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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 24
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Ausstellungen
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Von Künstlern und Gelehrten
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0852

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Von Künftlern und Gelehrten

Ärbeiten tritt Bick in jene Reibe moderner Pia-
ftiker, welche in Barlach), in Lebmbruck, in Hoetger
ihre Meifter haben. Man glaubt es zu fpüren,
wie ftark Bick [ich mit der Plaftik des Mittel-
alters verknüpft fühlt, und es ift ein weiblicher
Kopf in Sandftein da, der durchaus in einer
Dombaubütte von einem in fruchtbarer hand-
werklicher Tradition [teilenden Steinmetzen ge-
meißelt fein könnte. . . Äucb zahlreiche gra-
pfüfcbe Ärbeiten des Künftlers zeugen von der
hohen plaftifcben Geftaltungsgabe diefesCalentes.
Bick, der vor zwei Jahren in der Berliner
Freien Sezeffion ausftellte, ift den deutfcben
Kunftfreunden längft kein (Inbekannter mehr.
Von Künftlern und
G eiehrten
Äugufte Renoir +
Äcbtundfiebzigjäbrig ift Renoir in den erften
Dezembertagen in Cagnes an der Riviera geftorben.
Nun lebt von den führenden Meiftern des franzöfi-
fcben Impreffionismus nur noch der greife Monet.
Überflüffig beinahe an diefer Stelle zu fagen,
wer Renoir war und wie er als Künftler in der
Gefcbicbte befteben wird. Denn wir Deutfcben
haben ihn vielleicht am meiften geliebt. Gerade
er hatte alles in fo reichem Maße, was uns
fehlte: Diefe Leichtigkeit des Blutes, das Email
der Palette, den fo felbftverftändlicben Efprit der
Farben und nicht zuletzt jenen Schuß ererbten
Rokokos, zu dem die Sehnfucßt jedes Geiftigen
im 3ebalter des Materialismus immer wieder
fünftel). Er erfcfüen uns als Franzofe in Rein-
kultur, der nur die Vorzüge feiner Raffe, we-
niger ihre Lafter kannte. Impreffionift? Äuf die
frühen Bilder der fedßziger und fiebziger Jahre,
wo er das mondäne Leben feiner Lichtftadt in
delikaten Farben einfing, mag der Äusdruck
beffer ftimmen als auf die merke der letzten
Schaffensperiode, die immer ftärker an die Über-
lieferung der „grands pastellistes“ des 18. Jahr-
hunderts anknüpften. Daraus erklärt fid) ihre
Congebung im ganzen, ihre oft für und nicht
immer leicht erträgliche Süßigkeit.
önd doch war er ein großer Künftler und ein
wundervoller Menfcß. önfere Liebe für Renoir
fteßt fern ab von jenem nationaliftifcßen Fieber,
das gerade heute alle guten Geifter zweier
Völker verwirrt, die fid) in gegenfeitiger Durd)-
dringung fo viel zu geben hätten. b.
Claus Meyer +
der anfangs November in feinem Düffeldorfer
Ätelier einem Schlaganfall erlag, war gebürtiger
Hannoveraner (geb. 1856 in Linden) und einer

der beften Vertreter jener traditionsreichen Düffel-
dorfer Malerfchmle, die in ihrer Kunft vornehm-
lich an die bolländifcben Genremaler des 17. Jahr-
hunderts wieder anknüpfte. Schüler des Münch-
ner Löfftj, trat er zuerft in den achtziger Jahren
an die Öffentlichkeit und zwar mit einem Er-
folg, der uns heutigen nicht mehr ganz ver-
ftändlich erfdjeint. Im Stil der Vermeer, Metfu
oder Cerborcb hat Claus Meyer unzählige Genre-
fzenen gemalt, mit delikatem Gefcbmack, aber
in durchaus antiquierter Äuffaffung. Die „Ölürfel-
fpieler“ der Nationalgalerie können in dem Sinne
als typifcb gelten. 1895 erfolgte feine Berufung
an die Düffeldorfer Äkademie und feitber ift er
neben Gebhardt, Janfen u. a. eine der promi-
nenteren Vertretung der älteren Richtung in der
rbeinifcben Kunftftadt gewefen. Von größeren
Ärbeiten müffen die Freskobilder für den Feft-
faal in Schloß Burg a. d. mupper genannt wer-
den. Qnter feinen zahlreichen Schülern ift hüil-
belm Scbmurr der bedeutendfte, obwohl diefer
längft dieCraditionen feines Lehrers verlaffen hat.
Fri^ Sdjaper +
Der Schöpfer des Berliner Goethe-Denkmals
ift nach längerem Leiden Ende November im
Älter von 78 Jahren in Berlin geftorben. Scfmper
gehörte zu den frucbtbarften Künftlern der älteren
Berliner Bildbauerfcbule. Von feinen merken
zeigen das 1880 enthüllte Goethe-Standbild im
Eiergarten, die feine Schleiermacher-Büfte vor
der Dreifaltigkeitskirche, das Leffing-Denkmal
auf dem Hamburger Gänfemarkt, der Luther zu
Erfurt die Stärke und die Schwächen feines La-
tentes, deffen Produktivität erftaunlid) war. b.
Y). C. Frick +
Der bekannte amerikanifcbe Kunftfammler und
Eifenmagnat, deffen Sammlung alter Meifter
mteltruf befitzt, ift Ende November im Älter von
70 Jahren in New York geftorben. Eine der lebten
ErwerbungenFricks war der berühmte Verm eer,
ehemals in der Sammlung James Simon, Berlin,
der erft vor wenigen Monaten den fflteg über das
große maffer angelreten hatte. Frick hat feine
gefamten Kunftfammlungen, deren Ulert auf
15 Millionen Dollars gefcbäijt wird, dem Staat
binterlaffen. Qnter den Schätzen befindet ficb
manches vom Koftbarften aus der Sammlung
von John Pierpont Morgan. H-
Corrado Ricci
In Ergänzung unferer Mitteilung im lebten
Heft fei mitgeteilt, daß Ricci fortan als Präfident
des italienifcben Inftituts für Ärcbäologie und
Kunftgefcßicbte, das nach dem Vorbild des
deutfcben arcbäologifcben Inftituts im Palazzo
Venezia eingerichtet wird, feine ganze Kraft

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