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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 24
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0945

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Gräfe am Schluß feiner Vorrede bemerkt, daß
das erfcßöpfende Courbet-derk noch feines
Autors harre, fo ift das ein fympathifcbes 3eichen
großer Befcbeidenheit, die fonft bei deutfcßen
Autoren feiten ift. Jedenfalls haben wir heute
in dem Buche Meier-Gräfes das klaffifcheCourbet-
derk vor uns, ein Buch über Kunft, deffen feiner
prickelnder Reiz die Lektüre zu einem künft-
lerifcben Genuß erften Ranges ftempelt. die der
Verfaffer denMenfchen und Maler Courbet fieht
inmitten des Milieus und im prachtvoll ftarken
Äufbau feines derdens, das zu fchildern, ver-
mochte nur ein fo vollendeter Meifter des dortes
wie es M.-G. ift. Der Verlag hat feinerfeits dem
merke feine ganze Liebe zugewendet. Der Cafel-
Änhang gibt eine erfchöpfende Überficht über
die Hauptwerke Courbets; mit befonderer Dank-
barkeit begrüßt man außerdem die vielen Detail-
aufnahmen, die mehr noch als die Gefamtdar-
ftellungen für die malerifche Könnerfchaft diefes
Revolutionärs zeugen.
Als ich das Buch von Fritj Lugt, das den
vielfagenden Citel trägt „Mit Rembrandt in
Ämfterdam“ zuerft in die Hand bekam, habe ich
nicht wenig über den Mut des Verlegers ge-
ftaunt, ein folches derk und zumal in diefer
wahrhaft koftbaren Aufmachung und reichen
illuftrativen Äusftattung deutfch herauszubringen.
Heute, wo ich mich nach einigen ftillen Äbenden,
die ich im Genuß diefes Buches verlebte, hin-
felje, um es den Freunden und Lefern diefer
3eitfchrift aufs angelegentlichste zu empfehlen,
bin ich davon überzeugt, daß diefes derk auch
in Deutfchland einen nachhaltigen Erfolg haben
wird. DennwirDeutfche lieben unferenRembrandt
und werden nie mehr von ihm loskommen und
wir lieben nicht weniger Holland und die ma-
lerifche Stadt an der Ämftel. Ämfterdam aber
mit Rembrandts Äugen zu feben und in feinem
Geifte (um nicht zu fagen in feinem Sdjickfal)
zu erleben, das ift ein wahrhaft künftlerifcher
Genuß. Diefes Buch, das mit einer bezwingen-
den Einfühlung in das derk und das reiche
Menfchentum diefes Großen gefchrieben ift, ift
nicht weniger ein Buch über Rembrandt als über
die Stadt feines tragifchen Schickfals, Ämfterdam.
Diefes Buch aber ift zugleid) auch ein Beweis
für die Catfache, daß Rembrandts ganzes künft-
lerifcßes Lebenswerk im lebten nur in diefer
Stadt verankert war, aus diefem Milieu heraus
Äuftrieb und Reichtum feiner künftlerifchen Kräfte
erfuhr. Der Kunfthiftoriker wird überdies dem
eifrigen Forfcher Lugt für feine zahlreichen Ent-
deckungen dankbar fein, die zum erftenmal die
Identität zwifcben Örtlichkeit und den Doku-
menten der Rembrandtfchen Kunft nachweifen.

Darüber wäre an anderer Stelle noch befonders
zu fprechen. Äber felbft diefe neuen Catfachen
der Forfchung find belanglos im Vergleich zu
dem, was das Buch rein künftlerifch mitzu-
teilen hat. Der reiche dert des derkes liegt
in dem Erlebnis, das es für feine Lefer bereit-
hält. Es ift die Synthefe aus Rembrandts un-
vergänglichem Künftlertum und dem Geifte der
Stadt, die wir nie anders denn mit den Äugen
diefes Künftlers innerlich erfchauen konnten. Ein
prachtvolles, ein fchönes, ein ergreifendes Buch,
das feinen «lieg machen muß.
Das von Johannes Guthmann überSlevogt
herausgebrachte derk, das Paul Caffirer den
Freunden diefes deutfchen Malers vorlegt, hat
nur einen Fehler und der betrifft den Citel als
folchen. „Scherz und Laune“ fagt gegenüber
dem dert diefes Buches gar nichts und verführt,
beftenfalls zu falfctjen Schlüffen. In dirklich-
keit nämlich ift Guthmanns Buch die Mono-
graphie über den Künftler Slevogt und nicht
weniger als dies. Behaglich plaudernd verfteht
es der Verfaffer ausgezeichnet, uns den Menfchen
und Künftler Slevogt näherzubringen, die ein
Märchen ift das Leben des Meifters erzählt.
Dann geht es weiter zur Perfönlichkeit, die nicht
ohne Humor analyfiert wird und fchüeßlich wird
den derken felbft ein breites Kapitel eingeräumt.
Von den köftlichen Illuftrationen führt der deg
über die Pbantafiegemälde zu den Bildniffen,
von hier zu den Fresken der Gartenhalle in Neu-
Cladow (die übrigens von Caffirer eben in einer
eigenen prachtvollen Publikation ediert worden
find). Den Schluß bildet die „3auberßöte“. Ein-
geftreut find in den Cext unzählige jener Ge-
legenheitsarbeiten Slevogts, die eben bei Scherz
und Laune entftanden find und deren Änblick
dem Verfaffer offenbar nicht umfonft bei der
Niederfchrift feines mit därme und ftarkem
Empfinden fürdasdefentlictjegefchriebenenBuch
mannigfache Anregungen vermittelt haben.
Über einen jüngeren in Deutfchland noch weniger
gekannten Maler fchrieb ähnlich Leo Balet,
der feinem jungen Freunde, dem Bremer Maler
Dieh Edzard bei Rowohlt eine fchöne Veröffent-
lichung gewidmet hat, der einunddreißig Cafeln
als Anhang beigegeben find. Daß der fecßs-
undzwanzigjährige Edzard, der die lebten Jahre
hauptfächlich in Holland gemalt hat, ein ftarkes
nach innen gekehrtes Calent ift, deffen derke
voll innerlichen Schauens find wußte man be-
reits von feinen erften Ausheilungen in Deutfch-
land. Balet gibt nachfühlend eine Schilderung
diefes derkes und feiner befonderen künftleri-
fchen Einteilung. Für ihn war die Kunft des
jungen Meifters ein ftarkes Erlebnis und fo ha t

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