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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

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Heft 1
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Göbel, Heinrich: Das Brüsseler Wirkergeschlecht der van den Hecke
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https://doi.org/10.11588/diglit.33342#0053

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3um Schluffe des Profpektes teilt der Klirker mit, daß er jederzeit bereit fei, aud)
einzelne Eeppicße der genannten Serien abzugeben, oder das eine und andere Stück
nach Klunfcß in den Äbmeffungen vergrößert oder verkleinert ßerftellen zu laffen.
Die Sammlung der Stadt Gent befitjt verfcßiedene Bildteppicße aus der Manufaktur
des Peter van den Fjecke. Der Spätzeit des Äteliers gehört ein Behang an, der das
Innere eines fürftlicßen Frauengemacßes zeigt. Die Damen find eifrig mit Spinnen,
Spulen und dem Verarbeiten eingefärbter köftlicßer Klollen befcßäftigt. Es ift fcßwer zu
fagen, zu welcher Folge diefes vereinzelte Stück gehört. Der Katalog der Brüffeler
retrofpektiven Kunftgewerbe-Äusftellung 1880 führt den Eeppicß unter der Bezeichnung
„Die Frauen des Darius“. Möglicßerweife handelt es fid) um eine finnbildliche Dar-
ftellung, die mit dem zweiten Stück, das gleichfalls der Stadt Gent eignet, und den
Genius der Kliffenfcßaft, umgeben von gelehrten Männern wiedergibt, zu der gleichen
Serie gehört. Sollten nicht Klandteppicße aus den „Freuden der Kielt“ in Frage
kommen? Der unter dem Eitel „Der Friede“ in dem Kataloge der Ausftellung er-
wähnte Beßang bildet die Fortfetjung; möglicßerweife ift die Darftellung mit dem „Über-
fluß“ identifd). Ein weiblicher Genius thront in den Klolken, in den Bänden den Öl-
zweig. Der Reichtum läßt aus dem Füllhorn Gold und Gefcßmeide ßerniederftrömen.
3erbrocßenes Kriegsgerät deckt den Boden. Ällegorifd)e Geftalten und Amoretten ver-
herrlichen Kunft, Kliffenfcßaft und Bändel. Vielleicht mit noch meßr Recht laffen fid)
die beiden erften Eeppicße mit der Signierung Meifter Peters der Folge der „Berühmten
Frauen“ einreiljen. Es würde fid) dann um Penelope und Sappßo handeln. Daß das
Programm die Serie nicht aufzäßlt, dürfte feinen Grund darin haben, daß die Reiße
erft nach der Abfaffung aufgenommen wurde.
Dem gleichen Atelier gehört eine Klirkerei aus der Gefcßicßte Roms an: Clölia und
ißre Gefährtinnen auf der Flucht.
Einen vereinzelten Eeppicß — eine junge Dame übt in einem ParkEoilettenkünfte — mit
der Signierung P. V. D. H. befitjt die Stadt Paris. Klaßrfcßeinlich kommt van Scßoor als Patro-

nenmaler in Frage.
Peter van den
Becke ftirbt 1752
und wird am 19. Fe-
bruar in der Kirche
Notre Dame de la
Cßapelle beigefefet.
Seinen beiden Eßen
entfproffen nur
Eöcßter. Die Ma-
nufaktur erlifcßt, die
Klarenbeftände und
Kartons werden
verfteigert. Unter
den Patronen findet
fid) u. a. eine Ge-
fcßicßte der Pfycße
von Jan van Orley
und eine Reiße „Die
Berühmten Frauen“
nach den Entwürfen
von De Baefe. Die
bekannte Biftorie
Cupidos und Pfy-
cßes war kurz zu-

Otto van Veen. Stid) aus den Emblemata
Boratiana 1684L „Niet sneller dan de Cyd.“

vor für eine für
Maria Eßerefia be-
ftimmte Folge be-
nutzt worden, die
waßrfcßeinlich nicht
zur Ablieferung
kam. Das Inventar
des öfterreicßifcßen
Eextilienfcßa^es er-
wähnt keine der-
artige Reiße mit der
Signierung des Pe-
ter van den Becke.
An vorrätigen
Klandteppicßen
weift der Nachlaß
des Meifters außer
einer Gefcßichte des
Don Quijote, die
Folge der Berühm-
ten Frauen, die woßl
nur diefes eine Mal
gefertigt wurde, und
einen Jaßreszeiten-
teppicß auf.

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