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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921

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Heft 13/14
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Kunstpolitik
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Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.27278#0425

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Kunftpolitik — Sammlungen

aber Amerika ift nod) iange nid)t befriedigt.
Cäglich wad)fen die Sammlungen feiner Mufeen
an. In Cambridge find ein Direktor und ein Sub-
direktor jetzt dabei, frübitalienifcbe und andere
Biider zu fammein. Sie kaufen fie aus eigens
dazu beftimmten Mittein auf, um fie nachher an
Mufeen weiterzugeben. Ein kieines Mufeum,
wie das feit etwa 15 — 17 fahren in Klorcefter
beftebende, kann beute bereits eine ausgefuebte
Koiiektion itaiienifeber Quattrocento-Skuiptur,
einen Saai vorzüglicher Italiener und früher Hol-
länder, einen Saal mit (Uerken der 17 ewigen
bolländifcben Meifter und dann noch amerika-
nifebe Kunft ufw. aufweifen. Jedes Jabr begibt
der Direktor fid) amtshalber etliche Monate auf
Reifen, um feine Einkäufe zu machen.
So darf das doch nicht weitergeben. Es wird
hier auf dem Gebiet des Mufeumswefens — das
ift bekannt genug — außerordentlich febarf ge-
arbeitet und an Blick und Kenntnis kann es fo
mancher Privatfammler hier mit denen in Europa
aufnebmen.
Doch id) beginne abzufd)weifen. Ich wollte
noch berichten, daß die berühmten Ankerträger
von Jofef Israels, durch Abbildungen wohlbe-
kannt, in Bofton in der Galerie des Herrn Logan
hängen, nebft einem der febönften Kleißenbrucbs,
die ich kenne. Und dann noch, daß in der Ga-
lerie Frick mitten unter all den Rembrands, Ver-
meers, Van Dijcks, unter den Ruisdaels, Hals und
Cuyps ein ganz modernes Bild hängt, nämlich
„Die Brücke" von Jakob Maris. Und das Erftaun-
liche ift, daß es ficb vollkommen in feine Um-
gebung eingliedert. Diefer Jakob Maris gehört
einfach dazu; feine Kunft ift lebten Endes die-
felbe, raffige, durch und durch holländifche, die,
wie alle reine, wahre Kunft bei uns, ftets nach
oben kommt. Auch hier ift Majeftät, entfprungen
aus der Kraft des Malerifchen und dem eigen-
artigen Aufammenwirken von zarteftem Fein-
gefühl für Con und Farbe, einer Creffficberbeit
des Ausdrucks und einer einheitlichen.Durch-
führung des Meifterwerks bis ins letzte und
kleinfte.
Auch Bosboom und Mauve, befonders letz-
terem, begegnet man hier häufig. In Bofton
und Chicago fab ich ganz große, unglaublich
zart gemalte Aquarelle; vor allem eins von
Mauve in der Galerie Cbomas und Evans in
Chicago: Heide mit Schafen auf einem Sand-
weg, in dem die Schönheit der fcblicbtenLand-
febaft und die drückende Schwüle des Sommer-
tages wunderbar zum Ausdruck kommt.
Es gibt hier alfo genug zu genießen, um fo
mehr, als der Befuch der Galerien und Privat-

fammlungen ohne viel Schwierigkeiten erreicht
werden kann, und nur allzuleicht könnte man
über die Freude an foviel Schönem den Schmerz
darüber vergeffen, was Europa doch verloren hat.
Sammlungen
MufeumsfüHrer
Das Hamburgifche Mufeum für Kunft und
Gewerbe eröffnet die Folge feiner Führer mit
einem von KI alt er H- Dammann bearbeiteten,
durch acht Cafeln ausgeftatteten Heft „Alt-
Babylonien undAlt-Agypten, das in klarer
Überficht die kunftgewerblicben Hinterlaffen-
febaften aus diefen beiden großen Kulturepochen
verarbeitet und künftlerifcb umreißt. Diefer Führer
ift deshalb als eine Art Handbuch dankbar zu
begrüßen.
Das Römifcb-Germanifcbe Central-Mu-
feum in Mainz hat kürzlich als 9. Band feiner
Folge von Katalogen aus der Feder von Klolf-
gang Fritz Volbad) ein illnftrativ reich aus-
geftattetes Heft über die Metallarbeiten des
chriftlichen Kultes in der Spätantike und
im frühen Mittelalter herausgebracht. Diefe
ebenfalls febr wichtige und nützliche Arbeit ver-
fuebt eine Überficbt über die verzierten, fpät-
antiken Metallarbeiten zu geben, foweit fie im
chriftlichen Kulte Verwendung gefunden haben.
Es ift nur zu begrüßen, daß der kenntnisreiche
Verfaffer über die Schäle des Mufeums hinaus
auch andere wichtige Dokumente der 3eit wiffen-
fdiaftlid) mit verarbeitet hat.
Einen kurzen Führer durch das Kurpfälzifche
Mufeum der Stadt Heidelberg hat kürzlich
der verdiente Direktor diefer Sammlung, K. Loh-
meyer, herausgegeben, der ficb an die von ihm
beforgte Neuordnung der Sammlung anlehnt, die
zum Ceil febr wertvolle, bisher magazinierte
Beftände an die Öffentlichkeit bringt. Dem hier
empfohlenen Klegweifer, der für pcb wiederum
ein Beweis der künftlerifcben Aktivität des Direk-
tors ift, dürfte fpäter nach Vollendung der Neu-
ordnung ein ausführlicher Katalog folgen.
Die (üürzburger Refidenz
In Hlürzburg hat ficb ein Komitee gebildet,
zur Öffnung der Prunkräume der Refidenz
nach Vorbild von München. Vom 18. Juni an
ift der Zugang zu den Sälen ohne Führung ge-
öffnet, fo daß man nach Belieben [ich in ihnen
aufhalten kann. München hat feine Hilfe zu-
gefagt in der reicheren Ausftattung des Inneren
aus Stücken, die inzwifeben nach München ge-
bracht waren. Einige Möbel, Ceppicbe, die
große Anficht der Refidenz und das Modell zu

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