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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 23
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Von Künstlern und Gelehrten
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Neue Graphik
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0912

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Neue Graphik

als Dezernent für Kunft- und Cheaterangelegen-
heiten in das Polizeipräfidium zu Berlin be-
rufen worden. — Qenry Chode, deffen Ver-
diente um die deutfehe Kunftwiffenfdjaft an
diefer Stelle nicl)t erft umfchrieben werden brau-
chen, ift kürzlich an den Folgen einer Operation
im Älter von 64 Jahren in Kopenhagen ge-
ftorben. -— GCI illi Geiger, der bekannte Münchner
Radierer ift als Profeffor an die Münchner Kunft-
gewerbefchule berufen worden. — In Paris hat
fiel) unter der Leitung des ruffifchen Malers La-
rionow und der Malerin Gontfcharowa ein
größerer Kreis internationalerKünftler zufammen-
gefchloffen, der unter dem Namen „Les Pa-
relleles“ die „Hüiederherftellung des Kreislaufes
der Kunft unter den Völkern“ zum Siele, hat.
Die „Parelleles“ geben gleichzeitig eine eigene
3eitfd)rift unter gleichem Namen heraus. — Der
bekannte deutfehe Bucfjkünftler F. 5. Ehmke
ift kürzlich als Lehrer, zunächft für ein Jahr, an
die Kunftgewerbefchule in 3ürieh berufen wor-
den, um hier die Äbteilung für Schrift- und
Buchkunft zu leiten. Eine umfaffende Ehmke-
Äusftellung im 3üricher Kunftgewerbe-Mufeum
gibt gegenwärtig einen Überblick über die Lei-
tungen des Künftlers, die der Schweizer Preffe
Gelegenheit bieten, auf die Bedeutung diefes
Mannes hinzuweifen.
Neue Graphik
Ein Doftojew[ki-3yklus
Freunde graphifcher Kunft feien auf eine fchöne
Veröffentlichung hingewiefen, die bereits vor
längerer 3eit in Prag erfchien und den bekannten
Maler, Architekten und Graphiker Vlaftislav
Fjofman zum Verfaffer hat. Äus einer tiefen
Einfühlung in das Oüefen Doftojewfkifcher Ge-
ftalten heraus, die vifionär gefehen find, hat
Fjofman, der einer der Führer der jungen tfd)ed)i-
fchen Kunft ift> dreißig Porträts, die fern von
jeder eindeutigen Hüirklichkeit fteßen, gefchaffen
und in einer monumentalen Ausgabe vereinigt1.
Diefe 3eid)nungen, im Cypifchen der Form wohl
einander naheftehend, durchlaufen in ihrer künft-
lerifchen Geftaltung und Ausdruckskraft gewiter-
maßen die weitgefpannte Skala aller mensch-
lichen Emotion. Der Verfuch, die Seele des
Slawen in dem öüerke Doftojewfkis zu deuten
und hinter dem Schleier der Phyfiognomien auf-
leuchten zu laten, ift hier von einem Künftler
gewagt worden, der nicht nur ein Meifter des
Stiftes ift, fondern zugleich ein Dichter von über-
1 Vla[tislavF)ofman: F. M. Doftojevskij. (Zyklus triceti
kreseb Üvodni studii o Dostojevskem napsal Jan Bartos
1917. Nakladatel Fr. Borovy v Praze.

zeugendfter und fuggeftivfter Eindringlichkeit des
Gefühls. Es wird die Gelegenheit kommen,
auch im Rahmen diefer 3eitfd)rift einmal aus-
führlicher dem Schaten Fjofmans gerecht zu
werden und dann darf man vielleicht verraten,
auf welchem Hintergrund feelifcher Qualen ge-
rade diefe dreißig Köpfe entftanden find, die
etwas von Codesftarre oder doch das Lächeln
des Sterbenden an fiel) tragen, Gleicbnite auf
die Leiden eines Volkes, das feit Jahrhunderten
unterdrückt und geguält, auch in feiner Ver-
zweiflung die Fjoffnung auf Erlöfung nicht be-
graben mochte. So find diefe Geftalten der Dofto-
jewfkifchen Dichtung nur Symbol des eigenen
Leides. Aber vielleicht darum gerade fo erfdjüt-
ternd groß. — 3U bedauern bleibt, daß diefe
Ausgabe, die es wirklich verdient hätte, deutfd)
wohl fo bald nicht erfcheinen wird, aber trotz-
dem wird die Literatur fie fortan ebenfowenig
überfehen dürfen wie die bildende Kunft.
Von einer anderen Seite zeigt [ich Fjofman
als Illuftrator in einem kleinen Gedichtbuch
„Svatebni Kosile“ (Fjochzeitshemden), mit
dem der tfd)ed)ifche Volksdichter K.Jar. Erben
eine Erzählung im Stil von Bürgers „Lenore“
veröffentlicht. 3u diefem Poem fdjuf der Prager
Künftler einen Bildanhang mit 3eicl)nungen, die
viel von gefpenftifcher Mondfcheinftimmung
haben und eine Freiheit des zeid)nerifd)en Stils
verraten, der dem Meifter alle Ehre macht. B.
Der deutfehe Maler Diejz Edzard, der fid)
feit zwei Jahren in Fjolland aufhält, hat im Selbft-
verlag eine Mappe mit fünf Radierungen ver-
öffentlicht. Das in Pergament gebundene Hüerk
trägt als Eitel: Ave Maria. Voran geht ein
Äbfchnitt aus dem XXIII. Kapitel des Soliloquium
animae von Chomas Fjomerken a Kempis. Die
Radierungen find aber keine Illuftrationen zu
dem mittelalterlichen Cext, der nur als ein mufika-
lifches Vorfpiel gedacht ift. Die beften Blätter
find eine Verkündigung und eine Madonna mit
Kind. Die übrigen Radierungen bringen Dar-
ftellungen von betenden und mufizierenden Engeln.
Das Ganze ift von einer rührenden, traumftillen
Innigkeit. —a—
Die Galerie Simon in Paris kündigt das Er-
fcheinen eines Cüerkes von Fritz R* Vanderpyn,
„Voyage“, mit 14 Fjolzfchnitten von Maurice
Vlaminck an, das in diefen Lagen heraus-
kommen foll. 15 Exemplare werden auf Japan-
papier abgezogen und koften Frcs. 225.—;
90 Exemplare erfcheinen auf van. Gelderpapier
zum Preife von Frcs. 90.—.
• Der Verlag von Älbrecht Blau zu Berlin er-
öffnet feine Verlagstätigkeit mit der Verausgabe

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