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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 7
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Sammlungen
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0322

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Ausheilungen

Bilder zum Gefcßenk gemacht, die die Künftlerin,
die im vergangenen Jahre ihren fechzigften Ge-
burtstag feierte, in ihrem langjährigen Parifer
Aufenthalt von ihren dortigen Kunftfreunden
gefammelt hatte. Valloton, Guillaumin, dann die
feine Marie Laurencin find mit charakteriftifchen
Arbeiten vertreten. Den Neoimpreffionismus
repräfentiert eine Meerlandfchaft von Croß.
Neben den jüngeren Vlaminck und Camoin find
vor allem Othon Frieß (diefer mit zwei Arbeiten),
ferner Marquet und Dufg als Vertreter des reinen
Expreffionismus zu nennen. Ranfons Küftenbild
erinnert entfernt an Gauguin, während eine
kleinere Meerftudie von J. Rignault befcßeiden
hinter den ftärkeren Leitungen der vorher Ge-
nannten zurücktritt. Von Schweizern find end-
lich Giov. Giacometti und Cuno Amiet in diefer
kleinen ausgefuchten Sammlung von insgefamt
14 Bildern erftklaffig repräfentiert. r.
Straßburg
Die bekannte Parifer Kunfthändlerin, Frau
Langweil, hat ihre Sammlung japanifcher FJolz-
fchnitte dem Mufeum in Straßburg gefcßenkt.
Ausheilungen
Berliner Ausheilungen
Die politifcßen Unruhen, die für über eine
öüocße den gefamten Verkehr Berlins lahm-
legten, haben felbftverftändlich auch die künft-
lerifchen Unternehmungen ftark beeinträchtigt.
Niemand hatte ein rechtes Intereffe an Kunft,
und fo ftanden denn die Kunftausftellungen leer,
und erft ganz allmählich beginnt wieder das
Publikum fiel) in ihnen einzufinden. Bedauer-
lich ift es, daß die für den 15. März im ehe-
maligen Herrenhaus angefagte Verfammlung des
„tüirtfcßaftlicßen Verbandes bildender Künftler“,
die gegen das Luxusfteuergefeß vom 24. De-
zember vor. Js. Stellung nehmen wollte, aus-
fallen mußte. Verfcßiedene prominente Redner,
unter ihnen Max Liebermann, Max Pecßftein,
Hans Balufcßek und Max Scßlicßting, füllten die
Kundgebung einleiten. Die Nationalverfammlung
wird hoffentlich auch ohne das 3uftandekommen
diefes öffentlichen Proteftes ihren voreilig ge-
faßten Entfcßluß bald revidieren.
Schwer betroffen von der Putfcßwocße wurde
die Ausftellung Eugen Spiros bei Schulte.
Sie hätte ficßerlicß unter befferen Qmftänden
viele Freunde einer eleganten Malkunft, die mit
viel Gefcßmack fieß vor allen Dingen in feinen
graziöfen Damenbildniffen offenbart, angelockt.
Bei Gurlitt erfeßien Cüilßelm Koßlßoff
mit einer etwas gar zu großen Kollektion; we-

niger wäre in diefem Falle beffer gewefen. Der
hintere Oberlicßtfaal wirkt durchaus gefcßloffen,
die anderen Bilder aber ermüden gar zu feßr
und ftellen eine zu ftarke Kraftprobe an den
fieß in einem ziemlich engen Rahmen bewegen-
den Künftler.
Als ein ftarkes Valent präfentiert fieß bei
Paul Caffirer Bela Czobel, der, 1883 in
Budapeft geboren, in Paris und Holland arbeitete
und jeßt in Berlin tätig ift. Die Ausftellung zeigt
Gemälde, Aquarelle und 3eicßnungen aus den
Jahren 1914-1920, (Uerke von einer monumen-
talen Großzügigkeit, jedoch noch nicht genügen-
den Gefcßloffenßeit, die der Künftler aber fießer-
licß finden wird, fobald fieß ißm Aufgaben grö-
ßeren Stiles bieten. Vergleicht man den im
ehemaligen Kronprinzenpalais zu Ehren des
70. Geburtstages Cßriftian Roßlfs (geb. 22. De-
zember 1849) zufammengeftellten Saal feiner
merke mit den bei Caffirer ausgeftellten Aqua-
rellen und Holzfcßnitten, fo freut man fieß der
fteten, ftillen Arbeit des Meifters, deffen Farben-
glut immer tiefer und leuchtender geworden ift.
Eine Ausftellung von allgemeinem Intereffe
befindet fieß im Kunftgewerbe-Mufeum,
wo Entwürfe für neue deutfeße Briefmarken
ausgeftellt find, die zu dem vom Reicßspoft-
minifterium ausgefeßriebenen Klettbewerbe ein-
gegangen find. Vor einigen Monaten war ein
Doppelwettbewerb ausgefeßrieben worden, ein
allgemeiner, zu dem alle Künftler aufgefordert
wurden und ein befeßränkter, zu dem einige
30 befonders bekannter Künftler eingeladen wa-
ren. Von den 4214 eingegangenen Entwürfen
find in der allgemeinen Konkurrenz Adolf Uzarfki,
Carl Micßel und Carl Gröning mit dem erften
Preis bedaeßt worden, ödilli Geiger, Edwin
Scßarff und J. V. Ciffarz erhielten den erften
Preis des befeßränkten (Hettbewerbes.
Groß der Fülle der Einfendungen ergibt fieß
nur wenig Brauchbares, und man fießt, wie feßwer
es ift, eine wirklich gute Briefmarke, die allen
Anforderungen gerecht wird, zu erhalten.
Der Entwurf von Ciffarz ift ein gar zu ly-
rifeßes Blättchen, ebenfo Carl Michels „Ulieder-
geburt“. Von den bildlichen Darftellungen feßeint
mir Edwin Scßarffs Entwurf mit dem Pfluge und
den zwei Pferden als der gelungenfte. Nach ißm
verdienen dlalterBußes 3iffernmarken der ßaupt-
fäcßlicßften Beachtung. Man füllte Markus Beß-
mer und GCIilli Geiger zur weiteren Durcharbei-
tung ißrer Vorfcßläge veranlagen und dann zu
tatkräftigen Verfucßen übergehen, um endlich
einmal zu einem pofitiven Refultat zu gelangen.
Karl Scßwarz.

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