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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 15
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Hintze, Erwin: Nürnberger Zinn, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0616

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15. und Beginn des 16. Jahrhunderts. Faft fcheint das Nürnberger Stück in einem
Abhängigkeitsverhältnis zu den oftdeutfchen Erzeugniffen zu fteßen. Bei den damaligen
Beziehungen zwifchen Nürnberg und Breslau ift das wohl möglich. Dann folgt eine
Gruppe von Arbeiten, die teils wegen ihrer Formen, teils wegen ihrer Verzierungen
intereffieren. Einige Ratskannen veranfcßaulicßen den Typus der gefußten Schenkkanne,
den das 15. Jahrhundert ausgebildet hat. Dem Trinkbecher ift die gotifche, unten ko-
nifche, nach oben ausladende Form eigen; der Boden dient als Standfläche. Für Teller
und Scßüffeln haben wir einerfeits die flache Scheibe mit verftärkter Randkante, anderer-
feits die tief eingerundete Scßüffel mit wagerechtem Rande. Einen Einblick in die
Mannigfaltigkeit der Nürnberger 3'ungeräte damaliger 3^it gewährt das 1543 von
Fjans Sachs den Kandelgießern gewidmete Spruchgedicht (abgedruckt bei Demiani S. 76).
Das Fjandwerk der Beckenfchläger hat für manche Verzierung und Technik die An-
regung gegeben. Diefem find die auf einem Modell herausgearbeiteten, gleichmäßig
wiederkehrenden Buckelornamente (z. B. Eicheln), fowie die Verwendung der Faffon-
punzen entnommen. Eng verwandt mit den Beckenfehlägerarbeiten ßnd die aus ge-
fchlagenem 3inn. Der Ausdruck „gefcßlagenes 3innwerk“ kann ßcß erftens auf die
FJammerarbeit beziehen, die an gegoffenen Geräten zu
deren Glättung und Feftigung vorgenommen wurde.
3weitens bezeichnet er aus 3irmplatten hergeftellte Ge-
räte. Die Platten wurden genau wie die Meffingfcheiben
bei den Beckenfehlägern durch allmähliches Aushämmern
zu Gefäßformen umgeftaltet. In der Ausübung diefer
Technik dürfte die Tätigkeit des Kandelfcßlagers 69en-
zeslaus Prenner beftanden haben, der durch den Nürn-
berger Ratsverlaß vom 14. Juli 1478 die Erlaubnis er-
hielt, „fcßüßeln und ander ftück von lauterm zyn, daz
mit der ftat zaichen geßaießent ift, ze flahen uf den
niderlendifchen slag und ptten“. Über das Färben von
3inngeräten weiß Doppelmayr etwas zu erzählen. Da-
nach fand Melchior Koch II, der 1517 Meifter wurde,
eine befondere Materie, mit der er die zinnernen
Becher, Sd)üffeln und Teller fo tingierte, daß ße wie
mit dem beften Golde vergoldet erfeßienen. Der von
Demiani und Beding wegen feiner teeßnifeßen Fertig-
keit im TJeicßmacßen und Erhärten von 3inn fowie im
Ffoßlgießen von vielerlei Bildern aus 3inn und TJacßs
erwähnte Fjans Lobßnger ift dagegen aus der Reiße
der 3^nn9‘eßer zu ftreießen. Er war Mecßanikus und
befaßte fieß in diefer Eigenfcßaft mit der Bearbeitung
von 3innmetall. 3U dßr befonders in fpäterer 3^it öfters
angewandten Vergoldung und Verfilberung tritt früh-
zeitig die bunte Bemalung, teils in dureßpeßtigem
Lack, teils in opaker öl- oder tüismutfarbe.
Ät$verzierung. Anfang der vierziger Jaßre des
16. Jahrhunderts gab das ftdaffenfeßmiedehandwerk
Äbb. 1. Äbendmaßlskanne von Dürren- ^ /\nregung zu einer neuen Dekorationstecßnik.
munqenau. R.33,5cm. Nürnberg,uml500.
(Nad) sdbiepens Vorzeit in 1876 Nr. 2i) Man verfaß die fertigen 3inngerate mit geaßten


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