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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 6
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H.: Die Ausfuhr von Kunstwerken aus England
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Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0277

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Sammlungen

Das war Ende November. Seither t>at man
nichts mehr von der Sache gehört. Nun weift
ein Einfender in der Cimes darauf hin, daß im
kommenden Frühjahr und Sommer in England
ein großer Fremdenftrom zu erwarten fei; die
Schiffahrtsgefellfchaften teilen mit, daß eine noch
nie dagewefene Nachfrage nad) Schiffsplätjen,
vor allem aus Amerika, pd) geltend mache. Der
größte Geil der zu erwartenden Fremden komme
aus Ländern mit überlegener Valuta (außer
Amerika die ehemaligen Neutralen), und es fei
vorauszufehen, daß diefe die für fie vorteilhafte
Lage ganz befonders auch auf dem Kunftmarkt
ausnüljen werden. Man müffe fich demzufolge auf
einen unerhörten Exodus von Kunftwerken ge-
faßt machen. Dem müffe vorgebeugt werden
durch unverzüglichen Erlaß des angekündigten
Gefeites.
Diefe Einfendung pndet viel Cüiderhall. Es ip
demnach, auch nach den ftlorten des Minifters,
zu erwarten, daß in kurzem eine entfprechende
Gefetjesvorlage erpheint. 5.
Sammlungen
Londoner Mufeen
In der National Gallery pnd wieder zwei
neue Säle eröffnet worden. Der eine, Raum XVIII,
ift der fpanifchen Schule gewidmet; hier ift u. a.
der neue Greco, Chriftus in Gethfemane, der
kürzlich aus dem Klofter Las Salesas Nuevas in
Madrid erworben wurde, aufgeftellt worden. In
Saal XXVI ift eine Auswahl von Bildniskunft,
fowohl der italienifchen wie der holländiphen
Schule, Einzelporträts und Bildnisgruppen, ver-
einigt. Überdies find einige weitere Neuer-
werbungen zum erpenmal ausgeftellt: Ein lebens-
großes Bildnis des dritten Marquis of Fjamilton
von Daniel Mytens, das als Gephenk in die
Galerie gelangte. Im Saal der Primitiven eine
kleine intereffante Gafel mit der Darftellung von
Loth mit feinen Cöd)tern, holländiph um 1510.
Endlich hängt im Veftibül die Madonna mit Kind
von Fra Filippo Lippi, die kürzlich im Burlington
Fine Arts Club ausgeftellt war und inzwifchen
von ihrem Eigentümer, Lord Brownlow, eben-
falls der Galerie gephenkt worden ift.
Vom Britifh Mufeum geht die Sage, daß
es, offenbar allen peffimiftifchen Ausfagen zum
Grolj, bis Oftern durch die dort immer noch
fepdierenden Regierungsbureaus endgültig ge-
räumt fein werde. Solange pe es aber nicht
wirklich erlebt haben, bleiben die Mufeums-
freunde, erlittener Enttäufdhungen eingedenk,
diefer Botfchaft gegenüber immer noch fkeptifd)
19

geftimmt. — Der Print Room hat inzwifchen
ebenfalls wieder einige Neuerwerbungen zu ver-
zeichnen. Aus der Verfteigerung von Sir E.
Poynter ftammt ein feltener ßorentinifcher Stich
aus dem 15. Jahrhundert, eine Verkündigung im
Stile Botticellis; das Blatt gehört in eine Folge
von Darftellungen aus dem Leben Chrifti und
der Jungfrau. Sodann eine allegorifche 3eich"
nung des Bauernbreughel, voll bezeichnet und
datiert 1556, die Avaritia darftellend, aus einer
Folge der fieben Godfünden, die von Petrus a
Merica geftochen worden ift; andere 3eid)nungen
aus derfelben Folge bepnden pd) in der Albertina
und in den Qfpzien. Das vortrefflich erhaltene,
befonders frifd) gebliebene Blatt kommt aus der
Verfteigerung Fairfax Murray, ebenfo wie zwei
ßotte 3eichnungen von Gericault und eine3uaven-
fkizze von Pils, die ebenfalls vom Print Room
erworben wurden. f).
Der Kunftbefit$ des früheren 3aren
Aus (Uarfchau wird gemeldet, daß eine bol-
fchewiftifche Kommiffion beauftragt ift, in den
Sd)löpern des leßten 3aren das Inventar auf-
zunehmen. Diefelbe fand im Cüinterpalaft in
Petersburg und in 3arskoje-Selo zahlreiche fran-
zöpfche und italienifche Gemälde und Plaftiken,
die dem 18. Jahrhundert entftammen. Die Sowjet-
Regierung hat die Abficht, den größten Geil
diefer Schäle zu verkaufen.
Bern
Über einen bedeutenden 3uwad)s, den die
graphifche Sammlung des Kunftmufeums erhielt,
berichtet die Neue 3ür. 3*9- vom 13. März wie
folgt: Frl. ßelene von Sinner hat dem Mu-
feum die fd)öne Sammlung graphifcher Blätter
gephenkt, die Gottlieb Carl von Sinner (1754
bis 1821), der bekannte Architekt, in reger Samm-
lertätigkeit zufammengebracht hatte. Die wid)-
tigften Stücke diefer Schenkung find gegenwärtig
in den unteren Räumen des Mufeums dem Publi-
kum zugänglich gemacht.
3wei kleine 3ei<hnungen lenken den Blick
auf pd): Die eine ift von Virgil Solis, und pellt
einen reizend hingefeljten Amor mit Blumen-
vafe dar, die andere ftammt von Pietro Santi
Bartoli (1635—1700) und zeigt in kleinftem For-
mat die volle fprühende Lebendigkeit des römi-
fd)en Barocks. Die Niederländer um 1500 ver-
tritt Lucas van Leyden. Von ihm fehen wir
eine ganze Reihe von Pafponsbildern in nicht
durchweg guten Drucken, während die Dar-
ftellungen aus dem Alten Geftament, fpeziell der
traumdeutende Jofeph im Gefängnis, von weit
beperer Qualität pnd. Rembrandt kommt mit

Der Cicerone, XII. Jal)rg., Ijeft 6

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