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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 4
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Sammlungen
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0187

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Sammlungen :— Ausheilungen

für folche Caten vor der Öffentlichkeit zu tragen.
Aber zugegeben felbft, daß in diefem Fall die
Klagen aus der Bürgerfchaft berechtigt wären,
fo bleibt dennoch die Catfache als folche vor-
bildlich und das Beifpiel in Hamburg follte ge-
rade jeßt befeuernd auch auf andere Provinz-
fammlungen wirken, bei denen die allgemeinen
Verhältniffe ganz ähnlich liegen. Ich glaube
aud) nicht, daß es richtig ift, einem Mufeums-
direktor einen Vorwurf zu machen, weil er [ich
nicht als guter Gefchäftsmann erwiefen hat. Der
richtige deg wäre zweifellos der einer öffent-
lichen Verweigerung gewefen, bei der auch das
neutrale Ausland hätte mitbieten können. Dies
würde dem Direktor der Kunfthalle die Angriffe
erfpart haben, denen er [ich jeßt — nicht ganz
ohne eigenes Verfchulden — ausgefeßt fieht. Da
[ich im übrigen die Einzelheiten diefes Falles
unferer Beurteilung entziehen, mag das Beifpiel
anderen zur darnung dienen. Die Cat war gut,
die befolgte Cäktik vielleicht dagegen verkehrt.
B.
Das neue Mufeum antiker Klein-
kunft in München
ünter Leitung von Üniv.-Prof. Dr. Sieveking
find in den lebten Monaten die Beftände des
früher in der Neuen Pinakothek aufgeftellten
Antiquariums, dazu die bisher in der Glyptothek
untergebrachte Sammlung Arndt und die Vafen-
fammlung zu einem Mufeum vereinigt worden,
das Anfang Februar eröffnet wurde. Die Samm-
lung zerfällt in zwei, räumlich leider voneinander
getrennten Abteilungen, von denen das Erd-
gefchoß der Alten Pinakothek die griechifch-
römifchen Gegenftände antiker Kleinkunft be-
herbergt, während die ägyptifcße Abteilung im
Obergefcßoß des Kunftausftellungsgebäudes am
Königsplaß untergebracht wurde.
Grecos „Cljriftus in Getljfemane“
ehemals im Klofter Las Saluevas in Madrid
wurde für die National Gallery erworben.
Berlin
Der größte und wichtigfte Ceil der Gemälde-
fammlung des verftorbenen Marcus Kappel,
der als Vermächtnis den Staatsmufeen zufiel,
foll in einem befonderen Kabinett im Kaifer-
Friedrich-Mufeum (ebenfo wie die Samm-
lungen James Simon und Chiem) aufgeftellt
werden. Da erhalten auf der niederländifchen
Seite der Gemäldegalerie die beften Stücke aus
dem Oberlichtfaal von Kappels Haus in der
Ciergartenftraße ihren Plaß; voran Rembrandts
Selbftbildnis aus feinem Codesjahr, bezeichnet
1669, das 1655 gemalte farbenglühende Bild von

Chriftus und der Samariterin, für das die Galerie
fchon den Entwurf befißt, zwei Studienköpfe
des Meifters, gleichfalls aus feiner reifften 3eit,
eine feiner feltenen Landfchaften; dann von
Hals das große Bildnis der Katharina Roofter-
man, Cerborchs „Kartenpartie“, Steens „Hoch-
zeit“ und „3eitungslefer“, Pieter de Hoochs
„Stickerin“, Fjobbemas „deg am Kanal“, Ruis-
daels „deftfälifcßer Bauernhof am dalde“ und
„Blick auf Haarlem“, Potters „Abendraft des
Farmers“.
Ausheilungen
ßanno verfeme Sezeffion
Die kleine Gruppe Hannoverfcßer Sezeffioniften
[teilt gegenwärtig zum drittenmal in der Keftner-
Gefellfchaft aus. Einige Gäfte von auswärts, wie
Felixmüller, Nolde, Kokofchka und Johannes
Molzahn, der dem engeren Sturm-Kreis angehört,
runden das Gefamtbild ab, ohne es fehr wefent-
lid) zu beeinfluffen. Diefe Feftftellung ift wichtig.
Denn fie beweift, daß die ftärkeren Perfönlich-
keiten in diefem Kreife auch die Nähe klaffifi—
zierter Führer der deutfchen Moderne nicht zu
fürchten brauchen. Einige ältere derke, die man
dem Keftnermufeum entlieh, darunter die proble-
matifche Kreuztragung Dürers, follen offenbar
die engen Berührungspunkte aufzeigen, die das
Schaffen unferer Jüngften im Ringen um die
rein formalen Probleme mit den Altmeiftern
deutfcher Gotik in Parallele feßen. Man fordert
bewußt zum Vergleich heraus und der Kritiker
erftaunt (hier ja nicht zum erften Male), daß in
der Cat irgendwo eine Gemeinfamkeit im Gei-
ftigen befteht, die fo vieles von dem, was zwi-
fchen den Jahrhunderten auf de*- Bafis einer
humaniftifch orientierten Kunftanfchauung ent-
ftand, vergeffen macht.
Sieht man von den derken jener älteren Ver-
treter ab, die einmal vor Jahren als Schritt-
macher des Neuen die reinliche Scheidung von
der Kunftvereinsproduktion vollzogen und die
wie Burger-Mühlfeld oder Seiffert-dattenberg
auch heute noch in Ehren beftehen, fo liegt der
eigentliche Akzent diefer Ausftellung auf dem,
was die fd)öpferifche Jugend Hannovers zu ver-
geben hat. Das Dioskurenpaar Max Bur-
charß und Otto Gleichmann, inzwifcßen
längft über den engen Rahmen der Provinz
hinausgewachfen, beftimmt fo eigenwillig das
Gefamtbild, daß neben dem Schaffen diefer
beiden alles andere faft unverdient zurücktritt.
Gewiffe Ähnlichkeiten in der materiellen Struktur
find bei beiden unverkennbar und es läßt ßid)

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