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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 4
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Schmitz, Hermann: Bildteppiche: zur Geschichte der Gobelinwirkerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0177

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©HB jraSTSIMMJUER

Von 5 amin elwcfen und Kuujterei gnifle n

Bildteppidje / 3ur Gefd)id)te der Gobelinwirkerei
Mit 4 Abbildungen Von HERMANN SCHMITZ


Unter dem Titel „Bildteppiche, Geschichte der Gobelinwirkerei“ er-
scheint soeben im Verlag für Kunstwissenschaft in Berlin ein
von dem Berliner Kunstgewerbemuseum herausgegebenes Buch mit
158 Abbildungen, das den Verfasser dieses Beitrages zum Autor hat.

Die Bildteppiche tyaben in den letzten Jahren bei Sammlern, Kunftfreunden und
Forfdjern ein außerordentlich und ftetig wacßfendes Intereffe erweckt, Unter
allen 3weigen des Kunftmarktes ift denn aucß den Bildteppichen — den Gobe-
lins — feit kurzem die auffallendfte und ftärkfte Preisfteigerung widerfahren. Sie,
die in der erften Hälfte des 19. Jahrhunderts vielfach noch als Packleinwand, als
Ceppichläufer und Fenftervorl)änge benüßt oder auf Auktionen deutfcher Schlöffer für
wenige Mark haufenweife verfcßleudert wurden, erreichen in ihren beften Vertretern
feit wenigen Jahren, zumal feit dem Kriegsende Preife, wie fie fonft nur von Bildern
erften Ranges erzielt werden. In dem leßten Jahre find der Handel und die Nachfrage
ganz befonders gewachfen; es vergeht kaum eine Uloche, wo nicht durch den Berliner
und den Münchner Handel Meifterwerke der Gobelinwirkerei ans üageslicßt gebracht
werden. Erftaunlid) und felbft für den, der diefes Gebiet feit langen Jahren verfolgt
hat, überrafchend ift der große Reichtum an franzöfifcßen und niederländifcßen Bild-
teppichen, die gerade aus deutfcßem Befiß auftauchen. Neben den amerikanifchen
Mufeen, die mit großem Glück auf diefem Felde feit einem Jahrzehnt vorangefchritten
find, bewerben fiel) zahlreiche vermögend gewordene Leute im Auslände um Bild-
teppiche; der allgemeiner gewordene Sinn für das Monumentale und Dekorative hat
das Verftändnis für diefe Blüte der üextilkunft gefördert; für die vornehme 3innner-
ausftattung erfeßeint der Gobelin als der begehrenswertere Hintergrund.
Im inneren 3ufammenhang mit diefer Erfcheinung hat die Forfcßung ebenfalls feit
dem leßten Jahrzehnt diefem Kunftzweig eine ftetig gefteigerte Aufmerkfamkeit ge-
widmet. 3ahlreicl)e fleißige Hände rühren fiel), um Gefchid)te und üeeßnik der Bild-
wirkerei aufzuklären. tüäßrend in Frankreich, in Belgien, in England und felbft bereits
in Skandinavien und in Amerika eine beträchtliche Reihe gefcßloffener Ulerke darüber
erfchienen find, hat bisher die deutfeße Fachliteratur nur Einzelnes und Bruchftückhaftes
liefern können. Es fehlte bei uns die Bafis im breiteren Publikum, die für eine der-
artig zufammenhängende Forfchertätigkeit erft den Boden abgibt. Auch ift das Material
an Bildteppichen hier unzugänglicher gewefen. Der Hauptfehaß in den öfterreießifeßen
und deutfehen Refidenzfchlöffern wird eben jeßt erft bei deren Übernahme in den
Staatsbefiß der Öffentlichkeit bekannt werden.
Das von dem Kunftgewerbemufeum foeben herausgegebene Buch, das die erfte zu-
Der Cicerone, XII. Japrg., I}eft4 12 155
 
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