Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

DOI Heft:
Heft 9
DOI Artikel:
Sammlungen
DOI Artikel:
Ausstellungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0408

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Sammlungen — Ausheilungen

war ein Vertreter der — Ärbeiterpartei. Diefer
Dank an die Adreffe von Sir Ä. Mond war um
fo angemeffener, als nachträglich bekannt wurde,
daß diefer mehr als die Hälfte der aus privaten
Mitteln aufgebrachten £ 3250 perfönlich bei-
gefteuert und einzig dadurch den Verkauf nach
Amerika verhindert hatte! H-
ßaag
Rembrandts Frühbild des Judas, der die
Silberlinge zurückbringt (FjdG. 123), aus der Samm-
lung Baron de Schickler in Paris, das IJuygens
fo bewundert hat, ift durch den Kunfthändler
Preyer erworben und bis auf weiteres dem
ftädtifchen Mufeum im Haag als Leihgabe über-
wiefen worden. H-
Mainz
Der bekannte Kunftfammler Generaldirektor
Alfred Ganz-Luzern, hat kürzlich aus Anlaß
feines dreißigjährigen Gefchäftsjubiläums als
Leiter der Firma Julius Sichel & Co. A.-G. der
Gemäldefammlung der Stadt Mainz ein Haupt-
werk von Lovis Corinth „Die Blendung
Simfons“ von 1907 geftiftet.
Melbourne (Äuftralien)
Seit kurzem tritt auf dem Londoner Markt
nun auch Auftralien als Käuferin koftbarer Kunft-
fchätse auf. Die National Gallery of Victoria in
Melbourne erwarb das reich illuminierte Livre
d’heures aus der Sammlung des Lord öLIharn-
cliffe, das kürzlich in einer Verweigerung bei
Chriftie’s für £ 4725 den Bepßer gewechfelt
hatte. Die prächtigen Miniaturen werden als
Arbeit des „Pictor Franciscus“, eines Schülers
von Jean Fouquet, betrachtet. Der Ankauf ift
darum fo bedeutungsvoll, weil, wie man meint,
dies das erfte belangreiche ülerk europäifch-
mittelalterlicher Kunft ift, das feinen öheg nach
Auftralien findet. Ebenfalls für das Mufeum in
Melbourne ift vor einiger 3eit bei der Firma
Agnew das lebensgroße Bildnis des Edmund
Law, Bifchof von Carlisle, von Romney, erworben
worden. Fj.
München
Die Bayrifcße Staatsgalerie erwarb aus
den Beftänden der Galerie Neue Kunft Hans
Golß die Steinplaftik „^leiblicher Corfo von
1910“ von &Q. Lehmbruck.
□ □

Ausheilungen
Äusftellung der Freien Sezeffion
öUie verändert fehen doch diefe Räume gegen
früher aus! Diejenigen, die einft unumfchränkte
Herren in ihnen waren, drängen fid) fchüchtern
in einem kleinen Kabinett zufammen; die Ein-
dringlinge von geftern haben fich im ganzen
Haufe breit gemacht und treten uns in einem
unruhvollen Gewoge entgegen.
In dem früheren Ehrenfaal erfcheinen Franz
Marc, Auguft Macke und Heinrich Cam-
pendonk mit je neun Gemälden. Marcs Bilder
wirken abgeklärt; fein „tüeißer Stier“ und der
„Ciger“ find Stücke großzügiger Malerei von
reiner Schönheit, und ftark erfcheinen auch feine
„Roten Kühe“ fowie der „Akt mit der Kaije“. In
ihm wirkte ein ernftes Streben, er war eine
große Natur, ftärker als Macke, deffen Gedächtnis
in diefem Raume ebenfalls wieder auflebt. Sein
„Hutladen“ ift ein intereffantes, dekoratives Stück,
feine befte hier vertretene Leiftung aber jeden-
falls das Stilleben mit Äpfeln, Apfelfinen und
dem weißen Kruge.
In einem anderen Raume erfcheinen fünf Ge-
mälde von Paula Moderfohn, die mit ftiller
Vornehmheit von den Kländen grüßen. — Alfred
Partikel malt liebenswürdige Illuftrationen.
Auch er ein Künftler, der gern fabuliert und in
gefälligen Farben fchwelgt, liebenswürdig und
erheiternd zugleich. Cllolf Röhricht ift mit
einem guten Stilleben, das bereits bei Gurlitt zu
fehen war, vertreten; Chagall erfcheint mit
feinem von uns im Hefte 4 abgebildeten Rabbiner.
In dem Kabinett, in dem wir Curt Hermann
begegnen, fctjeinen die überlebten Malprobleme
vereinigt zu fein. Er fowohl wie Ivo Haupt-
mann arbeiten nach längft überholtem Rezept,
denn für Pointillismus und einen Pfeudo-Neo-
impreffionismus ift doch wohl die 3eit vorüber.
Der große Mittelfaal der Äusftellung ift den
graphifchen Künften Vorbehalten. Es ift charak-
teriftifd) für die neue Kunft, daß hier nur der
Holzfchnitt zu Klorte kommt; er ift das rechte
Ausdrucksmittel für fie. In ihm konzentriert fie
fich zu gefchloffenen Kunftwerken, und hier
fühlen wir am deutlichsten eine gefunde Kraft,
die die Muskeln der Jungen ftählt und ihnen
troß mancher Entgleifung ein Anrecht gibt, pd)
weiter auf ihren Bahnen fortzubewegen. So
bildet diefer Saal den Ruhepunkt der Aushei-
lung; er gibt ihr fozufagen die Dafeinsberechti-
gung. Schmidt-Rottluff und Erich Heckei
wirken hier groß und ernft. Befonders derBildnis-
kopf Heckeis ift eine Leiftung von beacßtens-

382
 
Annotationen