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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 11
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0365

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Ausheilungen

Gemälde von Peter Grumm und Frau Fjedwig
Grumm-KIi£el, München.
Rotterdam
In der ÄcademievoorBeeldendeKunften
hat die Firma J. Goudftikker aus Ämfterdam
ihre wiederum gänzlich erneuerte Sammlung
ausgeftellt, für den Freund altholländifcher Kunft
eine Augenweide. Äus dem 100 Nummern be-
fchreibenden, fchön illuftrierten Katalog feien
als einige der bedeutendften herausgehoben,
öüerke von Cuyp (Verkündigung an die Fjirten
und FjüFmerhof), Dou, Ä. de Gelder (Bildnis eines
jungen Baumeifters, Ahasver und Fjaman), F. Fjals
(Frauenbildnis aus der Sammlung von der Fjeydt-
Berlin), Fjobbema, P. de Fjooch, Ruisdael, J. Steen
(u. a. die befonders fchöne Kuchenbäckerin, FjdG
349) und E. de öüitte.
Stockholm
Äuf Veranlaffung von Oswald Siren findet
hier zurzeit eine Äusftellung italienifcher
Renaiffancekunft ftatt, die vornehmlich düerke
aus Privatbefitj umfaßt, zu denen nicht nur die
Sammlung des Veranftalters felbft, fondern auch
der Königliche Befiß und die Sammlung der
Stockholmer Fjochfchule, deren Ausbau Siren
befonders gefördert hat, beigefteuert haben. Die
Kunft des Grecento ift durch einige frühe Klerke
aus der Nähe Giottos gut vertreten, während
unter den Klerken des 15. Jahrhunderts eine Ma-
donna von Mainardi und zwei weitere von
Pietro di Cofimo genannt werden müffen.
Das Glanzftück der Äusftellung ift das Bildnis
des jungen Lorenzo Gornabuoni von der Fjand des
Francesco Botticini. Unter den Venezianern
find Klerke von Vincenzo Catena und ein Bild-
nis des Lorenzo Lotto befonders hervorzu-
heben. Schließlich feien noch die drei Lebens-
alter des Ferrarefen Dosso Dossi und eine feine
Landfchaft mit einem Ritter von Domenico Cam-
pagnola erwähnt. Die kurzen Fjinweife zeigen,
wie ftark gerade die italienifche Renaiffance das
fchwedifche Sammelwefen befchäftigt hat.
fcüien
Die Vereinigung „Bewegung“, über deren
Gründung und 3iele im Julihefte lebten Jahres
berichtet wurde, brachte in ihren von Ädolf
Loos eingerichteten Räumen (Kärtnerftraße 4)
eine Äusftellung von düerken Johannes Ittens.
Die vorgeführten 3eichnungen, Gemälde und
Plaftiken zeigen eine Kunft, die auf das inten-
fivfte Erlebnis der reinen Form als Grägerin
des Ausdrucks ausgeht. Ein Vergleich mit Pi-
caffo oder Kandinski würde die Art Ittens nur
oberflächlich charakterifieren, wenn fie auch
prinzipiell ähnlich ift. Die Klerke laffen die

Klege ganze Stufenleiter des Strebens nach Ent-
materialifierung der Materie erkennen, fuchen ge-
fetjmäßige Formeln für die lineare und kubifche
Bewegung im Körper, für die Empfindung des
Stofflichen im Stilleben und für das räumliche
und farbige Erlebnis in der Landfchaft. Äuf
Grund folcher Gefeßmäßigkeiten gelangt Itten
fcßließlich zu abftrakten Kompofitionen, deren
überzeugende Kraft den inneren Beruf des Künft-
lers erkennen läßt. Den Veranftaltern gebührt
um fo größerer Dank, als die Gefahr befteht,
daß der junge Schweizer Künftler, der feit länge-
rem hier anfäffig in einem größeren Scßüler-
kreife fein hervorragendes Calent als Lehrer
betätigte, einer Berufung nach Kleimar folgend,
KFien verläßt. (Vgl. die Notiz in dem Abfcßnitt:
Von Künftlern upd Gelehrten, S. 344.) Bei dem
fiel) nun doch immer ftärker merkbar machen-
dem Streben, das erfchlaffte Kliener Kunftleben
in frifchere Bahnen zu lenken, könnte eine ziel-
bewußte und reinigende Kraft, wie fie Johannes
Itten darftellt, von größter Bedeutung fein. F). G.
3ürid)
Iu der Galerie Canner hat der Schweizer
Bildhauer Frilj Fjuf, der wieder aus Berlin in
feine Fjeimat zurückgekehrt ift, eine umfaffende
Äusftellung feines plaftifcfjen GQerkes, deren Be-
deutung noch durch eine Anzahl vortrefflicher
Äktzeichnungen erhöht wird. Fj u f gehört un-
feres Erachtens zwar nicht zu den Künftlern,
deren fchöpferifche Kraft an die höchsten und
lebten Probleme rührt, aber er ift unter den Ge-
genwärtigen immerhin eine prominente Erfchei-
nung von reichem Können und ftarkem formalen
Ausdrucksvermögen. Man verfteht es deshalb,
wenn z. B. die N. 3- 3tg- das erfte Schweizer
Debüt des Künftlers als ehrenvoll notiert und
eingehend würdigt.
An gleicher Ställe zeigt Julius de Praetere,
der fiel) neuerdings Prater unterfchreibt, eine
Kollektion von Studien zu einem 3yklus „Fjerbft-
feuer“, der mit einem etwas barocken Gefühl
und unter 3uhdfenaF)me ftarker Ornamentik den
Frauenakt auszudeuten verfucht. Daneben fieht
man einige Stilleben von gefchmackvoller male-
rifcher Behandlung. r.
Der Kunftfalon Klolfsberg brachte in feiner
zweiten Frühlmgsausftellung (15. April bis 1. Juni)
über 100 Klerke junger Schweizer Künftler.
Diefe Äusftellung, an der Künftler wie Blan-
chet, Vallet, Boß, Bodmer, Fjeller, Fjugonnet,
Meifter, Morach, Barraud u. a. m. teilnaßmen,
zeigte eine unerwartet große fchöpferifche Kraft
der jungen Generation. Die KJerke von Barraud,
Robert, Blanchet, Boss, Durand, Meifter be-

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