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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 9.1917

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Heft 11/12
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Hirschmann, Otto: Die Handzeichnungen-Sammlung Dr. Hofstede de Groot im Haag, 3, die Rembrandt-Schüler
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https://doi.org/10.11588/diglit.26456#0215

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DIE HRNDZEICHNUNGEN-SRMMLUNG
Du. HOFSTEDE DE GROOT IM HAAG
III. (Schluß) DIEREMBRRNDT-SCHÜLER
Mit zwölf Abbildungen Von OTTO HIRSCHMANN
"Dei der dritten Serie von Zeichnungen hoiiändifcher Meifter der Sammlung Hofftede
1-J de Groot woiien wir uns darauf befchränken, die Biätter der jungem, zu Rem-
brandt in keinen direkten Beziehungen gehenden Künftler nur andeutungsweife zu
ftreifen, um vorerft etwas ausführlicher bei der befonders intereffanten Gruppe der
eigentlichen Rembrandtfchüler verweilen zu können.
Von deren ältefter, vor 1620 geborener Generation find in der Sammlung durch
treffliche Blätter vertreten: Jan Lievens, Jacob Bäcker, Govert Flinck, Philips Koning
und Roelant Roghman. Es fehlt Ferdinand Bol, deffen Zeichnungen überhaupt fehr
feiten find.
Lievens' (1607 -1674) frühefte Werke, die wir kennen, ftehen ganz und gar unter
dem Einfluß Rembrandts, d. h. uns kommt es fo vor. Da wir aber feine erften An-
fänge nur wenig oder gar nicht kennen, vermögen wir nicht zu entfcheiden, ob das
Verhältnis wirklich von Beginn ab fo gewefen ift, daß Rembrandt ftets der gebende
und Lievens ausfchließlich der aufnehmende Teil war, oder ob nicht vielmehr beider
Entwicklung, die ja von denfelben Grundlagen ausging, vorerft parallel gegangen ift.
Sicher ift, daß aus den uns bekannt gebliebenen Werken von Jan Lievens ein wenig
energifches, allen Einflüffen offenes Temperament fpricht. Neben dem von Anfang an
wie zielbewußt anmutenden Entwicklungsgang Rembrandts erfcheint fein Schaffen ein
ftetes Taften. Deffenungeachtet ift er eine überaus anziehende Künftlerperfönüchkeit,
die auch da, wo fie im Schatten größerer Vorbilder fteht, unfcre Aufmerkfamkeit leb-
haft feffelt. Diefes nicht zuleßt durch einen befonderen Reichtum an noch unerforfchten
Problemen, der fie umgibt. Eines diefer Probleme ift Lievens' Tätigkeit als Landfchafts-
maler. Aus alten Inventaren wiffen wir, daß er zahlreiche Landfchaften gemalt hat.
Der Dichter Lambert van den Bofch fpricht 1650 in feiner gereimten Befchreibung der
Sammlung Kreßer in Amfterdam unfern Meifter an:
Hoe menigh Landfchap hebt ghg niet
U glimmende Palet ontwreven!
(Wie manches Landfchaftsbild haft du nicht aus deiner glänzenden Palette hcrausgeholt!)
und S. van Hoogftraten in feiner Inlegding tot de Hooge Schoole der Schilderkonft
(1678) erwähnt in feinen nur fpärlich eingeflochtenen Zitaten von Werken hoiiändifcher
Künftler eine Mondfcheinlandfchaft von Johan Lievens, die er gefehen und die auf
ihn wegen ihrer Naturwahrheit Eindruck gemacht hat. Wo find all diefe Bilder ge-
blieben? Eine ungefähre Vorftellung, wie fie ausgefehen haben mögen, übermittelt
uns einzig ein kleines, feines Bildchen im Kaifer Friedrich-Mufeum in Berlin. Aus-
führlich erzählen aber von diefer Betätigung des Künftlers feine gar nicht feiten vor-
kommenden Landfchaftszeichnungen, wie wir ihrer in der Sammlung Flofftede de Groot
vier antreffen. Die Blätter feffeln zunächft durch die originelle, flotte Technik des
breiten Rohrfederftriches. Durch das befonders ftarke Bleichwerden der durch Lievens
verwendeten Tinte haben feine Blätter zweifellos viel von ihrer urfprünglichen Wirkung
eingebüßt. Sie zeugen aber immer noch von einer großen, fehr eigenartigen Auf-
faffung der Natur. Ein Blatt wie die Landfchaft mit dem Overtoom das wahr-
fcheinlich zu den früheren Zeichnungen von Lievens gehört, — kann eine fachliche

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