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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 23
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Göbel, Heinrich: Würzburg und Fulda, [2]: ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Wirkteppichmanufakturen im 18. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0898

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CUÜrzburg und Fulda / Ein Beitrag zur Gefd)id)te
der deutfdjen Cüirkteppicljmanufakturen im 18. Jahrhundert
Mit 4 Abbildungen Von H. GÖBEL
(Fortfeßung aus Fjeft 22.)
Ende 1732 pat Pirot bisher zwei neue Kaminfchirme und einen neuen Klirkteppicß
fertiggeftellt, außerdem fünf alte Fjauteliffen, die fiel) in kläglichem 3uftande be-
fanden, in Stand gefegt. Die Eingaben des folgenden Jahres befcl)äftigen fiel) faft
nur mit der Regelung des'3ufcßuffes für die Leitungen. Das Verfahren der Fjofkammer
wirkt recht kleinlich- Nach langwierigen Verhandlungen wird die Koftfrage der Lehrlinge
endlich gelöft. Pirot erhält für feine 3öglinge wöchentlich insgefamt 1 fl. rl)n. fowie
6 Batzen für Kleidung. Die Jahre 1734 und 1735 bringen faft nur endlofe Ein-
gaben unferes Klirkers, der mit feltener Ausdauer um eine 3ulage von 1 Fuder Klein
und 6 Malter Korn kämpft. Die Einzelheiten entbehren fonderlicl)en Intereffes; von
größerer Bedeutung ift ein Bericht des Meifters über das von ihm verwandte Material.
Er benutzt die aus Flandern bezogene fogenannte englifd)e Porträtwolle, das heißt eine
feindraßtige KJolle, die das Pfund nicht weniger als 41/« Rtßl. koftet. An altem Beftand
find noch 353 Pfd. Klollgarn und 165 Pfd. Seide im Vorrat des FJocßftiftes. Die Seide
bezieht Pirot gleichfalls als englifche Klare über Flandern. Ende 1737 wird der FJof-
kammerrat Roffat mit der Abgabe der Rohmaterialien nach Gewicht beauftragt. Ent-
fprechend findet eine Nachprüfung durch Nachwiegen der fertiggeftellten Eapeten ftatt.
Das Verfahren ift allgemein bei Capifferiemanufakturen üblich- 1738 werden in einem
Fjofkammerprotokoll nochmals die Materialpreife erörtert. Ein Pfund englifche ein-
gefärbte Seide koftet 14 fl. rl). frei Klürzburg, ein Pfund Klolle 3 fl. 45 kr. Die Klare
kommt über Antwerpen und wird durch einen Kaufmann Meysner, wohl ein Klürz-
burger, bezogen. Die Fjofkammer findet es mit Recht verwunderlich, daß Pirot felbft
ein Pfund Seide mit 26 fl- 8 bzn. rl)., ein Pfund Klolle mit 6 fl. 45 kr. rl). angefe^t und
verrechnet hat. Die Materialverwaltung feßeint überhaupt ein feßwaeßer Punkt der
Klürzburger Manufaktur gewefen zu fein. Die Verlockung, die wertvollen Roßftoffe
anderweitig zu verwenden, liegt zu naße. Die Klagen über Unklarheiten in der Material-
verwaltung kommen verhältnismäßig häufig vor.
Qm die Mitte des Jahres 1775 arbeitet Pirot infolge der Perfonalunion der beiden
Bistümer in der Fjand Friedrich Karls von Scßönborn an Ausbefferungsarbeiten der
Fjauteliffen aus den Bambergifcßen Scßlöffern.
Des Meifters immerwährender Kampf um Lohnerhöhung, der fiel) zum Schluß auch
noeß auf die Fjolzlieferung erftreckt, läuft endlich für ißn einigermaßen fiegreicß aus.
Nacß mehrfachen kleineren 3ulagen, wird durch Refkript vom 2. September 1739 ein
jährliches Geßalt von 120 fl., das Koftgeld mit 104 fl., ferner eine 3uweifung von 9 Malter

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