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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 17
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Neue Bücher — Verfcßiedenes

prozeß in der Kunft unferer Eage vollzogen hat
und mit Naturnotwendigkeit nod) weiter voll-
zieht. Sogenanntes Mitläufertum kann eine Be-
wegung zwar diskreditieren und daß es fid)
heute in geradezu erfcßreckender Kleife allent-
halben breit macht, ift gerade an diefer Stelle
kürzlich in aller Schärfe gebrandmarkt worden
(fiehe Cicerone Fjeftl3 „ScßöpferifcheKonfeffion“),
aber diefes ift faft immer Begleiterfcheinung aller
tiefgründigen Bewegungen in der Kunft gewefen
und hat mit diefer felbft gar nichts gemein.
Dem fogenannten Pfeudoexpreffionismus fteht
in ftärkfter geiftiger Ausprägung das Schaffen
der Klenigen gegenüber, die wirklich Eräger
und Klegweifer des Neuen find. Qm diefe allein
kann es fiel) bei Klertung des Gefamtprozeffes,
der durchaus geiftig-kosmifchen Vorausfehungen
erwächft, handeln. Diefe Bewegung aber, die
eine neue Syntßefe vorbereitet, fteht erft am
Anfang der Entwicklung. 3u welchen fernen
3ielen fie noch hinführt, läßt fich heute mehr
intuitiv ahnen als verftandesmäßig erklären.
Sicher aber ift, daß fie lebten Endes genau den
gleichen geiftigen Kraftzentren und Strömungen
erwächft, aus denen fid) der gefamte Omfaffungs-
prozeß im Sozialen und Ethifchen heraus ent-
wickelt, der die Kielt immer ftärker ergreift.
Fjaufenfteins Prophezeiung ift falfd) und gefähr-
lich zugleich. Sie geht von unmöglichen Vor-
ausfehungen aus und führt daher mit innerer
Notwendigkeit zu einem kapitalen Erugfcßluß.
Rüdekehr zur Natur würde gleichbedeutend fein
mit einem neuen Impreffionismus. Beinahe über-
flüffig, zu bemerken, daß Kunft und Natur ein-
ander fo fern fteßen wie Geift und Materie.
Kleil ein gewiffes deutfeßes Äftßetentum neuer-
dings ein befonderes Gefallen daran ßndet, den
Expreffionismus totzufagen, den es — wie es
feßeint — nie recht begriffen hat, erfeßeint es
doppelt Pflicht, für Klärung und reinliche Schei-
dung der Geifter zu forgen. B.
Die d e u t f d) e expreffioniftifeße
Kultur und Malerei
Eckart v. Sydow hat vor einigen Monaten
im Furche-Verlag, Berlin, unter dem obigen
Eitel ein Buch herausgebracht, von dem man
fo gern fagen möchte, daß es etwas wie eine
programmatifeße Einführung in den Geift der
neuen 3eit fei. Daß es dies nicht ift, liegt weniger
in geiftigen Schwächen der Ärbeit begründet als
vielmehr in der Catfache, daß es als effayiftifeße
Sammlung nicht jene leßte Konzentriertßeit be-
fiht, die einen großen neuen Gedanken in eine
adäquate Form umzufeßen vermochte. Das ift
feßade, denn diefer Scßriftfteller hätte wahrhaftig

das 3eug befeffen, auf Grund univerfaler Bildung
den geiftigen Hufbau diefes Jahrhunderts von
innen heraus zu durchleuchten. So aber ver-
zettelte er Kraft und Sprache am Einzelthema.
Diefes aber fügt fid) nicht mit unbedingter Logik
einem bezwingenden Einheitsgedanken ein und
fo bleibt der letzte Eindruck, den die Lektüre
diefes Buches hinterläßt, unbefriedigend. Dabei
foll nicht verkannt werden, daß einzelne Kapitel
diefes Buches ausgezeichnet find — nicht zuleßt
die famofen Effays des lebten Ceiles, in denen
v. Sydow einige Perfönlicßkeiten des modernen
deutfeßen Expreffionismus umfeßreibt, obwohl
gerade hier die Auswahl als folcße wieder über-
rafeßen muß. Behandelt er nämlich unter neun
Künftlern auch Melzer, Moll und Otto Müller,
dann kann man mit Recht fragen, warum andere,
foviel wichtigere, wie etwa Campendonk, Scßmidt-
Rottluff, Marc, Feininger u. a. m. fehlen. Das
Manko diefer fonft fo geiftvollen Ärbeit erklärt
fieß eben aus dem durchaus prätentiöfen Eitel
des Buches, der Erwartungen weckt, die einfach
unerfüllt bleiben. Kläre diefer Band als eine
Sammlung von Äuffätjen zum Problem der neuen
Malerei an die Öffentlichkeit getreten, würde
man ißm faft rückhaltlos zuftimmen können. Als
Buch über expreffioniftifeße Kultur und Malerei
ift es meßr als Fragment. Vielleicht aber ift
diefe Sammlung von Äuffäßen die erfte Vor-
bereitung für ein Klerk ftärkerer Gefchloffenßeit
und unbedingterer Konzentration. Dann wäre
es nießt umfonft gedruckt worden. B.
Verfcßiedenes
Berichtigung
Die Abbildung „Exotifcßer Garten“ zu dem
Artikel von Leopold 3aßn über „Der Maler Jofef
Eberz“ in Ißeft 16 des Cicerone wurde durch ein
bedauerliches Verfeßen des Druckers auf den
Kopf geftellt. Klir bitten diefen Irrtum, den
unfere Lefer woßl feßon felbft bemerkten, zu
entfcßuldigen.
Frauenbund zur Förderung
deutfeßer bildenden Kunft
Der Frauenbund blickt auf ein vierjähriges Be-
fteßen zurück1. Als eine feiner vorneßmften
Aufgaben erfeßien ißm die Stiftung von Bildern
heute feßaffender Künftler an Mufeen. Er hat
bisher folgende Bilder verfeßenkt:
Ein Blumenftilleben von Schmidt-Rottluff
an die Pjamburger Kunftßalle, eine Landfcßaft
aus Fehmarn von E. L. Kirchner an die Bremer
1 Vgl. Cicerone, Jatjrg, VIII: Fjeft 13/14, Jatjrg.X: ßeft3/4>
ßeft 17/18, beft 21/22.

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