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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 2
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Hirschmann, Otto: Die Sammlung August Janssen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0091

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BBS MWSISÄMMIJEK

Die Sammlung Huguft Janffen f
(Firma J. Goudftikker, Ämfterdam) Mit 17 Abbildungen / von otto hirschmann
(Fortfeßung und Schluß aus Fjeft 1.)
Südlid) von Fjaarlem blicken wir auf die enggefügte Städtereihe der Provinz 3uid-
Fjolland, in der jedes Glied mit der Erinnerung an mindeftens eine illuftre
Künftlerperfönlicßkeit verknüpft ift.
Da ift zunäcßft Leiden, und in Leiden, als Überragender unter Vielen, Jan Steen.
In der üleife, wie er uns in der Sammlung Janffen entgegentritt, erfteßt er uns in
feiner ganzen Bedeutung. Drei ttlerke, jedes zeugend von feiner unvergleichlichen
Fjerrfcßaft über das FJandwerk und dabei voll, zum Überfließen voll feines Geiftes.
Diefer letzte ift durch keine tlmfcßreibung, weder durch F)umor, Spott noch Satyre zu
faßen. Das Eigentümliche, das Jan Steens Darftellungen über alles Gleichartige ftets
hinaushebt, ift ein eigener Begriff, nicht anders anzudeuten, als durch den Namen:
Jan Steen. 3uerft ein vielfiguriges Fjocßzeitsfeft, bei dem es ausgelaffen zugeht (Äbb. 11);
wenn man will ein Sittengemälde. Aber auch wie viel mehr als das! Der ganze
Reichtum einer unerfchöpflichen Erfindungsgabe tritt uns in feiner höchsten Entfaltung
entgegen, öder je der Meinung zugetan war, niedrigftes Spießbürgertum fei künftle-
rifcßer Geftaltung weniger zugänglich als der Olymp, muß hier fein Vorurteil als folcßes
erkennen. Keine Änalyfe — und würde fie bei dem koloriftifchen Meifterftückcßen
des rotjackigen Mädchens rechts vorne am Faß anfangen und bei dem fcßweren, koft-
baren üeppicß aufhören, der, von der Decke niederhängend, das üreiben auf dem Erd-
boden durch den feltfamen Kontraft noch plumper erfcßeinen läßt — keine Änalyfe
vermöchte den Aufwand an künftlerifchen Mitteln auszufcßöpfen, mit dem hier ge-
wuchert ift. Nicht immer hat fiel) Jan Steen fo viel Mühe gegeben; mit manchem feiner
Üderke war er felber fchneller zufrieden, als wir nachgeborene Kritiker, 6üas aber
wiederum zu fagen von einer Schöpfung, wie der Bürgerbeluftigung vor der Stadt
(Äbb. 12)? Es ift, als ob er in einem folcßen Bilde zeigen wollte, was er unter Ein-
faß aller feiner Gaben, Fleiß und Ausdauer eingerechnet, zu leiften imftande war.
Klarmes Sonnenlicht liegt über der heitern Szene ausgegoffen und vereinigt die zer-
ftreuten Gruppen zum gemeinfamen, behaglichen Dafeinsgenuß. ünd dabei für den,
der es nicht fd)on wußte, wie eine Offenbarung: Jan Steen als Landfehafter. Diefer
hatte es wahrlich nicht nötig, die Fjilfe feines Schwiegervaters Jan van Goyen anzu-
rufen; niemandem wird es einfallen, anzunehmen, daß diefe Gruppe köftlid) feßatten-
der ülmen mit dem feinen Durchblick auf das Gartentor, daß die liebreizende Äusficßt
in die dunftige Ferne von anderer FJand gemalt fei. „Jan Steen op zijn beft!“ mögen
feßon die 3eitgenoffen hier ausgerufen haben, wenn ißnen aueß der malende Fjerbergs-
wirt neben dem ftilleifrigen Gerard Dou vielleicht nicht als ganz vollwertiger Nachfolger
des heiligen Lukas vorgekommen ift. Äucß das dritte Bild Jan Steens in der Samm-

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