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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 14
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0582

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Äus ft eil ungen

[o ganz von feelifcben 3uftänden beberrfcbten
Kunft die Landfcbaft eine nur untergeordnete
Rolle fpielt. Aber das leiste Jahr bat einen fo
großen Äuffcbwung gebracht, aus dem tüerk
[pricbt ein [o heißes Ringen, daß man mit ge-
kannter Erwartung und hoffendem Vertrauen
in die 3ukunft fiebt. Rofa Scbapire.
Kunftausftellung Breslau 1920
Bei der Fülle umfaffender Äusftellungen in
diefem Jahre ift es unvermeidlich, daß, da man
überall von allem etwas haben wollte, feiten
ein abgefcbloffener und aufklärender Eindruck
entfteljt. So hat auch Breslau in der ftattlicbjen,
von Poelzig erbauten Husftellungsballe das
Janusgefichjt diefer Darbietungen: Impreffionismus
und Expreffionismus, ftark betont und mit großem
Gef d)ick und Gefcßmack durchgeführt, im einzelnen
• aber felbftverftändlicb Lücken nicht vermeiden
können. Das Ganze entftand im wefentlicßen durch
das Verdienft des erft ein Jahr im Scblefifcben
Mufeum amtierenden Direktors Braune, der von
München Gefcbmack und neuzeitliche Prinzipien
nicht nur auf fein Mufeum (das febr glücklich
umgeftaltet erfcßeint), fondern auf das gefamte
Kunftleben der fcblefifcßen IJauptftadt übertragen
hat. Daß diefe eine ftarke Anregung zum Mo-
dernen hin recht nötig hat, bezeugt das ünver-
ftändnis, dem die durchaus maßvolle und un-
parteiifcße Husftellung großenteils begegnet.
Die fcßöne und ftarkfarbige Aufmachung der
Räume gibt den Con der Kunftfcßau an, der
durchweg, in 3ufammenfaffung und Hängen,
feftgebalten wird. Darin wird den Schlefiern
Mufterhaftes geboten; und fachlich können fie
einen Überblick über die deutfcbe Kunftent-
wicklung feit 40 Jahren gewinnen. In anfcbau-
licber Steife find jeweils ein oder mehrere zu-
fammengebörige Künftler in kleinen offenen
Kabinetten zufammengefaßt. So findet man
von den Älteren Choma und Crübner, von
den Impreffioniften Liebermann, Corintb
und Sle.vogt jeweils mit vorzüglichen Sterken
beifammen; von den Expreffioniften ift zunäcbft
ein großer Saal, febr einficbtsvoller Steife, der
reinen Graphik gewiffermaßen als Leitmotiv
überlaffen: eine herrliche Sammlung von Munch
voran, dann Blätter von Fjeekel, Kirchner,
Roblfs und Lehuibruck. Kokofchka hat
ein Kabinett für ficb ebenfo wie Heckei und
Pecbftein; Schmidt-Rottluff ift mit Otto
Mueller gepaart, Purrmann mit O. Moll (der
ebenfo wie Otto Mueller und v. Kardorff an
der Breslauer Akademie als Profeffor lehrt).
Paul Klee, Kars u. a. haben wieder einen
kleinen Raum für ficb. Man fiebt die Vielfeitig-

keit und das Bemühen, von allen Seiten das Befte
zu bringen, denn es find recht gute Gemälde
wie 3eicbnungen da (einzelnes zu nennen, mag
ficb erübrigen), die fowobl die ältere wie die
Kunft der Gegenwärtigen würdig vertreten.
Ebenfo ftetjt es mit der Plaftik, wo von
G. Kolbe, Gaul, Lebmbruck, Scbarff, Milly Steger
und Rene Sintenis fcböne Stücke erfcbienen find.
Die Breslauer find hier durch Cb- v- Gofen
(den Vertreter der HUdebrand-Scbule an der
Äkademie), Eidracher und Bednorz trefflich
vertreten.
Fragt man aber nach dem Nachwuchs unter
den Scblefifcben Malern, fo entfpriebt das Er-
gebnis nicht dem Niveau der Äusftellung; kann
es nicht entfpreeben. Die Äuffrifcbung der Äka-
demie durch En de 11, der die erwähnten drei
Künftler aus Berlin holte, kann noch keine end-
gültiqen Refultate gezeitigt haben, und daß über-
ragende Calente ficb über Nacht eingeftellt haben
füllten, wäre zu viel verlangt. Schlefien wird
vor der Hand wohl feinen Bedarf an Kunft mit
den jeljt einbeimifeben Kräften decken können;
vor allem muß auf die vorzüglich fcbulbildende
Kraft von Otto Mueller, dem ehemaligen
Brücke-Mitglied, bingewiefen werden, deffen
Schüler, in handwerklicher Cecbnik gefcbult, zur
Dekoration von Räumen mehr Gelegenheit ßnden
füllten als bisher. Sias von Breslauer Malern
angenehm auffällt, bewegt ficb in den Gleifen
einer anftändigen und foliden Gefcbmackskunft;
wofür namentlich 3imbal,G. Staats, P. Grün-
feld und Cüpke genannt feien, die ficb auch
in anderer Umgebung behaupten würden.
Stomit aber Breslau wirklich auftrumpfen kann,
find die vier Räume feiner modernen Baumeifter
(von denen allerdings Poelzig nicht mehr zu
Breslau gehört): Endeil, Berg und Effen-
berger, die alle böcbft bedeutfame und zum
mindeften vornehme Architektur in Photographie
und Modell darbieten. P. F. S.
Bildwerke aus B r a u n f dj we i g e r
P r i v a t b e fi von 1450 — 1850
Einen Seil der Fülle älterer Kunftwerke aus
Braunfehweiger Privatbeßh machte der Leffing-
bund in Braunfcbweig durch feine letzte Äus-
ftellung zum erften Male der Allgemeinheit zu-
gänglich.
Durch diefe Äusftellung wurde als Maler zweier
febr reizvoller Damenbildniffe Antoine Pesne
feftgeftellt. Auch Bildniffe von Ludger tom Ring
(1580), Denner, Schwarz u. a. wurden entdeckt.
Größte Äufmerkfamkeit erregte ein febr aus-
drucksvolles Damenbildnis aus der Rokokozeit
(1774), gemalt von einem bislang unbekannten

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