Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916
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https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0322
DOI Heft:
Heft 15/16
DOI Artikel:Schaefer, Karl: Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte im St. Annenkloster zu Lübeck
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0322
MUSEUM FÜR KUNST U. KULTURGESCHICHTE IM ST. ANNENKLOSTER ZU LÜBECK
Abb. 6. Verkündigungsenge] aus einem Aitarfchrein.
Lübeck um 1430.
Brinckmanns nachbarlichem Vorbild mit einigem Aufwand oftafiatifches Kunftgewerbe
und moderne franzöfifche Erzeugniffe von den Weltausstellungen angekauft wurden.
Bis dahin war die gefamte Mufeumsarbeit teils ehrenamtlich, teils im Nebenamt von
Konfervatoren erfolgt, deren bedeutendster der Bibliothekar Th. Hach mit feinen außer-
ordentlichen ortsgefchichtlichen Tatfachenkenntniffen bis 1910 tätig gewefen ift. 1893
wurde das äußerlich ganz Stattliche, in Formen der Ziegelgotik, wie man fie damals
verftand, an den Dom angefügte Mufeumsgebäude vollendet, in dem nun unter fechs
Konservatoren in eben fo viele Sammlungen gegliedert der ganze Befifs untergebracht
wurde: Kulturgefchichte, Gewerbemufeum, Völkerkunde, Naturwiffenfchaften, Handels-
mufeum und Gemälde und Gipsabgüffe. Es ift klar, daß das in diefer Organifation
enthaltene Programm für die befcheidenen Mittel und Arbeitskräfte einer Stadt wie
Lübeck viel zu weitläufig und großartig war, als daß daraus ein bedeutender in fich
gegründeter Erfolg kommen konnte. Befchränkung der Aufgabe und Vertiefung in fie
war dringend nötig; nicht, indem man alle Wandlungen mitzumachen fuchte, die reich
dotierte Zentralmufeen für gut und nötig befanden, fondern, indem man fich auf die
Lübeckifchen nächftiiegenden Aufgaben befann und diefe als einziges Ziel voranftellte,
konnte eine in fich bedeutende und eigene Erfcheinung, ein fruchtbares, ausdrucksvolles
in fich harmonifches Ganzes entftehen. Die Vorausfe)$ungen dazu waren außerordent-
lich günftig.
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Abb. 6. Verkündigungsenge] aus einem Aitarfchrein.
Lübeck um 1430.
Brinckmanns nachbarlichem Vorbild mit einigem Aufwand oftafiatifches Kunftgewerbe
und moderne franzöfifche Erzeugniffe von den Weltausstellungen angekauft wurden.
Bis dahin war die gefamte Mufeumsarbeit teils ehrenamtlich, teils im Nebenamt von
Konfervatoren erfolgt, deren bedeutendster der Bibliothekar Th. Hach mit feinen außer-
ordentlichen ortsgefchichtlichen Tatfachenkenntniffen bis 1910 tätig gewefen ift. 1893
wurde das äußerlich ganz Stattliche, in Formen der Ziegelgotik, wie man fie damals
verftand, an den Dom angefügte Mufeumsgebäude vollendet, in dem nun unter fechs
Konservatoren in eben fo viele Sammlungen gegliedert der ganze Befifs untergebracht
wurde: Kulturgefchichte, Gewerbemufeum, Völkerkunde, Naturwiffenfchaften, Handels-
mufeum und Gemälde und Gipsabgüffe. Es ift klar, daß das in diefer Organifation
enthaltene Programm für die befcheidenen Mittel und Arbeitskräfte einer Stadt wie
Lübeck viel zu weitläufig und großartig war, als daß daraus ein bedeutender in fich
gegründeter Erfolg kommen konnte. Befchränkung der Aufgabe und Vertiefung in fie
war dringend nötig; nicht, indem man alle Wandlungen mitzumachen fuchte, die reich
dotierte Zentralmufeen für gut und nötig befanden, fondern, indem man fich auf die
Lübeckifchen nächftiiegenden Aufgaben befann und diefe als einziges Ziel voranftellte,
konnte eine in fich bedeutende und eigene Erfcheinung, ein fruchtbares, ausdrucksvolles
in fich harmonifches Ganzes entftehen. Die Vorausfe)$ungen dazu waren außerordent-
lich günftig.
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