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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 17
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Kunstpolitik
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Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0697

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Sammlungen

die befefeten Gebiete in Belgien und Nordfrank-
reid) die Sorge für die Kunftwerke in den öffent-
lichen Sammlungen und Kirchen übernommen
und dabei von vornherein öffentlich die Abfid)t
ausgefprochen, fie den Befi^ern durch alle Fäbr-
niffe des Krieges nad) Möglichkeit unverfehrt
zu erhalten und nad) dem Frieden zurückzu-
erftatten. Die Ausführung diefes Auftrags war
für Belgien meinem Kollegen Geheimrat Dr.
v. Falke und für Nordfrankreich Direktor Dr.
Demmler übertragen. So konnte, dank der auf-
opfernden Fürforge diefer FJerren, VOn denen
der letztere zum Dank dafür auf die Ausliefe-
rungslifte der alliierten Mächte gefegt worden
ift, der Beftand der Kunftfammlungen in Belgien
unberührt erhalten werden, der der Sammlungen
in Maubeuge, Lille, Douai, Valenciennes ufw.
aus allen Befchießungen diefer Städte durch die
Engländer und Franzofen von Ort zu Ort glück-
lich gerettet und nach dem ülaffenftillftand fo
gut wie intakt übergeben werden. Die alliierten
Mächte haben es für angemeffen gehalten, da-
für der belgifchen Regierung die zwölf Gemälde
der Flügel des Genter Altars der Brüder van Eyck,
die gerade vor hundert Jahren durch König
Friedrich GUilbelm III. von dem englifchen Kauf-
mann Edward Solly käuflich erworben und als
Grundpfeiler einer zu errichtenden öffentlichen
Galerie dem Staate überwiefen wurden, als
Eigentum zuzufprechen. Außerdem wurden noch
die vier Flügelbilder des Abendmahlaltars von
Bouts, welche die Pinakothek in München und
die Berliner Galerie in den dreißiger Jahren aus
Privatbefit} erworben hatten, dem belgifchen
Staat als Eigentum zugefprochen, nachdem preu-
ßifche Soldaten aus dem Brande der Peters-
kirche zu Löwen das Mittelbild mit Lebens-
gefahr gerettet hatten.“
Sammlungen
Jahresberichte
Die Kunfthalle in Fjamburg hat den Bericht
für 1919 verfandt, der für alle Abteilungen diefer
ausgezeichneten Sammlung bedeutenden 3uwad)s
verzeichnet. Unter den merken älterer Kunft fällt
eine gotifche mittelrheinifche Muttergottes aus
Caftellaun (um 1450) auf, die mit zu dem Schönften
zählt, was mittelalterliche Plaftik gefcbaffen hat.
Bemerkenswert find aud) die Erwerbungen aus
dem 18. Jahrhundert, darunter ein Bildnis der
Sängerin Desmatins von R. Eournieres und
ein charakteriftifches Porträt Fjackerts von dem
wenig bekannten Greifswalder CUilbelm Eitel.
Auf dem Gebiet der neueren Malerei gehören
die beiden Gemälde der alten Bäuerin von Paula

Moderfohn mit zu den glücklichften und be-
deutfamften Neuerwerbungen der lebten Jahre
überhaupt. ÜUer angefichts folcher wirklich erft-
klaffigen Proben von der band diefer ftärkften
deutfchen Künftlerin, deren befte Bildniffe durch-
aus neben Fjolbein befteben können, noch von
der „ftark überfchä^ten P. M.“ zu fprechen wagt
— wie es eine gewiffe Berliner Kunftkritik
tut — dem ift nicht zu helfen. Sehr ftark ift
auch der große Akt Schmidt-Rottluffs und
vortrefflich in feiner Art das Bildnis Volls von
Slevogt. Unter den älteren F)andzeid)nungen
treten als Neuerwerbungen Blätter von Sodoma,
Callot, Fjubert Robert und G. B. Eiepolo be-
merkenswert hervor.
Das Schweizerifche Landesmufeum in
3ürich bat feinen acbtundzwanzigften Jahres-
bericht herausgegeben, der ebenfalls die Eätig-
keit für 1919 umfaßt. Die feßr reichhaltige und
mit koftbaren Kupferdrucken gefcbmückte Schrift
berichtet u.a. überGefcbenke, Legate und Ankäufe
auf den zahlreichen Spezialgebieten, denen diefe
Sammlung gewidmet ift. Fjier intereffieren vor-
nehmlich die Neuerwerbungen mittelalterlicher
und neuerer Kunft. Unter diefen find zwei Engel
von einem gotifcben Altar um 1500 und eine
durchaus klaffiziftifd) empfundene Eerrakotta-
gruppe von Job. Valentin Sonnenfcbein befonders
zu erwähnen.
Nicht unbemerkt bleiben foll endlich der fiebente
Jahresbericht, den der Mufeumsverein des
Bistums Paderborn über die Vereinsjahre
1918 und 1919 verfendet, der dem Kölner Erz-
bifcbof Dr. Schulte, dem Begründer des Pader-
borner Diözefan-Mufeums gewidmet ift. Unter
den mannigfachen Beiträgen diefer Schrift inter-
effieren Auffätje über die frübromanifcbeMadonna
des Bifcbofs Imad, die 1912 aus dem Dom ins
Mufeum überführt wurde, ferner ein Beitrag
über den Fjocbaltar des Paderborner Domes und
ein Auffah über die GUarburger Glocken- und
Stückgießerei im 16. Jahrhundert. B.
Das deutfdje ardjäologifdje Inftitut
in Rom
wird feine wertvolle Bibliothek behalten, die
nach dem Verfailler Vertrag Italien zufallen
follte. Der italienifcbe Minifter Graf Sforza hat
nämlich dem deutfchen Gefchäftsträger in Rom
mitgeteilt, daß die italienifcbe Regierung in An-
betracht des kulturellen Charakters des Inftituts
befcbloffen habe, ihr Recht nicht auszuüben, fon-
dern die Bibliothek Deutfchland zurückzugeben.
Vittore Grubicy,
der durch feine freundfcbaftlicben Beziehungen
zu Segantini bekannte verftorbene Mailänder

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