Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921

DOI issue:
Heft 15/16
DOI article:
Ausstellungen
DOI article:
Von Künstlern und Gelehrten
DOI article:
Büchersammelwesen
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.27278#0483

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Von Künstlern und Gelehrten

Büd)erfammelwefen

Stock f)ol m
Für das näd)fte Frühjahr, Februar-März, ift
eine gewählte Ausftellung deutfcher Kunft in
den Räumen von Liljevalchs Konfthall vor-
gefehen, die Gemäide, Drucke, Zeichnungen und
illuftrierte Bücher aus den lebten Jahrzehnten
und der Gegenwart umfaffen foll. Das Aus-
ftellungsmaterial wird in der Hamburger Kunft-
halie gesammelt werden.
Von KünfHern und Gelehrten
Klilhelm Pinder, Ordinarius der Kunftge-
[chichte an der Kniverfität Leipzig hat als Nach-
folger des verstorbenen Max Dvorak einen Rut
an die Kliener Univerfität abgelehnt. — Der
wiffenfchaftliche Hilfsarbeiter am Hamburgifchen
Mufeum für Kunft und Gewerbe, Dr. Klalter
H- Dammann, den Lefern des Cicerone durch
feine Beiträge über Landolin Ohmacht in Heft 1
und 4 diefes Jahrganges bekannt, wurde zum
Direktor des Kunftgewerbemufeums der Stadt
Flensburg gewählt. Er wird der Berufung am
1. Oktober des Jahres Folge leiften. — Ewald
Dülberg, eine der ftärkften Begabungen unter
den jüngeren deutfchen Künftlern, zumal auf
graphifchem Gebiet, ift als Profeffor an dieKaf-
feler Akademie berufen worden und wird da-
felbft dieMeifterklaffe für Graphik übernehmen.
Diefe Eatfacbe dürfte als ein entfcheidender
Klendepunkt in dem bisher beliebten akademi-
fchen Kunftbetrieb betrachtet werden.
Bücherfammelwefen
Bibliophiles aus Österreich
Die Leiftungen der Buchkunft in Öfterreich,
diefes Deutfchiand noch immer fo fernen und
unerfchloffenen Kulturdiftriktes, haben auch m
der Nachkriegszeit an Ausbreitung gewonnen
und brachten zahlreiche künftlerifche Hände zu
eifriger Regfamkeit, ohne in Prunk auszuarten.
Im Mittelpunkt des Intereffes ftehen die Er-
zeugniffe des Avalun-Verlages, der in we-
nigen Jahren eine Reihe fchöner Buchindividuen
fchuf. Die erften vier Drucke wurden hier be-
reits befprochen.
Die fünfte Publikation widmete der Verlag
Stephane Mallarmes „Nachmittag einesFauns
und einigen Blättern Profa", die Arthur Roeßler
ausgewählt und Erwin Rieger übertragen hatte.
Der Druck wurde in den Preffen der Staats-
druckerei zweifarbig in Blau und Braun in der
Plinius-Antiqua hergeftellt, deren Plaftik im tief-
fchwarzen Druck noch kräftiger zum Ausdruck
gelangt wäre.

Der fechfte Mufterdruck bringt Jakob Böh-
mes, des teutonicus phdosophus „Vom über-
finnlichen Leben" in einer feierlichen, um 1800
gefchnittenen Klalbaum-Antiqua, bei J. Fjegner
in Hellerau gefegt und zweifarbig, Schwarz- mit
Rotdruck verteilt auf fchwerem Schöpfpapier ab-
gezogen. Die rein typographifche Schönheit hat
ein wirkfames Gefamtbild gefchaffen, die dem
Geifte des Eextes angeordnet ift und ihm die
würdigfte Geftaltung verleiht.
Zum fiebenten Druck, C.F. Meyers „Hochzeit
des Mönchs", lieferte Alois Kolb zwölf graphifche
Nachfchöpfungen, die auf der Fjandpreffe der
ftaatlichen Akademie für graphifche Künfte und
Buchgewerbe in Leipzig hergeftellt wurden. Den
Cextdruck in der alten Goefchen-Antiqua be-
forgten Poefchel &Crepte. DieÜbereinftimmung
zwifchen Eext und Illuftration, die zu den fel-
tenen und rätfelhaften Geheimniffen der Men-
fchennatur gehört, wirkt wunderbar zufammen.
Als achter Druck befindet fich zur Jahrhundert-
feier Dantes die Vita nuova in Vorbereitung, in
einer großen Folio-Ausgabe mit FJolzfchnitten
von Erwin Lang.
Der Verlag Artur Kloif, der feit Jahren eine
erfolgreiche Tätigkeit auf dem Gebiete der illu-
ftrierten Bücher und der Luxusausgaben ent-
wickelt, ließ einige literarifcße Neudrucke er-
fcheinen, deren buchgewerbliche Anordnung ge-
radezu vorbildlich genannt werden muß. Vol-
taires Märchenroman „Die Prinzeffin von
Babylon" überfeineErnftRoenau in einer Sprache,
die ailen Feinheiten des Originals gerecht wird,
und Rolf Schott fchmückte das Klerk mit zehn
wunderbar zarten und zierlichen Radierungen,
die fich der Ehmcke-Antiqua fehr glücklich ein-
fügen. Die Vorliebe desVeriages fürE.G. A.Fjoff-
mann hat je§t einen Neudruck der „Prinzeffin
Brambilla" hervorgerufen, welcher die merk-
würdigen Zeichnungen und Radierungen Callots
nach Originalen der Kliener Hofbibliothek wieder-
gibt. Die 16 farbigen Steinzeichnungen Eduard
Gaertners, die voll zeichnerifcher Feinheit und
geheimnisvoller Lebendigkeit die durch den Eext
gefchaffene Stimmungsfphäre verftärken, ftehen
im engen Zufammenhang mit der Buchfeite und
erfüllen damit die Forderung des illuftrierten
Buches.
Das berühmte Füllhorn der Amalthea, aus
dem man nach Ovid nehmen könne, was man
nurwünfehe und das fich der gleichnamige Verlag
als Symbol wählte, fpendete den Liebhabern
koftbarer Drucke Fjugo von Fjofmannsthals
„RodaunerNachträge", Nachträge zu den Schriften
des Dichters, der in Rodaun bei Klien feinen
Klohnfit; hat. Das Impreffum der bei Drugulin

453
 
Annotationen