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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 12
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Kunstpolitik
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Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0400

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Sammlungen

fcßrieben hat und die die vielfeitigen Probleme,
die nicht erft [eit den Gagen der Revolution
aktuell geworden find, ßaarfcßarf beleuchten.
Die Bedeutung diefer Ärtikel überfteigt den ört-
lich begrenzten Rahmen, da es [ich zum Geil
um Fragen handelt, die auch für das übrige
Deutfcßland Geltung befißen. Das KJefentlicße
i[t, daß [ich hier Kritik und po[itive Vorfcßläge
für den Neuaufbau in einem großgefpannten
Rahmen zu leßter Äktivität vereinigen.
Sammlungen
3ur Eröffnung der Hamburqer
K u n ft h a 11 e
Acht Jahre, erfchwert durch den Krieg und
[eine Nöte, hat die Fertig[tellung des Änbaus
der FJamburger Kunftßalle gedauert. Vor wenigen
Gagen wurde die Sammlung im alten und neuen
FJaus der Öffentlichkeit übergeben, und felbft
nach diefer langen Glartezeit konnten [ich die
Fjamburger maßgebenden Behörden nicht dazu
vergehen, das ge[amte Gebäude [einer Beftim-
mung zuzuführen. Die Räume im Erdgefchoß,
als Kupferftichkabinett und Lefefaal vorgefeßen,
dienen immer noch öüoßlfaßrtszwecken: Kriegs-
möbel find dort zur Schau geftellt!
öUirkt die Verbindung von altem und neuem
Bau von der Straße gefeßen wenig glücklich, da
diefe beiden Gebäude, zwifcßen denen eine
3eitfpanne von fünfzig Jahren liegt, nicht zu
einer Einheit verfcßmolzen werden konnten,
[pürt man im Neubau den Dualismus zwifcßen
3weck- und Repräfentationsbau, [o find die
Einwände gegen die arcßitektonifcßen Sünden
im Innern noch viel gravierender. Im Creppen-
ßaus und in der von einer Kuppel überwölbten
Rotunde ßerrfcßt eine unzweckmäßige Raumver-
[cßwendung, noch [cßlimmer wird dies im ünter-
gefcßoß mit [einen fenfterlofen langen Räumen,
die nicht als Magazin vorgefeßen waren, fon-
dern, weil der Grundriß nicht genügend durch-
dacht war, einfach übrig geblieben find. Man
erinnert [icß an Licßtwarks COort: „Da die Mufeen
gebaut werden, der tüandfläcße wegen, kann
man auf Fjeller und Pfennig ausrechnen, wie-
viel Miete ein Quadratmeter Cüandfläcße koften
müßte.“ Es wendet [icß aufs Graufamfte gegen
ißn, da der Bau [ein Cüerk ift. In der Äbficßt,
hier die Gefamtfumme [eines Lebens zu ziehen,
ßat Licßtwark auf die Mitarbeit eines bedeuten-
den Architekten verzichtet, in Erbe, einem jünge-
ren Baumeifter, ßat er den Architekten gefunden,
der [icß ißm untergeordnet ßat. Schumacher,

der Erbes und Licßtwarks Aufgabe zu vollenden
hatte, mußte [icß dem bereits Vollendeten an-
paffen.
Auch die Frage der Licßtzufüßruug ift nicht
einwandfrei gelöft. Licßtwark ßat [icß für Seiten-
licßtkabinette und Säle mit Laternenoberlicht
entfcßloffen. Auf diefe ttleife wurde die Spie-
gelung der Bilder, auch jener, die unter Glas
find, vermieden; diefer große Vorzug wurde
aber damit erkauft, daß die Säle zuviel Ließt
haben, das Ließt frißt die Farben auf, die Bilder
verlieren [icß in den zu ßoßen Räumen mit
der ßellen unbedeckten Cüandfläcße darüber,
[cßrumpfen im Format zufammen und bekommen
etwas Kalkig-Verblaffenes.
Crotj diefer Einwände zeigen [icß im neuen
Fjaufe Licßtwarks Verdienfte in vollem Maße,
da man endlich eine Überficht des von ißm Ge-
[ammelten bekommt. Der Fall ift woßl einzig-
artig, daß eine öffentliche Sammlung [o ganz
und gar das ttlerk eines Menfcßen ift; die Fjam-
burger Kunftßalle ßat in ißrer fpezißfeßen Eigen-
art als Fjeimatsmufeum, genährt von den Säften
des Bodens, auf dem fie fteßt, die Vorzüge und
Scßwäcßen einer Privatfammlung in ißrem Reich-
tum und in ißren Lücken.
Licßtwarks Erbe anzutreten ift eine feßwere
und verantwortungsvolle Aufgabe. Croß der
üngunft der 3eiten, der Befcßneidung der öffent-
lichen Mittel, der verfagenden privaten Opfer-
willigkeit, ßat Pauli es fertig gebracht, die Samm-
lung nach allen Seiten hin auszubauen und zu
erweitern. Alle Abteilungen der Kunftßalle wur-
den bedaeßt, und das FJauptaugenmerk blieb
darauf gerichtet, die beften Stücke aus Fjam-
burger Privatbefitj der Kunftßalle zu fießern. So
wurde 1914 das gut erhaltene kleine Bild des
heiligen Georg, die Arbeit eines Cranacßfcßülers,
vermutlich des Meifters des Döbelner Altars, er-
worben, 1917 die Bildniffe der fäcßfifcßen Kur-
fürften von Cranacß felbft, ein männliches Bildnis
von Gerborcß aus der Sammlung Emden und
das Bildnis des Domherrn Meyer von Graff. Dazu
kommen als Ergänzung der Abteilung ßolländi-
feßer Bilder ein Bauerngeßöft von Jan van Goyen
und eine Dorflandfcßaft von Vinckeboons, ferner
ein reießes Frücßteftilleben des unter nieder-
ländifcßem Einfluß fteßenden Neapolitaners
Ruoppoli. 3u den glücklicßften Erwerbungen
unter den Bildern des 18. Jahrhunderts gehören
das Bildnis der Gräfin Fries von Friedrich Auguft
Cifcßbein, Edlingers Freiherr von Babo, Graffs
Selbftbildnis. Endlich ift auch ein wiffenfeßaft-
licßer Katalog der Bilder alter Meifter, der bis-
her gefehlt ßat, erfeßienen.
Da das Schwergewicht der Sammlung auf den

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