Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916

DOI Heft:
Heft 15/16
DOI Artikel:
Schaefer, Karl: Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte im St. Annenkloster zu Lübeck
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0328

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
MUSEUM FÜR KUNST U. KULTURGESCHICHTE IM ST. ANNENKLOSTER ZU LÜBECK


Abb. 12. Teilanfidit der Barockdiele von 1736.

Vorbild genommen hatte, indem er Rechtsaltertümer, kirchliches Leben, Slaatsleben,
Hausaltertümer ufw. unterfchied, ergab jedenfalls kein einleuchtendes lehrhaftes Ge-
famtbild; und gerade das wiffenfchaftiich Wefentliche, die Entwicklung im Laufe der
Jahrhunderte, kommt dem Befchauer kaum jemals zum Bewußtfein. Statt deffen ift
hier in weitläufiger Auffteliung das, was die Bedeutung des alten Lübeck am greif-
barften darftellt, feine beherrfchende Macht als die Kunftftadt der Oftfeeländer dadurch
zum Ausdruck gekommen, daß die mittelalterliche Kunft — 13 Schni^altäre und etwa
200 Einzelwerke von Plaftik und Malerei — in Gruppen, die ihrer gefchiclitlichen
Entwicklung entfprechen, über die Haben fo verteilt wurden, wie fie etwa im Heilig-
Geift-Spital oder im Chorumgang der Marienkirche feit Alters ftehen. Gerade für
diefen Teil der Aufgabe erwies fich die Benutzung des alten Gebäudes als unvergleich-
lich viel wertvoller, als irgendeine moderne Architektur hätte fein können. Es liegt
nahe, die Auffteliung des Grabower Altars in der Hamburger Kunfthalle mit der
Wirkung etwa des Gronauer Altars hier zu vergleichen, um von der Steigerung des
Stimmungswertes nicht nur, fondern der lebendigen Verftändiichkeit des Kunftwerkes
felbft fich zu überzeugen, die aus folchem Zufammenklingen von Raum und Inhalt
fich ergibt. Es foll übrigens nicht verfchwiegen werden, daß in einzelnen Fällen die
alten Räume eine bis ins letzte gewiffenhafte hiftorifche Anordnung verhindert haben,
wenn man fich über die Forderungen der harmonifchen Raumwirkung nicht hinweg-
fet)en wollte. — Nur wenige Sammlungsgruppen find neben der Kunft des Mittelalters
im Erdgefchoß noch untergebracht: am Eingang die zu einer Schaufammlung zufammen-
geordnete Vorgefchichte, und in den entlegenften der Räume die Waffen und die
Folterwerkzeuge, im Kreuzgang und an den Wänden des Hofes endlich Grabmäler
und größere Baurefte.
Im Obergefchoß, wo infolge der verfchiedenen Brände des 19. Jahrhunderts vom
alten Klofterbau nichts als die nackten Fenfterwände erhalten war, ift die ganze Arbeit
308
 
Annotationen