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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 15
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Ausstellungen
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Von Künstlern und Gelehrten
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0628

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Äusftellungen

Von Künftlern und Gelehrten

Es gibt einen jungen Dresdner Maler, der es
an Farbenkraft und malerifdjera Draufgehn mit
diefen beiden vielleicht aufnehmen könnte:
(Halter Jacob; aber er hat [ich ebenfo zurück-
gehalten wie die ganze Dresdner Sezeffion.
Das ift eine empfindliche Lücke, die Felix
Müller nicht fchließen kann. Mit großem Getöfe
aus der Sezeffion ausgetreten und zum zweiten-
mal in die Künftlervereinigung aufgenommen,
fucht er in betonter Proletariermalerei mit be-
dürftigen Farben „das Neue“; für die Kunft ift da-
bei fo wenig gewonnen wie für feine Entwicklung.
Künftler, deren HIerke Günftiges und Hlert-
volles prophezeien, ohne fcbon abfchließend zu
wirken, find die jungen Dresdner (Uilhelm
Rudolph und öüinkler, beide ftille, vertiefte
Darfteller des üieres als eines Gefchöpfes Gottes.
Von IJeekel ift ein „Bärtiger Kopf“ mit Blüten
von einem märchenhaften Blau da: das erfte
Bild feit den Oftender Parkträumereien von 1918,
das ihn auf derfjöhe reifer und vertiefter Mei-
fterfchaft zeigt, wohl eine feiner innigften und
wefentlicbften Schöpfungen fchlechthin.
Endlich tritt auch in der Plaftik ein junger
Dresdner mit fehr merkwürdigen und felbftän-
digen Bildungen hervor, Frih Maskos. In
feinen Frauengeftalten erfcheint das Proportio-
nelle dem geiftigen Gehalt völlig untergeordnet,
fo daß zu kleine, faft verkümmerte Gliedmaßen
nur dazu dienen, den Äusdruck zu unterftütjen,
und nicht um ihrer felbft willen da find. Diefer
Äusdruck aber ift ganz Seele, Erwartung, Sehn-
fucht, Überfinnlichkeit; was fo fchwer in der
Plaftik ift, die Überwindung der Materie, fcheint
diefem jungen Ekftatiker völlig gelungen.

Im Städtifchen Mufeum findet in den Mo-
naten Juli bis September eine Äusftellung von
Scherenfchnitten alter und neuer 3eit
ftatt. Die Äbteilung aus alter 3eit umfaßt in
erfter Linie alte Jenaer Studentenftammbücher
mit eingeklebten Silhouetten, fowohl folche aus
dem 18. Jahrhundert wie aus der Biedermeierzeit,
dazu eine Sammlung Silhouetten aus dem Schiller—
Kreife. Einige wertvolle Stücke aus Jenaer Privat-
befitj find hinzugekommen. Das 19. Jahrhundert
ift ferner durch Ärbeiten von Ädele Schopen-
hauer und Karl Fröhlich vertreten, auch durch
fehr merkwürdige farbige Scherenfchnitte einer
Schülerin der Luife Seidler, die in Jena lebte.
In der Äbteilung von Ärbeiten lebender Künftler
fallen die Blätter Ärnold Dahlkes aus Ober-
weimar durch ihre künftlerifche Gefchloffenheit
auf: Landfchaften, Cierleben, Szenen im Freien,
Phantafieftücke. Von Fjanna Mitjlaff aus Ru-

dolftadt ift eine reizvolle Märchenbilderfolge zu
fehen, von Otto Bramm Landfchafts-Silhouetten
aus Jena und einigen heffifchen Städten. VI.
Kaf fei
Vom 15. Äuguft bis 10. September d. J. ver-
anftaltet der Kunftverein eine umfaffende Ge-
dächtnisausftellung des graphifcFjen Hlerkes von
Max Klinger. Der Kunftverein bittet Privat-
fammler, Fjändler und Verleger, ihm verkäufliche
HIerke für diefe 3eit zur Äusftellung zu überlaffen.
Die vom Kunftverein und der Kunftakademie
veranftaltete erfte große Kaffeier Frühjahrsaus-
ftellung 1920 hatte einen ftarken Erfolg, der [ich
äußerlich in der 3ahl von ca. 10000 Befuchern
ausfpricht. Äuch wurden an Gemälden, Skulp-
turen und Graphik insgefamt 100 Verkäufe ab-
gefchloffen. Äus dem erzielten Überfchuß ift
ein Fonds gebildet, der dem Kunftverein zur
Veranftaltung ähnlicher, größerer Jahresausftel-
lungen zur Verfügung fteßt. r.
New York
Äls von befonderem Intereffe unter den Äus-
ftellungen der lebten 3eit feien zwei erwähnt,
die der neuen, nun auch hier öfters fogar fchon
im GefcFjäftstheater zu HIorte kommenden Bütj~
nen kunft gewidmet waren: Bei Bourgeois, der
feine Galerien gern allen neuen wertvollen Strö-
mungen öffnet und durch trefflich ausgeftattete
Kataloge das Publikum auf diefe hinzuweifen
fucht, führte Robert Edmond Jones neben
einer 3ahl von Figurinenzeichnungen und fzeni-
fchen Skizzen eine Reihe Modelle feiner jüngften,
z. ü. noch nicht praktifch benütjten Szenen zu
Shakefpeare und modernen Stücken vor. Ähn-
lich wie bei Gordon Craig fpielt das Verhältnis
zwifchen Riefenmaß der Räume und Kleinheit
der Figuren eine bedeutende Rolle bei ihm. Äber
feine Entwürfe find farbiger, gleichfam mehr
von echtem Leben durchdrungen, weil von diefem
ausgehend, als die des Begründers der neuen
Bühnenkunft.
Ganz in Farben fchwelgt der aus Rußland ein-
gewanderte John HIenger, der jefet fein „Malen
in Licht“ leider nur auf einer Kinobühne ausüben
muß. Seine Dekorationen waren in den Ralfton
Galleries während des Mai zu fehen. F.
Von Künftlern und Gelehrten
Hlilhelm Bode, Generaldirektor der preußi-
fchen Kunftfammlungen, gedenkt [ich endlich in
den längft verdienten RuFjeftand zurückzuziehen.
Äls Nachfolger in feinem Ämt hat er dem Mi-
nifter für Kunft, Hüffenfchaft und Volksbildung
Otto v. Falke, den Direktor des Berliner Kunft-
gewerbemufeums, empfohlen. Diefer Vorfdjlag

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