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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Die Privatdozenten / Das dänische Naturschutzgesetz
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0231
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Kunftpolitik — Sammlungen

Kunft befindet fich in ewiger Erneuerung; ttlerke
entftehen, (Ilerke vergeben; gerade die fchaffens-
ftärkften 3eiten pflegen auch die pietätlofeften
zu fein, und verfchwindet das Septizonium, fo
verwendet eine neue Epoche feine Steine zu
neuen Bauten. Aber die Natur ift unter allem
[Handel das Bleibende, die CIrkraft, von der
taufend Kräfte ausgeben. Eine einmal entftellte
Landfchaft ift kaum je wieder berzuftellen; die
Bodenftändigkeit ihrer Bewohner lockert fiel)
und die Vorausfeljungen für freudige und red-
liche ttlerkarbeit werden nachteilig beeinflußt.
ttläbrend des Krieges ift in Dänemark ein
Naturfcbutjgefelj gefdjaffen worden, das wegen
feiner planmäßigen Durcßgeftaltung Aufmerk-
samkeit verdient. Sein Grundgedanke ift der,
daß das private Eigentum an Grund und Boden
das allgemeine Anrecht an Genuß und Schön-
heit der Natur nicht unbillig befchränken darf.
Es wird daher nicht allein ein gefeljliches Schul-
recht verfügt über folche Bezirke, die um ihrer
Schönheit oder Merkwürdigkeit willen auf Er-
haltung und Schonung Änfpruch haben, fondern
es wird auch beftimmt, daß folche Landesteile
und Örtlichkeiten, deren 3ugänglid)keit im Inter-
effe des „Freiluftlebens“ der Bevölkerung von
wefentlicher Bedeutung ift, allgemein zugänglich
erhalten werden dürfen, fo weit dadurch nicht
berechtigte oder wefentliche Intereffen des Eigen-
tümers verlebt werden oder deffen Fjausfrieden
geftört wird. Auf Grund diefer Beftimmung kann
alfo z. B. die Eröffnung von herrfdjaftlichen
Parkanlagen oder Cüäldern für den allgemeinen
Befuch erwirkt werden. Gleichzeitig wird grund-
fäljlich die allgemeine 3ugänglid)keit von GCIäl—
dern und von unbebautem Gelände in Staats-
und Gemeindebeßtj angeordnet. Ebenfo ermög-
licht es die erwähnte Beftimmung, die Abfperrung
oder Bebauung einer Strandpartie zu verhindern,
die wünfehenswert eine folche Möglichkeit ift,
davon können fich die Kopenhagener in nächfter
Nähe überzeugen; denn im Norden der Stadt
ift der fchöne Strandweg den Sund entlang
weithin durch Privathäufer und zum Geil felbft
durch induftrielle Anlagen fchnöde verbaut und da-
mit diefem Stadtteile ein hoher Naturreiz unter-
fchlagen. Die jetjt geplante Schaffung eines Strand-
wegs kann nur unvollkommen gelingen, wird aber
jedenfalls außerordentliche ünkoften verurfachen.
Die Organifation des dänifchen Naturfchutjes
ift fo aufgebaut, daß in Kopenhagen und in
jedem Ämtsbezirk des Landes ein Schulamt
(fredningsnaevn) und für das ganze Land ein
Oberfchuljamt errichtet wird. Die Mitglieder
ernennen oder wählen teils der Staat, teils die
Gemeindeverwaltungen und -Vertretungen. Da-

neben wird ein Scfmljrat errichtet, der in be-
ftimmten Fällen als Gutachter wirken foll und
bei deffen 3ufammenfeijung auch die diffen-
fchaft, [owie die Naturfchuljvereine zu beteiligen
find. Das Verfahren der Schulämter foll nach
Möglichkeit ein Einigungsverfahren fein. Den
örtlichen Behörden liegt die Verpflichtung ob,
von allen Bebauungs- oder fonftigen Plänen,
die ein Eingreifen der Schulämter nötig machen
könnten, diefen fofort Mitteilung zu machen,
und die Ämter können daraufhin erforderlichen-
falls mit fofortiger dirkung eine vorläufige Ver-
fügung erlaffen, z. B. um die Verbauung einer
Ausficht zu verhindern. Ein Paragraph (19)
trifft Maßregeln gegen die Entftellung der Land-
feßaft durch Reklameplakate, Schilder ufw. Ein
anderer (21) verfügt befondereScfmljmaßregelnfür
noch unbebaute und unbepflanzte Küftenpartien.
Diefe Andeutungen dürften zureichen, um dar-
zutun, daß das dänifche Naturfchuljgefelj in
großem Stile und zweckmäßig entworfen und
aufgebaut ift. Es hat denn auch bereis etwa
nach Jahresfrift der Naturfcfmtjverein für See-
land in feinem Berichte für 1918 mit Genug-
tuung feftftellen können, daß das Gefefj im
ganzen vortrefflich wirke und ungemeinen Nutjen
ftifte. ad.
Sammlungen
Die Sammlung Laljmann in der
Dresdner Gemäldegalerie
Die Gemäldegalerie in Dresden ift durch eine
Leihgabe bereichert werden, welche die fchöne
Sammlung der Dresdner Romantiker vortreff-
lich ergänzt. Den Liebhabern diefer 3eit war
die ausgezeichnete Privatfammlung des Fjerrn
Jof). Friedr. Lahmann auf dem deißen Fjirfd)
längft bekannt. Lichtwark hat fie 1909 befueßt
und darüber gefchrieben, daß fie ganz in feinem
Sinne angelegt fei; in der Cat kann man der
feinen Kennerfcßaft und dem Spürfinn Fjerrn
Lahmanns kaum ein tiefer begründetes Lob
fpenden, als wenn man feftftellt, daß er im Geifte
Lichtwarks und Cfcßudis die alten Dresdener
Meifter fammelte, und das feßon zu einer 3eit.
als kaum ein anderer nach ihnen fragte und fie
faft der Vergeffenheit anheimgefallen waren. So
erlebt er jeljt den, wiewohl kaum beabfichtigten
Criumph, feine Lieblinge allgemein anerkannt
und fich felber auch heute noch als Entdecker
und Bahnbrecher gefeiert zu fehen. Denn außer
den köftlichen Dingen, die er von C. D. Fried-
rich,Ker ft ing,Overbeck,DahLFearnley u.a.
befitjt und zum guten Ceil jeljt der Öffentlichkeit
darbietet (vor allem gehören die „Stadtmauer

Der Cicerone, XII. Jal)rg., geft 5

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