändig
ficheren Beherrfdiung der in [trenger ifoüerung
klar und fcharf umriffenen Einzeiformen. Erft
durch ihren ftraffen Zufammenfchluß erzielt Jung-
nickel jene völlige Durchdringung der Fläche,
die z. B. zwei meifterhaften Biättern der jüngften
Zeit („Papageien") ihren neuartigen Reiz ver-
leiht. Der Künftler, der hier auf feinem eigenften
Gebiete die reifen Früchte feiner kunftgewerb-
lichen Schulung und Betätigung geerntet hat,
wendet [ich aber in den lebten Radierungen
und Gemälden bereits höheren Zielen zu: Das
reizvolle Linienfpiel der Kaltnadelarbeiten, der
Farben- und Formenreichtum der Skizzen und
Gemälde ift in einer tieferen gedanklichen Ge-
bundenheit verankert, der die dekorative Ein-
heit als Nebenzweck untergeordnet wird, ln
eigenwüchfigen Kompofitionen ringt Jungnickels
fchöpferifche Phantaße wieder und wieder um
den eindringlichen Ausdruck der Bildidee. In-
dem uns die Ausftellung, die diefe bedeutungs-
volle Wendung in feinem bisherigen Schaffen
eben erft andeutet, in gefpannter Erwartung
entläßt, verheißt fie dem jungen Künftler in
feinem ungeftümen Vorwärtsdrange um fo wil-
ligere Gefolgfchaft.
* *
*
Die nach Umfang und Inhalt befcheidene
Herbftausftellung der Künftlergenoffen-
fchaft und die 30. Ausftellung ihres Aquarel-
liftenklubs glichen im Guten und Böfen ihren
zahlreichen Vorgängern; wiederum fchien in der
zweitgenannten Veranftaltung, da überdies zahl-
reiche „Kriegsbilder" von Geiler, Pippich und
Prinz das aktuelle Intereffe befriedigten, infolge
der Mannigfaltigkeit der hier zugelaffenen Tech-
niken der frifchere Zug bemerkbar. Beiden
Ausheilungen ift die des Albrecht Dürer-
Bundes im Kunftfalon Wawra als wefens-
verwandt anzureihen. K. R.
WORMS Zu Ehren des 70. Geburtstages von
Herrn Profeffor Dr. Auguft Weckerling, dem
langjährigen hochverdienten Leiter der Städti-
fchen Sammlungen wurde am 20. März in der
Wormfer Gemäldegalerie feierlich eine Aus-
heilung eröffnet, die den Namen „Weckerling-
Ausftellung" trägt. Sie umfaßt über 500 An-
fichten des alten und neueren Worms und feiner
bemerkenswerteften Gebäude, aus öffentlichen
und privatem, hiefigem und auswärtigem Befit}.
So formt [ich aus Gemälden, Aquarellen und
Zeichnungen, aus Holzfchnitten, Kupfer- und
Stahlftichen, Radierungen, Litho- und Photo-

graphien eine Wormfer Stadtgefchichte in Bil-
dern, wie fie in gleicher Vollftändigkeit bisher
noch nirgends zu fehen war. Ein ausführlichem
gedrucktes Verzeichnis gibt über die Bedeutung
und Herkunft der einzelnen Abbildungen Auf-
fchluß. Sie wollen nicht flüchtig betrachtet, fon-
dern gründlich ftudiert fein, wie denn auch die
ganze Veranftaltung in erfter Linie der Be-
lehrung und Aufklärung dient. Sie möchte das
Verftändnis wecken für die große deutfche Bau-
kunft der Vergangenheit und den Blick fchärfen
für die Schönheiten alter Gebäude, die [ich aus
diefer Zeit bis in die Gegenwart erhalten haben.
Und fie möchte endlich die allgemeine Aufmerk-
famkeit auf zukünftige bauliche Aufgaben len-
ken, bei denen es gilt, von den Vorfahren zu
lernen, ohne in gefchmacklofe Nachahmung ihrer
Stilarten zu verfallen. E. G.
DENKMALPFLEGE
KRIEG UND DENKMALPFLEGE.
Auf der Kriegstagung für Denkmalpflege, die
an Goethes Geburtstag 1915 in Brüffel ftattfand,
hat Profeffor Paul Clemen, derVorp§ende des
Denkmalrates der Rheinprovinz, einen Vortrag,
über den Zuftand der Kunftdenkmäler auf
dem weftlichen Kriegsfchauplaße gehalten,
der nunmehr in einem reichlich illuftrierten Sonder-
druck im Verlage von E. A. Seemann in Leip-
zig erfchienen ift. Die Abbildungen find, foweit
fie nicht unmittelbar befchafft werden konnten,
franzöfifchen und englifchen Quellen entnommen.
Der Vortrag hält denfelben vornehm fachlichen.
Ton ein, den man aus den früheren Berichten
Clemens kennt, deren Ergebniffe er teilweife
natürlich auch wiederholt. Dabei ift es tröft-
lich, zu erfahren, daß des Unerfeßlichen ver-
hältnismäßig wenig untergegangen ift. Teil-
weife haben die Franzofen auch von ihren eigenen,
Fehlern gelernt, indem ße z. B. in Amiens die
Sicherheitsmaßregeln gegen Gefchoffe und Feuer
ergriffen, die in Reims verfäumt wurden, wo
die — übrigens maßlos übertriebenen — Be-
[chädigungen nicht zum wenigften auf Rechnung
des ftehengelaffenen ReftaurationsgerOftes kom-
men. Als Gegenbeifpiel werden die umfang-
reichen Vorkehrungen in Italien herangezogen,,
und die forgfäitigen Vorbereitungen in Ant-
werpen, hier vorzüglich durch Paul de Mont
veranlaßt. In den von uns befeßten Gebieten,
foweit fie im Bereich der feindlichen Artillerie
liegen, ift auch durch Entfernung der bedrohten,
Kunftfchäße, fo der Ligier Richierfchen Werke,
vieles gerettet worden. Aber der fchwerfte Ver-
luft Belgiens, die Zerftörung des wundervollen.
Lettners von Dixmuiden durch die Engländer,

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