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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 10.1918

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Heft 23/24
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Vermischtes
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Literatur
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VERMISCHTES ° LITERATUR

VERMISCHTES

LEIPZIG Im KUNSTGESCHICHTLICHEN IN-
STITUT der Univerßtät Leipzig fand Ende
Oktober zum Gedächtnis feines 25jährigen Be-
ftehens eine fchlichte Feier ftatt, zu der die
gegenwärtigen Mitglieder und Beamten des In-
flituts [ich um ihren Meifter verfammelten. Von
Geheimrat Schmarsow bei Übernahme des
Leipziger Lehrftuhls ins Leben gerufen, und feit-
dem ftändig geleitet, hat diefes Inftitut, in dem
wohlgefügten Bau feiner Einrichtungen zunächft
einzig in feiner Art, in der Folge für ähnliche
Organifationen an anderen Univerfitäten als
Vorbild gedient. Eine ftattlidie Reihe namhafter
Kunfthiftoriker, Univerfitätslehrer wie Mufeums-
beamte, find aus der Leipziger Kunftgefchichts-
fdiule hervorgegangen, haben in Schmarsows
Lehre eingeftandenermaßen die entfcheidenden
Richtlinien für ihre eigenen Arbeiten gewonnen.
Eine feftliche Begehung diefes Jubiläums ver-
boten die Zeitumftände; doch haben die nam-
hafteren Leipziger Kunftverleger durch frei-
gebige Büdierfpenden des Inftituts und feines
hochverdienten Gründers und Leiters an diefem
Ehrentage gedacht. W.

LITERÄTUR

SÄMMLERLITERÄTUR

1. Prof. Dr. W. Martin. ALT-HOLLÄN-
DISCHE BILDER. Mit 127 Abbildungen. (Biblio-
thek fürKunft- und AntiquitätenfammlerBand 13.)
Verlag Richard Carl Schmidt & Co., Berlin 1918.

Unter den meift vorzüglichen Bänden diefer
Reihe verdient die Arbeit aus der Feder des
Direktors der Kgl. Gemäldegalerie im Haag einen
Ehrenplaß. Denn Martins Buch ift nicht nur
ein klug und anregend gefchriebener Leitfaden,
fondern faßt auch die Erfahrungen eines in der
Praxis gefchulten Kenners wie in eins zufammen.
Das Thema eines immerhin begrenzten Fach-
gebietes erweitert fich hier zu allgemeinen Lehr-
fäßen, die für die Sammler von Gemälden alter
Meifter fehlechthin Geltung haben. Das empi-
rifche Element, auf dem fich die Arbeit aufbaut,
greift unbewußt hier und dort ins Gebiet des
Äfthetifchen hinüber. Das erklärt fich aus dem
eigentlichen Sinn desBuches, das demSammlertyp
unferer Tage eine Fülle wertvoller Ratfehläge und
allgemein gültiger Grundfäße vermitteln will.

Eine kurze Inhaltsangabe umreißt am beften
das Programmatifche der Arbeit: Nach einer Ein-
leitung, die kurz die Frage nach dem des Sam-
melns Werten anfehneidet, wird die Antwort
auf das „Wie fammle ich?“ gegeben. Bilder-
beftimmen und Stilkritik werden in ihren hifto-

rifchen Zufammenhängen und Bedingtheiten zu-
einander erklärt und ebenfo die Hilfsmittel zum
Studium aufgezeichnet. Ganz auf die Praxis des
Kunftmarktes iß fodann das nächfle Kapitel,
„die Frage nach dem Preis“, eingeftellt, das zu-
mal aus den Erfahrungen der leßten Jahrzehnte
den Bilderkurs als folchen nach allen Seiten hin
ventiliert. Ungemein wichtig und in diefer Art
einer klaren zufammenfaffenden Darftellung neu
ift das Kapitel über „das Erhalten und Wieder-
herftellen von Gemälden“, das direkt in die
Werkftatt des Reftaurators hineinführt und alle
Möglichkeiten der Behandlung gegenüber ge-
funden und kranken Bildern bis ins kleinfte
auseinanderfeßt. Ein Schlußabfchnitt entwickelt
endlich die äußeren Fragen nach dem Ausbau
einer Sammlung, wie Belichtung, Hängen und
Änordnen, Umrahmen und wiffenfchaftlidier
Bearbeitung.

Eine ungemein kenntnisreiche Arbeit, deren
Lektüre den Fachmann von der erften bis zur
leßten Seite zu feffeln weiß, ein Buch, von dem
man mit Recht behaupten darf, daß es eine
Lücke ausfüllt. Die klug und muftergültig ge-
wählten Abbildungen haben diesmal demonftra-
tiven Wert. Auch fie bringen im einzelnen fehr
viel Überrafchendes. Biermann.

2.DIE SAMMLUNG DES FREIHERRN AUGUST
VON DER HEYDT-ELBERFELD. Ausgewählte
Werke der Kunft der Gegenwart. Herausgegeben
und eingeleitet von Carl Georg Heife. Kurt
Woiff Verlag, Leipzig.

Diefe in ihrer äußeren Erfcheinung vorbild-
liche Veröffentlichung ift mehr als ihr Titel fagt:
Inbegriff eines leidenfchaftlichen Einfühlens in
die Entwicklung jüngfter Kunft, Ausdruck eines
Lebensinhaltes, in dem ßch derGeift der neuen
Zeit wundervoll kriftallißert dem Genießenden
mitteilt, erfter Auftakt eines Kommenden, das
hier mit mächtigem Flügelfchlag an die Pforten
des Zukünftigen pocht. Alfo fehlechthin ein Doku-
ment, das einmal hiftorifch begriffen fein will,
wenn fortfehreitende Klärung es eines Tages
als eine frühe Tatfache erkennt.

Dies ift das Kennzeichen des Sammlertyps
von der Heydt: In einer Epoche, wo das ge-
fchichtlich Gewordene, geftüßt von allen Erkennt-
niffen einer Wiffenfchaß, alle Aktivität des öffent-
lichen künftlerifchen Lebens beinahe reftlos be-
herrfcht und kursgemäß wertet, fammelt ein
innerlich überzeugter Mäzen ausfchließlich Le-
bendiges, aus der Zeit felbft Gewordenes, deffen
Kriterium erft vor der Gefchichte beftehen foll.
Stärkfte Anteilnahme an der künftlerifchen Kraß-
fpannung unferer Tage läßt ihn, unbeirrt um
Tagesmeinungen und Kritik, das feinem GefühL

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