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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 1
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B., G.: Das Aussfuhrverbot von Kunstwerken
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Der Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0066

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Der Kunftmarkt — Bevorftehende Verweigerungen

£üerke der englifd)en Schule des 18. und frühen
19. Jahrhunderts.
Im 3ufammenhang mit diefem Exodus der
Kinder Englands fdßreibt die „Eimes“, die fid)
foweit nicht allzu fehr darüber aufzuregen ver-
mag, daß zum erftenmal feit Äusbruch des Krieges
amerikanifche Händler nach London gekommen
feien, um ihre Sommer- oder Fjerbftferien zu-
zubringen, und daß es deshalb im Kunftbezirk
der Bondftreet eine recht gute 3eit gegeben
habe, über die fid) die englifchen Fjändler nicht
beklagen könnten, wenn auch der fchledjte Va-
lutaftand des Pfundes Sterling gegenüber dem
jeljt allmächtigen Dollar die „Befucher“ begünftigt
hätte. — Es mag fein, daß amerikanifche Fjändler
diefen Sommer zum erftenmal feit 1914 auf
Ferien in England waren, und dabei Gefchäft
mit Vergnügen verknüpften, daß fie refp. ihre
Vertreter aber auch vielfach während des
Krieges nach England und nach Frankreich und
anderen europäifchen Ländern gegangen und
nicht mit leeren Pfänden zurückgekehrt find, wird
niemand leugnen können. Die Einfuhr alter
Kunftgegenftände während der leßten Jahre ift
nur deshalb nicht geradezu enorm gewefen, weil
zahlreiche während diefer 3eit angekaufte Klerke
wegen der Kriegsunficherheiten des Eransportes
zunächft in Europa gelaffen wurden. Bei dem
riefigen Änwachfen der amerikanifchen Kriegs-
millionäre — hier haben die „Kriegsgewinnler“
fiel) nämlich nicht erft mit Kleinigkeiten abge-
geben, fondern find gleich ins volle gegangen
ift es aber fchon möglich, daß all diefe Mengen
neuerworbener Klerke zu guten Preifen an den
Mann gebracht werden.
Im hiefigen Sammlerwefen hat im übrigen der
Krieg einen fchon vorher fich bemerkbar machen-
den 3ug bedeutend verftärkt, nämlich das Pjin-
neigen zur Produktion des eigenen Landes,
alter wie neuer. Sammler von Ämerikanas
nehmen überhand. Möbel des „kolonialen“ Stils
fteigen in Ächtung und Klert, und ebenfo Ge-
mälde einheimifcher Maler auch der jüngft ver-
gangenen 3eib So wurde von einem Neu-
England-Sammler durch Vermittlung der Macbeth
Galleries foeben ein großzügiges Seeftück „Küfte
im Klinter“ des nach KIud)t und Eypifierung
hindrängenden Klinslow Fjomer für den „Rekord-
preis“ (foweit amerikanifche Klerke in Betracht
kommen) von $ 33000 angekauft, während ein
Sammler aus dem fernen «Heften des vor nicht
langer 3eit verdorbenen Frank Duveneck in
feinen Qualitäten eines Leibi nicht unwürdiges,
nur zu anekdotenhaftes benanntes „Er lebt von
feinem Verftande“, eine Ärt Pendant zu feinem
bekannten „Pfeifenden Jungen“ mit dem ftarken

Münchner Einfluß aus den fiebziger Jahren, um
S 20000 erftanden hat.
Vor kurzem erwarb Mr. Fjenry P. Davifon
durch Jacques Seligman die bekannte Fjou-
donfche Statue „La Frileuse“, von der fich eine
kleinere Replik im Louvre befindet. Seligman
foll feinerzeit fchon über anderthalb hundert-
taufend Dollars dafür bezahlt haben. Die Statue
muß Mr. Davifon alfo recht hoch zu ftehen ge-
kommen fein. Für folche Extra fachen aber ift
man hier eben oft bereit ohne Murren Riefen-
fummen zu zahlen, während man fonft, und ge-
rade in den Kreifen reicher Sammler, felbft bei
fehr guten, ja erftklaffigen Gegenftänden auf das
ärgfte knaufert und fich fpreizt, ehe man fich
zum Änkauf und 3ahlen entfchließt.
Dem rührigen Kunftantiquariat E. Kley he
in der Lexington Ävenue, das vor kurzem auch
einen fehr anziehenden Kunftfalon eröffnet hat
(mit einer Äusftellung ausgefuchter Blätter von
Daumier und Gavarni, der fich jeljt eine folche
von Redon angefchloffen hat), gelang es vor
kurzem in J. Pennell einen Käufer für die ge-
famten, in drei Kiften untergebrachten Äkten
und Papiere des weitbekannten Kltüftlerprozeffes
gegen Ruskin zu finden. Es ift heutzutage höchft
amüfant, diefe Änklagefchriften, Sougenverneh-
mungen und dann auch die beigefügten eigen-
händigen Briefe Klfüftlers an feinen Rechtsan-
walt durchzulefen. Ruskin kommt dabei nicht
gerade gut weg. Der „Farbentopf“, deffen
Klerfen ins Äntlitj des Publikums, zum Preife
von 200 Guineen er KI. vorwarf, traf ihn felber
mitten ins Geficht. Keines diefer Dokumente,
noch auch die Briefe find jemals veröffentlicht
worden. Ob Pennell aus alter Änhänglichkeit
die ganze Sammlung für fid) felber gekauft oder
dabei im Äuftrage eines anderen gehandelt hat,
war nicht zu erfahren. Seltfam aber bleibt, daß
diefe Papiere von fo hohem Intereffe — nament-
lich bei dem jetzigen Klhiftlerkult t- längere 3eit
keinen Käufer unter den Fjändlern, denen fie
angeboten wurden, zu ßnden vermochten, bis
das Kleyhefche Äntiquariat kurz entfd)loffen Zu-
griff. Die Papiere ftammen aus dem Befiß des
Klhiftlerfchen Rechtsanwalts. F.
Bevorftehende Verfteigerungen
Frankfurt a. M.
Der künftlerifche Nachlaß GuftavFried-
rid) Papperik’ kommt am 27. Januar 1920 bei
Rudolf Bangel unter den gammer. papperih
war Dresdner von Geburt. Äus der Schule Clauffen-
DaP)l hervorgegangen, wurde er während feines
Münchner Äufenthaltes ftark von Rottmann be-

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