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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 15
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Entdeckungen und Funde
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Neue Bücher und Zeitschriften
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Der Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0630

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Neue Bücher und 3eitfd)riften — Der Kunftmarkt

ift die neue Entdeckung vorläufig von Gatti und
Fornari mit einem großen Hufwand von Gelefr-
famkeit behandelt worden; wenig [pater bat
Cumont in der Revue arcbeologique, auf den
Hrbeiten von Gatti und Fornari fußend, die unter-
irdifcbe Bafilika für den Kult der Sekte der
Pytbagoraeer in Hnfprucb genommen, der aus
Alexandrien ftammte und gegen das Ende der
Republik durch den Senator Nigidius üigulus
nach Rom übertragen wurde.
Nach dem Stil der reichen Stückarbeiten, die
zum Beil bekannte mytbologifcbe Szenen dar-
ftellen, zum üeil aber auch noch einer Erklärung
harren, ift die Entftebung der Baflika in die
erfte Kaiferzeit zu [eben. Fornari gelang es,
den Nachweis zu führen, daß der Grund und
Boden, in dem pe fo geheimnisvoll eingegraben
wurde, der Gens Statilia gehörte. Er erinnert
an das Ende des Statilius üaurus, Konful i. J. 44
n. Chr., der pcb das Leben nahm, weil Hgrippina,
die feine prächtigen Gärten befitjen wollte, ihn
als Hnbänger eines Geheimkultus in den An-
klagezuftand verfemen ließ. Vielleicht ift eben
diefer Statilius üaurus der Schöpfer diefes Mo-
numentes gewefen, über deffen Herkunft und Be-
deutung aber wohl noch viel zu fagen ift.
Eine große Publikation des feltfamen, heute
der Ällgemeinbeit noch unzugänglichen Heilig-
tums, über das feit Jahrzehnten die Schnellzüge
dahinrollten, ohne feine Fundamente erfchüttern
zu können, ift in Vorbereitung. Der Erhaltung
der Stückarbeiten an üländen und Gewölben
wird wegen der großen Feuchtigkeit des Erd-
reichs befondere Äufmerkfamkeit zugewendet
werden müffen. E. St.
Neue Bücher und 3eitfd)riften
Diktatur der modernen Kunft1
Die Brofcbüre geftattet pcb, die ganze Mo-
derne in Hebt und Bann zu tun. Bezeichnend für
das Niveau des Verfaffers ift, daß [ich feine Aus-
führungen auf eine Defnition Edifons vom Genie
gründen, es beftebe aus einem Prozent Infpiration
und neunundneunzig Prozent üransfpiration.
Man kann die Ideen Hermanns febwer wider-
legen, weil fie [ich fortwährend am Problem
vorbeidrücken. Er fchilt den Impreffionismus,
wagt aber nicht Liebermanns Bedeutung, die
ficb doch ganz auf der Technik des Impreffio-
nismus aufbaut, abzulehnen, läßt van Gogbs
Malerei einerfeits als Kunft gelten, [teilt aber
gleicbfam hintenherum durch ein 3itat aus einer
Leipziger Kunftzeitfchrift die geiftige Anormalität
Dr. Paulgermann: Diktatur in der modernen
K u n ft. Mundus Verlagsanftalt G. m. b. 5-, Ctjarlottenburg 4.

van Gogbs, Gauguins und Cezannes als ürfacbe
für ihre Formfpracbe feft. Mit Pathos bringt er die
ebenfo fache wie nichts beweifende Allerwelts-
weisheit, daß die malerifchen Aufgaben von den
großen Künftlern der vorigen Jahrhunderte fo
vollkommen gelöft worden feien, wie es die in-
tegrierenden Faktoren überhaupt geftatteten. In
der Parifer Kunftwelt habe Ende vorigen Jahr-
hunderts das Bekenntnis gegolten: Velasquez
habe in der Malerei das leiste öQort gefproeijen.
Die Probleme der Kunft können aber auch von
der vollkommenftenLeiftung nicht in diefemSinne
zum 3iele geführt werden. Der kunftfehöpfe-
rifche Crieb muß feiner Natur nach immer wieder
neuen, unverbrauchten Formausdruck fuchen, wird
pcb niemals erfeböpfen und [ich ewig wandeln.
Die Erfcbeinungsform des Kunftwerks dient nur
der Verkörperung der „Idee“ im Sinne Platos.
Als Beleg für die Güte feines eklektifchen Re-
zeptes fügt der Verfaffer eine Reihe von 3eug-
niffen ungenannter Künftler bei, die uns anmuten
wie die anonymen Erfolgsbefcbeinigungen zu
Arzneimitteln dunkler Herkunft. Auch inhaltlich
fpriebt keine diefer 3ufchriften für das geiftige
Übergewicht der unbekannten Xe, die hier an-
gefragt gewefen fein follen. S. Schw.
JofepH Meder: Die F)andzeid)nung,
ihre Dedjnik und Entwicklung
ttlie der Verlag von Anton Schroll & Co.
in öüien mitteilt, hat er von diefem wertvollen
£Uerke, das leider ein Spekulationsobjekt ge-
wiffer Kreife geworden ift, teils durch Rückkauf
aus dem Antiquariat, teils durch Ergänzung von
Defekten eine Anzahl von Exemplaren zufam-
mengebraebt, die er im Intereffe der Allgemein-
heit lediglich öffentlichen Bibliotheken und Samm-
lungen fowie den eigentlichen Fachleuten zur
Verfügung [teilt, um diefen die Anfcbaffung zu
einem halbwegs erfchwinglichen Preife zu er-
möglichen. Der Verkaufspreis für diefe in beftem
Halblederband mit der Hand gebundenen Exem-
plare ift auf M. 660.— unter Ausfcbluß jedes
Ceuerungs- oder Spefenzufdjlags feftgefejjt.
Der Kunft markt
Vom amerikanifdjen Kunftmarkt
Die foeben zu Ende gegangene Saifon hat
keineswegs gehalten, was der Kunftbandel von
ihr erhofft hatte. Sie begann ausgezeichnet,
während auf dem Auktionsmarkt noch faft alles
ftill war, aber fchon das Jahresende brachte einen
faft völligen Stillftand, befonders im Handel mit
alten Gemälden. In den Auktionsräumen herrfchte
dagegen noch auf einige 3ßit [ehr eifriges Leben,

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