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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 13
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Knickenberg, Friedrich Adolf: Ein wiedergefundener Rubens: "Die große Judith"
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0535

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Ein wiedergefundener Rubens: „Die große Judith)“

Mit 2 Abbildungen Von Prof. F. KNICKENBERG-Bonn


Die folgenden tatfäcßlidjen Feftftellungen über ein verlorenes und wiedergefundenes
Klerk von Peter Paul Rubens zu machen, hatte kein Geringerer als Max Roofes,
der Rubensbiograph und berufenfte Hüter feiner zahlreichen Klerke in Antwerpen,
fiel) vorgenommen; ein vorzeitiger Cod felgte feinem Vorhaben ein 3'i2\.
In einem Briefe vom 13. September 1621 an RJilliam Crumball, den Agenten König
Jakobs I. von England in den Niederlanden, erwähnt Rubens einen Auftrag des da-
maligen Kronprinzen Karl Stuart, Prinzen von ttlales, des fpäteren Königs Karl I., der
bekanntlich als Opfer der englifchen Revolution im Jahre 1649 eines gewaltfamen Codes
ftarb. (Franzöfifcher Brief in Kopie im Staatsarchiv zu London.) Der kunftbegeifterte
Prinz h^te gewünfd)t, feine Galerie, in der bis dahin der große Flame nur durch
„Judith und Holofernes“ vertreten fei, durch eia weiteres üCIerk des Meifters
vergrößert zu feßen. Rubens hatte eine Löwenjagd in London vorgelegt und an-
geboten, die aber aus dem Grunde den Beifall des Beftellers nicht fand, weil fie nicht
völlig von Rubens’ eigener Fjand gemalt fei. So fandte man das Bild nach Antwerpen
zurück. Rubens beftätigt nun im genannten Schreiben die Ankunft der „Jagd“ und
fügt bei, daß er es zu fchäjjen wiffe, in der hervorragenden Galerie des künftigen
Königs durch ein weiteres Stück vertreten zu fein, er ihm daher mit einem neuen Jagd-
ftück, ganz von feiner Hand gemalt, zu Dienften fein wolle. „Ich werde mir alle Mühe
geben, es zu einem noch größeren Kunftwerk zu geftalten als den Holofernes,
den ich in jugendlichem Alter gemalt habe.“
Der Brief ift übrigens bekannt; fo zitiert ihn Henri Fjymans in „fjistoire de la gra-
vure dans l’ecole de Rubens (Brüffel 1879) — wovon unten noch mehr -— und Claude
Phillips1 „Che Picture Gallery of Charles I“ (London 1896), Seite 17. Neuerdings ver-
öffentlicht in Otto 3off, Die Briefe des P. P. Rubens (dien 1918), Seite 104 ff., mit der
Bemerkung des Herausgebers: „Dies Bild ift nicht mehr aufzufinden; es ift von Cor-
nelius Galle geftochen worden.“ Hymans hatte fd)on das gleiche bemerkt.
„Judith und Holofernes“ befand fid) alfo 1621 bereits in der Galerie des Kron-
prinzen. Es kann demnach nicht die Judith fein» die heute im Mufeum zu Braun-
fdjweig hängt (f. Adolf Rofenberg, Klaffiker der Kunft, 5. Band, P. P. Rubens, Seite 338,
auf Holz 117:108 cm) und die etwa 1632 — 35 entftand, trojs gewiffer Ähnlich-
keiten in der Kompofition.
Die Judith Karls I. kam nach feiner Enthauptung 1649 mit fämtlichen Kunftwerken
aus des Königs Befits auf Befehl Oliver Cromwells zur Verweigerung (f. Chomas Carlyle,

1 Jet^t Sir Claude, Konfervator an der Londoner Nationalgalerie.

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