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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Sammlungen
Der (Uedjfel in der Leitung des Ger-
manifdjen Mufeums
Geheimrat Dr. Guftav von Bezold tritt
nach 25jähriger Klirkfamkeit von der Leitung
des Germanifdjen Mufeums zurück.
Sein Verdienft ift es, die Gemäldegalerie, die
Äbteilung plaftifdjer Denkmäler, die Sammlung
der Möbel und Qausgeräte, der wiffenfchaft-
lid>en Inftrumente und der Edelfd)miedekunft
um manch koftbares Stück bereichert zu haben.
Auch der große Südweftbau mit der Klaffen-
fammlung, den Bauernftuben und der einzig
daftehenden Sammlung bäuerlicher Erachten und
bäuerlichen Schmucks ift fein Klerk. Dennoch
war er mehr der Cyp des ftillen Gelehrten als
des Mufeumsorganifators. Die Hufgabe der
dringend notwendig gewordenen Neuordnung
überläßt er feinem Nachfolger. Hber er baute
der künftigen Reorganifation durch Inangriff-
nahme des monumentalen Neubaues vor.
Klie uns aus Fachkreifen mitgeteilt wird, er-
örtert man bereits die Frage der Nadßfolgefchaft
in den intereffierten Kreifen fehr lebhaft. So
erhält fid) z. B. in München die Meinung, daß
Klilhelm Bode, der als Mitglied des Verwal-
tungsausfcßuffes des Germanifcßen Mufeums
zweifellos einen bedeutenden Einfluß auf die
Befetjung des Poftens hat, beabfichtige, einen
feiner beiden Kunfthiftoriker-Neffen, Dr. Olden-
bourg oder den noch jüngeren Dr. 3immer-
mann, der feit einiger 3eit am Berliner Kunft-
gewerbe-Mufeum tätig ift, nad) Nürnberg zu
lancieren. Ein fold)es Gerücht, mag es noch
fo grundlos fein, ift vielleicht erklärlich, denkt
man an den nicht gerade taktifd) fehr klugen
oder fachlich überzeugenden Vorftoß, den kürz-
lich Oldenbourg im 7. IJeft der „Kunftchronik“
gegen das Germanifche Mufeum unternommen
hat. Bode dagegen fcheint uns trotj allem, was
man fonft gelegentlich feiner Politik vorwerfen
konnte, den Verdacht, Nepotismus zu treiben,
nicht verdient zu haben, und daß fachlich weder
der eine noch der andere der beiden Neffen
ernftlid) für einen derartigen Poften in Frage
kommen könnte, braucht ebenfowenig erwähnt
zu werden. Denn die Hufgabe, die in Nürn-
berg der Verwirklichung harrt, kann fich nur
auf langjährige Erfahrung ftüljen, wie fie diefem
Verwaltungsapparat gegenüber eigentlich nur
diejenigen befißen, die felbft mit dem Klerk
groß geworden find. Partikulariftifche Intereffen
dürfen ebenfowenig entfcheiden. Denn gerade

das Germanifche Mufeum ift eine Hngelegenheit
des ganzen Volkes und an die Spitze desfelben
gehört die organifatorifche Begabung, die nach-
weislich die Fähigkeit befiljt, die Fülle der auf-
geftapelten Schäle einer künftlerifd) intereffierten
Menfchheit zu erfchließen. In diefem Sinne muß
demnächft die leßte Entfcheidung fallen.
D i e b ft a f) 1 im kunftljiftorifdjen
Mufeum in tüien
In der Nacht vom 22. zum 23. Januar wurde
in der Hntikenabteilung des kunfthiftorifd)en
Mufeums ein Diebftahl ausgeführt, deffen nähere
ümftände noch nicht aufgeklärt find. Geftoblen
wurden faft fämtliche (86) Stücke der Vitrine 19
im Saal XIV, die die von dem Legationsrat
Franz Edler von Cimoni 1856 dem Kaifer ge-
widmete Kameenfammlung enthielt. Die Kameen
ftammen größtenteils aus der Mitte des 18. Jahr-
hunderts, darunter befanden fich auch einige
antike Intaglien, fjervorzuheben ift eine Serie
von Gemmen des Parifer Steinfehneiders Louis
Siries (feit 1747 für Franz I. in Florenz tätig,
geft. um 1760). Die in Sarder, Onyx, Hchat und
Lapislazuli gefchnittenen Stücke enthielten u. a.
folgende Darftellungen: Venus Hnadyomene,
Parnaß, Madonna della Sedia, Semiramis er-
baut Babylon, Phaeton, Hntonius und Kleopatra,
Feft der Kleopatra, Kruzißx, die vier Kleltteile,
Hpotheofe des Herkules, Akademie der fchönen
Künfte, Einzug Alexanders in Babylon, ferner
Porträts von Kaifer Franz I. und Maria Cherefia
und deren Familie, Ludwig XV. — Kleitere Ar-
beiten find von Giufeppe Gironetti (Hntinous),
Cerbara (Alexander, FJerkules, Sappho), Morelli
(Amor und Pfyche), Berini (Minade), Filippo
Rega (Godoy, der Friedensfürft), G. A. Santa-
relli (Auguftus, Eurydike), Antonio Pichler (Sa-
tyr, Kindeskopf), Giovanni Pichler (farnefifcher
Fjerkules) und Luigi Pichler (Schiller, Klinckel-
mann, Dom. Seftini, Peilerin, E. Q. Visconti, drei
Grazien nach Chorwaldfen, Galatea, Jupiter Do-
donäus) u. a. — Aus der Elfenbeinfammlung
wurde außerdem ein Fächer entwendet (der Schaft
blieb zurück) und der Elfenbeinauffaij eines
üintenfaffes. Aus der Klaffenfammlung ver-
fdbwand der mit einem gefchnihten Jafpisknopf
und einer Miniatur Maria Cherefias gefchmückte
Marfchallftab des fjerzogs Karl Alexander von
Lothringen und der goldene mit Brillanten be-
fetjte Marfchallftab Franz I., beide aus der Mitte
des 18. Jahrhunderts. — Der Klert der Gemmen
wird auf ca. 600000, der der Marfchallftäbe auf
je 500000, der des Fächers auf 30000 Friedens-
kronen gefchäfjt. 5- G.

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