Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

DOI Heft:
Heft 21
DOI Artikel:
Sammlungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0841

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die 3eit und der Markt

Sammlungen
Kliener G alerieverljältniffe
(Fortfetjung aus Fjeft 20.)
Ein Anfatj zu einer Neuregelung der Galerie-
verhältnifje wurde wenigftens in einem Falle ge-
macht. Mit Gefelj vom 19. April vorigen Jahres
ift die „Albertina“ (früher Befilj Erz\). Friedrich)
in Staatsbefilj übergegangen, Klährend des
Krieges waren die wertvollen Beftände wegen
Fliegergefahr in einem Banktrefor untergebracht.
Bei der Übernahme fand eine Überprüfung ftatt,
die eine Summe von 230000 Kupferftidben und
24000 Fjandzeicfmungen ergab, jucjidd) wur-
den vom Staatsdenkmalamt außer den alten
Räumen des Auguftinerklofters eine Reihe von
Prunkräumen des angegliederten Palais Friedrich
für die Sammlung beanfprucht und gleichzeitig
weitere anftoßende Räume der Staats- (früher
5of-)Bibliothek für die 200000 Blätter umfaf-
fende KupferftichTammlung und die mufikhifto-
rifche Sammlung zugewiefen, fo daß eine engere
Vereinigung diefer weltberühmten graphifcben
Sammlungen vollzogen wurde. Freilich ftößt
eine Einrichtung für Sammlungszwecke wegen
Mangels an Geldmitteln auch hier noch auf
Schwierigkeiten.
Eine Überficht über diefe Verhältniffe ergibt,
daß die Fjauptfchwierigkeiten der ftaatlidjen Ga-
lerien wohl in der geringen Bewegungsfreiheit
der ftaatlichen Behörden ihren Grund haben,
wobei materielle und politifche Faktoren eine
große Rolle fpielen. Gleichwohl Tcheint es in
vieler Fjinficht nur von der Eignung der ein-
zelnen Galerieleiter abzuhängen, ob fie diefen
3uftänden zum Crotj eine zielbewußte Cätigkeit
entfalten können. Da ift dann immer noch die
anfpornende freie Konkurrenz zwifchen den ein-
zelnen Hnftalten und eine perfönliche Fühlung-
nahme der einzelnen Leiter im Sinne einer Klar-
ftellung der Intereffenfphären beffer als eine
beamtifche 3entralifierung, die fiel) höchftens
auf die wirtschaftliche Organifation befchränken
dürfte. Notwendig wäre aber dennoch eine
zentrale verantwortliche Stelle, die die Intereffen
des öfterreichifchen Kunftbefiljes nicht nur zu
wahren hat, fondern der auch eine entfcheidende
oder wenigftens maßgebliche Stimme in Kunft-
angelegenheiten zukommt. Es braucht dies-
bezüglich nur auf die neuerdings wieder akut
gewordene italienifche Affäre verwiefen zu wer-
den, um zu erkennen, wie machtlos die be-
gehende Mufeumskommiffion ift. Die Angelegen-
heit felbft habe id) an anderer Stelle dargelegt

(f. Fjeft 20, S. 754). Immerhin ift es zu begrüßen,
daß man wenigftens von der einen oder andern
Seite begonnen hat, einigermaßen Leben in die
ftagnierenden 3uftände zu bringen. — (Herfen
wir fchließlid) noch einen Blick auf die größeren
Kliener Privatgalerien, fo erfcheinen fie in einem
todesähnlichen Schlaf. Klenn auch die Befifeer
durch die Freigabe von Befuchsftunden der
Öffentlichkeit einen Anteil an ihren Schäden
zuerkennen, fo kann das doch nicht genügen,
um den fid) felbft auferlegten Pflichten gegen
die Öffentlichkeit, aber auch den Pflichten gegen
die Kunftwerke als folche in modernem Sinne
gerecht zu werden. So befi^t weder die be-
rühmte Liechtenfteinfche Sammlung noch die
GalerieCzernin undSchönborn einen entfprechen-
den und kaufbaren Katalog, die Fjarrachfche
Galerie ein veraltetes, ebenfalls nicht erhält-
liches Verzeichnis aus dem Jahre 1889. Eine
wirkliche Leitung diefer Sammlungen exiftiert
überhaupt nicht, oder fie ift einem mehr oder
weniger gefehlten Diener anvertraut. Klas
Fjängung und Auswahl der Bilder anlangt, fo
fteht wohl die Liechtenfteingalerie mit ihrer vor-
nehmen, den intimen Charakter einer Privat-
fammlung wahrenden Aufmachung an erfter
Stelle, doch würden die fehr ungeeigneten, voll-
behängten Säle des oberen Stockwerkes einer
gründlichen Neuaufteilung und Separierung der
im Klüfte verfchwindenden Fjauptftücke bedürfen.
Durchwegs gilt dies auch für die drei anderen
genannten Sammlungen. Sollte fiel) da keine
fachliche Kraft finden, die fich im Intereffe der
Allgemeinheit und der Beßrer zur Verfügung
ftellt? Man hörte zwar vor längerer 3eiL daß
eine gründliche katalogifche Bearbeitung der
Liechtenfteingalerie vorbereitet werde; füllten
auch da kleinliche Kompetenzftreitigkeiten das
Unternehmen verhindert haben? Fj- G.
Vermächtnis Anders 3orn
3orn hat fein ganzes Vermögen dem fchwe-
difchen Staate vermacht. Sein Künftlerheim in
Mora, das reich auch an alten Kunftfchäljen ift,
wird nach den teftamentarifchen Beftimmungen
in ein 3orn-Mufeum umgewandelt. Außer-
dem erhält die Schwedifche Akademie den alten
Bellmanskeller „Frieden“, der ebenfalls dem
Künftler gehörte; der Mietzins foll jährlich als
Preis unter fchwedifdje Dichter verteilt werden.
Ämfterdam
In Ämfterdam (Keizersgradßt 496) wird dem-
nächst ein Mufeum für oftafiatifche Kunft eröffnet.
Den Grundftock der Sammlungen bildet die Kol-
793
 
Annotationen