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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 15
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Hintze, Erwin: Nürnberger Zinn, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0615

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Nürnberger 3inn

Von ERWIN HINTZE
Mit 34 Abbildungen

Im Verlage von Richard Carl Schmidt & Co. in Berlin ift vor einigen Monaten als
Band 16 der Bibliothek für Kunft- und Antiquitätenfammler eine Arbeit von Karl
Beding über „Altes 3inn“ erfdjienen. Bei der unleugbaren Dürftigkeit unferer Sinn-
literatur wird das Berlingfdje Buch gewiß von allen Seiten mit großer Freude begrüßt
werden. Der Verleger hatte die glückliche Idee, ein Chema bearbeiten zu laffen, das
eigentlich noch nie in größeren 3ufammenhängen behandelt worden ift. Auch die
reiche Beigabe von Illuftrationen wird vielen Lefern fetjr willkommen fein, da man fich
das Abbildungsmaterial über altes 3inn meift recht mühfam zufammenfuchen muß. Mit
dem üexte kann man firf) jedoch nicht in allen Punkten einverftanden erklären. Ich
will nun nicht wie ein Schulmeifter Fehler anftreichen und Unzulänglichkeiten bemängeln.
Damit ift fchließlich der Sache wenig gedient. Statt deffen habe ich mich) lieber ent-
fchloffen, an diefer Stelle eine Reihe von Einzelauffätjen zu veröffentlichen, die dem
Sammler eine weitgehende Ergänzung und Berichtigung der Ausführungen Berlings
bieten follen. Ich beginne die Folge mit einem Überblick über die Gefch'ichte des Nürn-
berger 3inns, deffen Entwicklung noch nirgends mit genügender Klarheit dargelegt
worden ift. Auch der üext des großen üafel Werkes von Demiani über „Franqois
Briot, Cafpar Enderlein und das Edelzinn“ läßt uns bei der Klärung vieler Fragen
im Stieß. Bei meinen Ausführungen kann ich auf Urkundennachweife, Literaturangaben
und Markenerklärungen verzichten. Im Verlage von Karl Ul. Fjierfemann in Leipzig
wird in nächfter 3eit als zweiter Band meines Ulerkes „Die deutfehen 3>nngießer und
ihre Marken“ eine Arbeit über Nürnberger 3inngießer erfcheinen, die über alle tper
unberührt gelaffenen Fragen Auskunft geben foll.
Die Frühzeit des Nürnberger 3inns- Der Nürnberger Kandelgießer Fjeinrid)
Schüzz erhält im Jahre 1375 für die Lieferung von fünf Büchfen eine 3aßlung. Diefe
Nachricht befagt, daß auch in Nürnberg während des Mittelalters die Kannen- und
Zinngießer in öüechfelbeziehung zu den Rotgießern geftanden haben. Nur hat fiel) tuer
die vollftändige Crennung beider Fjandwerke früher als in manchen anderen Gegenden
Deutfcfjlands vollzogen. Urkundliche Überlieferungen machen es zur Gewißheit, daß
das Nürnberger 3inngießerhandwerk während des 15. Jahrhunderts einen glänzenden
Auffchwung genommen hat. Der noch erhaltene Beftand an geftempelten Nürnberger
3innarbeiten beginnt erft mit dem Anfang des 16. Jahrhunderts. Die facettierte und
reich in gotifcher Manier gravierte Abendmahlskanne von Dürrenmungenau in Mittel-
franken eröffnet die Reihe (Abb. 1). In der Form, der Gravierung und der Auswahl
des Bildfchmuckes erinnert fie ftark an die fchlefifchen Facettenkannen vom Ende des
1 Von der vorftehenden Äbhandlung wird im F>erbft im Verlag Klinkhardt & Biermann,
Leipzig, eine Buchausgabe mit 64 Lichtdruck- und 20 Buchdrucktafeln zum Preife von etwa
M. 70.— erfcheinen.

Der Cicerone, XII. Jal)rg., IJeft 15

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