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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 6
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Leonhardt, Karl Friedrich: Italienische Majolikawerkstätten des 16. Jahrhunderts und die in ihnen benutzen Vorlagen, 1
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0265

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©EK MJISTSMÄMIJEK

Vcm5ammekefen und Kuu jferei giii fjc n

Italienifdje Majolikawerkftätten des 16. Jahr-
hunderts und die in ihnen benutzten Vorlagen
Mit 21 Abbildungen Von K. FR. LEONHARDT

I.
Von der großen Beliebtheit, der fid) jene Gattung von Majoliken urbinatifeßen
Stiles, die unter dem Namen der Istoriati begriffen wird, lange 3eit erfreute,
legen umfangreiche Sammlungen, die fid) in ihrer urfprünglicßen 3ufammen-
fefeung nahezu rein erhalten haben, noch heute beredtes 3ßugnis ab. Än ihrer Spiße
fteßt die des Braunfehweiger herzoglichen Mufeums mit rund 1000 Stück; ihr fcßließt
fid) die der vormals Glürttembergifcßen Krone mit über 800 Nummern an; zahl-
reiche andere, wie etwa als bekanntefte die Goethes in Gleimar folgen in weitem
Äbftande.
Ihre einftige Glertfcßätsung, die heute einer weitverbreiteten Mißachtung gewichen ift,
lag zum großen Geile in den engen Beziehungen begründet, die diefe farbenprächtigften
Erzeugniffe alter Keramik mit der Kunft der großen Meifter des feeßzeßnten Jahrhunderts
verbinden. Es ift von jeher bekannt gewefen, daß Künftler des Raffaelkreifes fid) in
den Dienft der Majolikamalerei geftellt haben, und wenn man unter den Istoriati zahl-
reiche Entwürfe Raffaels wiederfand, fo lag der Gedanke nahe, der Meifter könne felbft
für die keramifeße Induftrie feiner Vaterftadt tätig gewefen fein. Aber aud) wo man
nicht hoffte unter der fogenannten Raffaelware eigenhändige Arbeiten des großen
Urbinaten zu befißen, glaubte man dod) gern, in ißr den Originalen gerecht werdende
und den graphifd)en Reproduktionen mindeftens ebenbürtige Gliedergaben zu haben,
deren gelegentlich feftgeftellte Abweichungen von anderweitig überlieferten Faffungen
auf die Intention des Meifters felbft zurückgeführt wurden. Man findet daher auch in
fonft dürftigen älteren Befchreibungen und Verzeicßniffen folche Beziehungen verhältnis-
mäßig forgfältig naeßgewiefen, die Literatur feßt fie als bekannt voraus und hat daraus
eine gewiffe Unfelbftändigkeit in der Erfindung der Majolikamaler gefcßloffen. Bei
näherem 3ufeßen jedoch ergibt fid), daß es dod) nur ein verhältnismäßig kleiner Geil
der Bildmajoliken ift, der fid) mit einiger Sicherheit auf Raffael und feine Umgebung zu-
rückführen läßt. Glas will es fcßließlicß befagen, wenn fid) in der Braunfcßweiger Samm-
lung rund ein halbes Fjundert von Arbeiten folcßer Art feftftellen läßt, von denen
etwa 20 auf die Vermittlung Marc Antons, 15 auf die des Meifters mit dem Glürfel
bzw. Agoftino Venezianos, 9 auf die Caraglios, 6 auf die Enea Vicos bzw. Agoftino
Venezianos und 3 auf die Marco Dentes zurückzufüßren find, namentlich wenn man
berückficßtigt, daß aucß von ißnen die große Meßrzaßl fiel) auf ausgewäßlte Einzel-
figuren befeßränkt, die in den ftereotypen Formenfcßa^ des gefamten Kunftgewerbes

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