Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0417
DOI Heft:
Heft 13
DOI Artikel:Kirchner, Joachim: Franz Heckendorf
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Franz Fjeckendorf
Franz Seckendorf. Fjeroifcbe Landfcßaft.
docß das Beftreben, vor dem fcßwierigen Problem des Licfjts und feinen differenzierten
Erfcßeinungsformen nid}t die Klaffen zu ftrecken, fondern au dt) hierfür eine der Größe
des Gegenftandes entfprecßende Stilifierung zu fucßen, als beachtenswert notiert werden,
ünd auf der Stilifierung berußt lebten Endes ja überhaupt der ganze Reiz diefer
Landfcßaftskunft, in der Überfettung der zufälligen Formen der Natur in geiftige Aus-
druckswerte! Das von Ließt und Luft überflutete, an der äußeren Erfcßeinung ßaftende
Äugenblicksbild des Impreffionismus erfeßeint dureß eine neue pßilofopßifcßere Mal-
weife abgelöft, die alle Dinge von innen ßeraus ergründen und ißrem Kiefen naeß
darzuftellen fieß anfeßiekt. Mögen die Motive der deutfeßen Landfcßaft entleßnt fein,
mögen fie in das Klunderland des Orients ßinabfüßren, oder mögen fie die Kloßn-
und Arbeitsftätten der Menfcßen wiedergeben, aus allen fprießt ein üemperament, das
fieß nießt mit der Oberfläcße der Dinge zufrieden gibt, fondern das auf ißren orga-
nifeßen 3u[ammenßang laufeßt, das die Vielßeit differenzierter Stimmungsnuancen zu
einem einzigen Erlebniffe formt, für deffen Verfinnbildlicßung die von ißm gewäßlten
„Fjieroglypßen“, naeß denen Friedrieß Scßlegel fueßte, die reeßten zu fein feßeinen.
Gewiß könnte man fieß die „Fjcroifcße Landfcßaft“ mit den zwei zackigen Felfen zu
beiden Seiten des Fluffes in einer forgfältig naturaliftifeßen Kliedergabe vorftellen. Sie
könnte woßl aueß mit den Fjüfsmitteln der impreffioniftifeßen üeeßnik intereffant er-
feßeinen, allein das Überragende und 3wingende eines ins üßroifeße gefteigerten
landfcßaftlicßen Motivs dürfte Fjeckendorf mit diefer Fjerauszerrung aller für den Aus-
druck wefentlicßen Momente jedenfalls glücklicher erreießt ßaben.
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Franz Seckendorf. Fjeroifcbe Landfcßaft.
docß das Beftreben, vor dem fcßwierigen Problem des Licfjts und feinen differenzierten
Erfcßeinungsformen nid}t die Klaffen zu ftrecken, fondern au dt) hierfür eine der Größe
des Gegenftandes entfprecßende Stilifierung zu fucßen, als beachtenswert notiert werden,
ünd auf der Stilifierung berußt lebten Endes ja überhaupt der ganze Reiz diefer
Landfcßaftskunft, in der Überfettung der zufälligen Formen der Natur in geiftige Aus-
druckswerte! Das von Ließt und Luft überflutete, an der äußeren Erfcßeinung ßaftende
Äugenblicksbild des Impreffionismus erfeßeint dureß eine neue pßilofopßifcßere Mal-
weife abgelöft, die alle Dinge von innen ßeraus ergründen und ißrem Kiefen naeß
darzuftellen fieß anfeßiekt. Mögen die Motive der deutfeßen Landfcßaft entleßnt fein,
mögen fie in das Klunderland des Orients ßinabfüßren, oder mögen fie die Kloßn-
und Arbeitsftätten der Menfcßen wiedergeben, aus allen fprießt ein üemperament, das
fieß nießt mit der Oberfläcße der Dinge zufrieden gibt, fondern das auf ißren orga-
nifeßen 3u[ammenßang laufeßt, das die Vielßeit differenzierter Stimmungsnuancen zu
einem einzigen Erlebniffe formt, für deffen Verfinnbildlicßung die von ißm gewäßlten
„Fjieroglypßen“, naeß denen Friedrieß Scßlegel fueßte, die reeßten zu fein feßeinen.
Gewiß könnte man fieß die „Fjcroifcße Landfcßaft“ mit den zwei zackigen Felfen zu
beiden Seiten des Fluffes in einer forgfältig naturaliftifeßen Kliedergabe vorftellen. Sie
könnte woßl aueß mit den Fjüfsmitteln der impreffioniftifeßen üeeßnik intereffant er-
feßeinen, allein das Überragende und 3wingende eines ins üßroifeße gefteigerten
landfcßaftlicßen Motivs dürfte Fjeckendorf mit diefer Fjerauszerrung aller für den Aus-
druck wefentlicßen Momente jedenfalls glücklicher erreießt ßaben.
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